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Institut Dr. Flad
Berufskolleg für Chemie, Pharmazie, Biotechnologie und Umwelt

Ausbildung mit Markenzeichen. Seit 1951.

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Prof. Dr. Ferdi Schüth

Max-Planck-Institut für Kohlenforschung, Mülheim an der Ruhr

Speicherung von Energie - Herausforderungen an die Chemie

Mittwoch, 14.12.2011, 15:00 Uhr
Vortrag am Institut Dr. Flad

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In Zeiten, in denen ein Liter Super-Benzin über einen Euro fünfzig kostet und uns damit die immer knapper werdenden Erdölvorräte vor Augen führt, stellt sich zwangsläufig die Frage nach den Alternativen, die unseren Energieversorgung in Zukunft sichern könnten. Zu diesem brisanten Thema der 40. und letzten Veranstaltung im internationalen Jahr der Chemie, durfte Wolfgang Flad eine Koryphäe in Sachen Energie-Speicherung am Institut Dr. Flad begrüßen:
Prof. Dr. Ferdi Schüth, Direktor am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung, referierte über die Frage, was nach Öl und Gas kommt.

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Um zunächst einmal eine Vorstellung davon zu bekommen, welche Energiemengen bereit gestellt werden müssen, konfrontierte Prof. Schüth sein Auditorium mit den Zahlen des Primärenergieverbrauches von Deutschland und dem, der ganzen Welt. Für Deutschland liegt die Zahl schon bei unvorstellbaren 14 EJ (Exajoule; also 14·1018!), der Weltverbrauch beträgt etwa 435 EJ. Um diese Energiemenge bereitstellen zu können, benötigt man vor allem eine Quelle, aus der die Energie gewonnen werden kann. Bisher waren die vorrangig genutzten Energiequellen Erdöl und Erdgas. Betrachtet man jedoch den "Peak Oil", also die maximale Fördermenge für fossile Brennstoffe, so zeigt sich, dass dieses Fördermaximum für konventionelles Erdöl bereits überschritten ist, und das für Erdgas in Kürze erreicht wird. Allein das nicht konventionelle Erdöl kann laut Prof. Schüth noch in ausreichender Menge gefördert werden. Dies ist jedoch stark verunreinigt und müsste erst aufwändig gereinigt werden, bevor es als Energielieferant zur Verfügung stünde. Es stellt sich also die Frage, welche Möglichkeiten es für die zukünftige Energieversorgung gibt. Dass Kohle aus Gründen des Klimawandels keine wirkliche Alternative darstellt, machte Prof. Schüth seinen Zuhörern schnell klar, indem er vor Augen führte, dass bei der Kohleverbrennung noch mehr CO2 entsteht, als bei der Verbrennung von Erdöl. Dies würde dazu führen, dass in einzelnen Gebieten der Erde eine Erwärmung von bis zu +7°C auftreten könnte, was natürlich große Probleme nach sich ziehen würde.

Der ideale Energielieferant wäre eigentlich die Sonne: würde man eine Fläche von 10m2 in der Sahara mit Photovoltaik-Anlagen versehen, so könnte man den Energiebedarf einer Person (5 kW) decken. Für die Bevölkerung Deutschlands wäre das eine Fläche von 360.000 km2, für die Weltbevölkerung 700.000 km2. Im Verhältnis zur Fläche der Sahara (knapp 9 Mio. km2) ist dies eine verschwindend kleine Fläche. Problematisch ist jedoch, dass es bislang keine effiziente Möglichkeit gibt, die gewonnene Energie zu speichern und zu transportieren.

Mit dieser Problematik war Prof. Schüth am Kernproblem der Energieversorgung angelangt. Denn Erdöl war bisher nicht nur Energielieferant Nr. 1, sondern auch die hauptsächliche Speicherform für Energie, die nun zur Neige geht. Der von Prof. Schüth angestellte Vergleich der verschiedenen Ansätze zur Energiespeicherung zeigte deutlich, dass die Chemie in Zukunft auf diesem Gebiet gefordert sein wird. Denn chemische Speicher haben gegenüber den physikalischen (z.B. Pumpspeicherkraftwerke) einen bedeutenden Vorteil: ihre Speicherdichte ist wesentlich höher, das heißt sie besitzen eine größere Speicherkapazität je Volumeneinheit. Solche chemischen Speicher der Zukunft könnten zum Beispiel die Metall/Luft- Batterie sein, Wärmespeicher mittels KNO3/NaNO3-Schmelze oder Methan sein.

Bis diese Speicherformen aber soweit entwickelt sind, um unsere Energieversorgung gewährleisten können, sind noch einige Herausforderungen zu bewältigen.

Im Idealfall ließen sich dann zusätzlich die unterschiedlichen Versorger mit ebenso unterschiedlichen Verbrauchern in so genannten "Smart Grids" kombinieren, die es möglich machen könnten, fluktuierende Leistungen (zum Beispiel von Windkraftanlagen) zu balancieren.

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Prof. Schüth wagte zum Ende seines Vortrages einen Ausblick in diese Zukunft: sowohl die Energielieferanten, als auch die Speicherformen werden vielseitig sein. Energie wird aus Windkraft, Photovoltaik und vielen anderen Quellen mehr gewonnen und in vielfältigen, wahrscheinlich vorwiegend chemischen Speichern gespeichert werden, um unseren Bedarf zu decken.

Anne-Marie Honold

 

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