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Institut Dr. Flad
Berufskolleg für Chemie, Pharmazie, Biotechnologie und Umwelt

Ausbildung mit Markenzeichen. Seit 1951.

Musik im Gespräch

Konzertreihe mit Roland Heuer

Ein Abend voll kindlicher Geniestreiche
"Kids komponieren" - Abwechslungsreiches Gesprächskonzert mit Frühwerken von Rossini und Mozart im Theaterkeller

Freitag, 29. Februar 2008
Theaterkeller im Institut Dr. Flad

Ein veritables Geburtstagsständchen hatten sich die Asperger Kammersolisten für ihr 13. Konzert im Theaterkeller des Instituts Dr. Flad ersonnen: Die Gunst des Schaltjahres nutzend, galt es dem am 29. Februar 1792 geborenen Gioachino Rossini, welcher strenggenommen erst zum 54. Male seinen Geburtstag hätte feiern können, zu huldigen. Ganz trefflich zu solch nomineller Verjüngung passte dann auch das Thema des Abends "Kids komponieren - Genies mit 12", welcher eindrucksvolle Zeugnisse jugendlichen Einfallsreichtums von Rossini und Mozart zu Gehör bringen sollte.

Anlässlich einer Wette soll der zwölfjährige Gioachino in der Sommerfrische bei Ravenna seine sechs Streichersonaten für den Bassgeigenden Kaufmann Triossi innert dreier Tage komponiert haben. Das Erstlingswerk gefiel dem gönnerhaften Dilettanten, welcher die Stücke sogleich zusammen mit zwei ebenfalls musikliebenden Familienmitgliedern, freilich unter Mitwirkung des Schöpfers, nach dem Urteil des Letztgenannten "ganz hundsmäßig" zur Uraufführung brachte. In der Tat, die zunächst ganz unterhaltsam, gefällig daherkommenden Piècen bedürfen schon ausgereifter Fingerfertigkeiten, um ihnen den erfrischenden Zauber der schon erkennbaren Merkmale des späteren musikdramatischen Stils zu entlocken. Wie wohltuend, dass sich die Asperger Kammersolisten, Roland Heuer, Ikuko Nishida-Heuer (Violine), Xaver Paul Thoma (Viola), Joachim Hess (Violoncello) und Stefan Koch-Roos (Kontrabass), in gewohnt klangfarben- wie geistreicher Manier an eine solistisch orientierte, vollauf überzeugende Interpretation machten. Die Sonate in A-Dur begann überaus lebhaft, gleichsam wie der soeben aufgedeckte Quell schöpferischer Inspiration heraussprudelnd, wirkte aber noch etwas pasticciohaft, denn es gab ja große Vorbilder in dieser Gattung, an welche sich anzulehnen eine gute Stütze eigener Ideen schien. Besonders fein und schon recht eigenständig geriet der langsame Satz, mit dramatischem Geschick in der dialogischen Ausgestaltung der Stimmen, bevor das Presto gänzlich flott und neckisch für sich einzunehmen wusste.

Nun zu Mozart, der als musikalisches Wunderkind schlechthin gehandelt wird, über dessen frühe Jahre aber darüber hinausgehend meist wenig Fundiertes bekannt ist. Aus diesem Grunde war es überaus gelungen, dass der Staatsschauspieler Wolfgang Höper etliche Passagen aus Brigitte Hamanns im anekdotenhaften Plauderton gehaltenem Buch "Nichts als Musik im Kopf" rezitierte und das Publikum so am Lebensalltag des jungen Genius teilhaftig werden ließ. Mit besonderem Nuancenreichtum entlockte Höper dem Text so manche Pointe, gekonnt verlieh er Leopold und Wolferl Mozart seine Stimme, ließ die ausgedehnten, ereignisreichen Reisen der Familie durch halb Europa ganz plastisch, aber immer mit einem feinsinnigen Augenzwinkern vor Augen treten.

Episodenhaft erscheinen auch die dargebotenen Musikstücke, so etwa das noch gänzlich konventionell gehaltene und auch herzallerliebst dargebotene Menuett mit der Köchelnummer 1, bei dessen Niederschrift der Tonschöpfer gerade sieben Jahre alt gewesen ist. Voller Elan schon zeigte sich die Sinfonia zu dem Singspiel "Bastien und Bastienne", fünf Jahre später entstanden, grazil die Salzburger Menuette KV 65a, einfallsreich das auf der Italienreise 1770 entstandene erste Streichquartett mit einem überaus sanglichen ersten und einem überschäumend kraftvollen zweiten Satz, welche von den Asperger Kammersolisten mit besonderem Ausdruck vorgetragen wurden.

Zum anregendsten Geniestreich des Abends geriet jedoch das Divertimento D-Dur KV 136, welches schon zu Beginn die charakteristische Tonsprache des 16-jährigen Mozarts offenbart. Die Musiker leben die unterhaltsame Musik ganz vorzüglich aus, gleiten aber nicht in oberflächliche Galanterie ab, sondern widmen sich in aller Ernsthaftigkeit dem doch komplexen Tonsatz, welcher eben die Grenzen der Schul- und Mittelmäßigkeit überschreitet und von Einfallsreichtum sprüht. Das Andante wirkt wie ein köstliches, charmantes Intermezzo, ein retardierendes Moment, das dem atemberaubenden Schluss noch mehr Kontrast verleiht. Geschwinde preschen die Stimmen davon, liefern sich gleichsam ein glanzvolles Wettrennen, das alle mitreißen muss, vereinigen sich schließlich in einem fulminanten Schlussakkord, welcher diesen außergewöhnlichen Abend nicht nur bekrönen, sondern über diesen hinausklingen sollte.

Martin R. Handschuh

 

29. Februar 2008: "Kids komponieren - Genies mit 12"

Bilder zum 29. Februar 2008

Konzertreihe "Musik im Gespräch" im Theaterkeller des Instituts