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Prof. Dr. Ute Deichmann
Institut für Genetik, Universität Köln
Chemie und die künstliche Erzeugung von Leben um 1900: Forschung und Reflexion von Jacques Loeb
Mittwoch, 28.09.2011, 11:00 Uhr
Vortrag am Institut Dr. Flad, Großer Hörsaal
Unzufrieden mit den rein deskriptiven und spekulativen Methoden der Evolutionsbiologie seiner Zeit stellte der Physiologe Jacques Loeb (1859-1924) überlegungen zur künstlichen Erzeugung von Lebewesen im Labor an. Sein Ziel war es, eine der zentralen Fragen der organischen Evolution, nämlich die des Ursprungs von Leben aus anorganischem Material, experimentell zu klären. Behauptungen zeitgenössischer Wissenschaftler, Leben durch osmotische Wachstumsprozesse in anorganischen Salzlösungen erzeugt zu haben, wies er zurück. Seiner Meinung nach konnte die Frage, ob Leben künstlich hergestellt werden konnte, nur mit Hilfe der makromolekularen Chemie, insbesondere durch Forschung an der Ende des 19. Jahrhunderts entdeckten DNA geklärt werden. Loeb war überzeugt, dass die chemische Synthese von Zellkernmaterial, das die Fähigkeit zur Selbstreplikation besitzt, eine entscheidende Voraussetzung für die künstliche Erzeugung von Leben war.
Mit seiner Forschung, die eine Pionierleistung auf dem Gebiet der physikalischen und chemischen Erkärung von Lebensprozessen war, kann Loeb - trotz aller Unterschiede - als früher Vertreter der synthetischen Biologie angesehen werden kann.
» Bilder und Bericht zum Vortrag
Prof. Dr. Ute Deichmann Ute Deichmann, Wissenschaftshistorikerin, ist Privatdozentin am Institut für Genetik der Universität zu Köln und regelmäßige Gastdozentin am Department of Philosophy der Ben-Gurion University of the Negev in Beer Sheva, Israel. |