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Ohne Worte: musikalische Weltreise Teil II Lieder ohne Worte - dieser auf Felix Mendelssohn zurückgehende Begriff beschreibt einen Werktypus, der nicht nur ob seiner Bezeichnung zunächst paradox erscheint, bei genauerem Hinhören jedoch für jeden Musikliebhaber kostbare Offenbarungen bereithält. Nachdem schon der erste Abend Ende März wahre Begeisterungsstürme hervorgerufen hatte, entschlossen sich die Asperger Kammersolisten, zu einer weiteren Weltumrundung aufzubrechen. Das Spektrum reichte dabei von der Instrumentalisierung von Volksliedern über bearbeitete Choralsätze bis hin zu Nachkomposition von Kunstliedern. Allen gemein ist der Anspruch, einerseits die Singstimme zu übersetzen, andererseits das in der Gattung des Liedes ursprünglich maßgebliche Verhältnis von Sprache und Musik mit rein tonsprachlichen Mitteln auszudrücken. Die veritablen "Kellermusiker", Roland Heuer und Ikuko Nishida Heuer (Violine), Stefan Koch-Roos (Gitarre) und Joachim Hess (Violoncello), brachten wiederum einen farbenfrohen Reigen von Kompositionen aus aller Welt in ihrer bekannt meisterhaften Art zu Gehör und erteilten den eifrig aufhorchenden Scholaren eine Fortgeschrittenen-Lektion in der Sprache ohne Worte. Zu Beginn erklang vom Namensgeber der Gattung das ätherische, mit blumigem Exotismus verfeinerte "Auf den Flügeln des Gesanges". Nach besonders für empfindsame Gemüter wärmstens zu empfehlenden Liebeserklärungen von Schubert ("An die Musik" und "Die Taubenpost") sowie Beethoven ("Zärtliche Liebe"), bot Johann Mayers "Schnofler" ländlerisch-walzernde Schrammel-Musi par excellence Wohltaten, für Freunde des rezenten Humors. Charlie Chaplin in seiner Rolle als Cellist, Filmkomponist und Musikverleger ist nicht vielen vertraut, weshalb die drei originellen Stücke, darunter die Titelmelodie des Spätwerks "Limelight", ein beredtes Zeugnis von den vielfältigen Begabungen dieses Ausnahmekünstlers ablegten. Betrachtet man die übrigen (zahlreichen) Werke des Abends im Streiflicht, müssen einem die musikalischen Briefe Roland Dyens ins Auge stechen: zeitgenössische Literatur für Sologitarre, lyrischer Ausdruck in einer ganz eigenen Tonsprache, hervorragend interpretiert von Stefan Koch-Roos. Im poetischen Duktus nicht unähnlich nahmen sich da die beiden Stücke aus den "Siete canciones populares espaniolas" von Manuel de Falla aus, von zarter Reinheit des Satzes, jedoch mit expressionistischer Würze. Besonders reizvoll erklang Joaquin Rodrigos Bearbeitung des langsamen Satzes seines Aranjuez-Konzertes, in vollendeter dramaturgischer Strukturiertheit dargeboten, mit feuriger Accuratesse. Ein rhythmisch eher dezenter, dafür umso elegischerer Tango des chilenischen Komponisten Luis Gustavo Acuña sollte in leicht wehmütiger Stimmung das Programm beschließen, passend zu der des Publikums, das das Ende dieses außergewöhnlichen Abends nahen hörte - doch, nach herzlich-kräftigem Beifall sollte noch ein pikanter Bossa Nova für einen ausgelassen carnevalesquen Abschluss sorgen. Martin R. Handschuh |
Konzert am 15. Juni 2012
Konzertreihe "Musik im Gespräch" im Theaterkeller des Instituts