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Institut Dr. Flad
Berufskolleg für Chemie, Pharmazie, Biotechnologie und Umwelt

Ausbildung mit Markenzeichen. Seit 1951.

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Musik im Gespräch

Konzertreihe mit Roland Heuer

"Joseph Haydn - Genie und Wegbereiter"
Seine schönsten Streichquartette

Freitag, 12. April 2013
Theaterkeller im Institut Dr. Flad

Roland Heuer, Violine
Ikuko Nishida-Heuer, Violine
Axel Breuch, Viola
Joachim Hess, Violoncello

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Geburts- und Sternstunde des Streichquartetts
Fulminante Eröffnung der Reihe mit Haydns Meisterwerken im Institut Dr. Flad

Nachdem bereits vor drei Jahren die großartige Reihe der Asperger Kammersolisten mit auserlesenen Streichquartetten Wolfgang Amadé Mozarts das Publikum im Theaterkeller des Instituts Dr. Flad besonders begeistert hatte, weckte die Ankündigung, sich nunmehr dem Haydn’schen Œuvre in dieser Gattung zu widmen, dankbare Erinnerungen und gespannte Hoffnungen zugleich.

Nun also zurück zu den Wurzeln, zu dem gerne verniedlichend so genannten "Papa" Haydn, der jedoch in puncto Streichquartett mit Fug und Recht dessen Vater zu nennen ist. Und das, obgleich seine ersten Kinder noch nicht unter ihrer später und bis heute gebräuchlichen Bezeichnung aufgeführt und veröffentlicht worden waren. Als Geburtsort ist das niederösterreichische Schloss Weinzierl anzusehen, dessen Eigentümer, der musizierfreudige Freiherr Weber von Fürnberg, keine große Kapelle unterhalten konnte, jedoch nicht alle Tage nur Trios spielen und hören wollte.

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Mitte der Fünfzigerjahre des 18. Jahrhunderts kam der Mittzwanziger Haydn mit seiner Invention, ein Streichinstrument hinzuzufügen, gerade recht; er hatte jedoch seine Einfälle nicht nur in Noten zu setzten, sonder auch gleich selbst den Bratschen-Part zu übernehmen. Angelegt waren diese frühen Werke, die Cassatio oder Divertimento genannt wurden, als unterhaltsame Stücke, bevorzugt für Freiluft-Aufführungen im Schlosspark. Wenig verwunderlich erscheint deshalb, dass die ersten Vertreter ihrer Art fünfsätzig, mit zwei Menuetten versehen, angelegt waren. Doch Haydn wäre nicht er selbst, hätte er nicht allerhand originelle Neuerungen und Überraschungen angebracht, die aus seiner schier unerschöpflichen Phantasie entsprangen, für welche der Meister - rückblickend und wohl etwas übertreibend- seine reizarme Umgebung verantwortlich machte : "Ich war von der Welt abgesondert, niemand in meiner Nähe konnte mich an mir selbst irremachen und quälen, und so musste ich original werden".

Original und originell war auch die wie immer lehrreiche Einführung Roland Heuers (spiritus rector und zugleich 1. Violine), welche auf die wie zu erwarten meisterhafte Darbietung der Asperger Kammersolisten - respektive: Stuttgarter Kellermusiker - mit Ikuko Nishida-Heuer (Violine), Axel Breuch (Viola) und Joachim Hess (Violoncello) glänzend vorbereitete.

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Das Divertimento op. 1 Nr. 3 in D-Dur hält sich zwar formal an die den einzelnen Tanzsätzen zugeordneten Topoi, beginnt aber gleich mit einem Novum, nämlich einem gemächlich dahinströmenden, zarten, fast schwebenden Adagio. Dieses wird von dem manierlich beschwingten Menuett kontrastiert, das als weitere Überraschung dem ersten Violinisten aufgibt, zwei Phrasen allein, gestrichen und gezupft, zu übernehmen, währen die übrigen Musici pausieren.

Der Scherze nicht genug, im folgenden Scherzo liefern sich die Stimmen ein veritables Wettrennen im Galopp, bevor das zweite Menuett mit besonderer Klangfarbenwürze, vor allem der exotischen des mixolydischen Tons, die Ohren kitzelte.

Wie weit von dieser unbeschwerten Ausgelassenheit ist da das vorletzte vollendete - und tatsächlich so bezeichnete - Quartett op. 77 Nr. 1 entfernt. Das 1799 entstandene Spätwerk, dem Fürsten Lobkowitz gewidmet, verkörpert eine humorige Symphonie en miniature, weniger wegen der viersätzigen Anlage, mehr wegen der kompositorisch gereiften Strenge, die sich nicht zuletzt in der von Haydn etablierten Form des Sonaten-Hauptsatzes, die hier als Thema mit Variationen durchscheint, ausdrückt. Der gediegene Anfangs-Marsch entzückt alla breve mit synkopischen Partien, aus denen sich ein frohgemutes Musizieren entspinnt, mal hinreißend herzhaft-zupackend, mal filigran und delikat.

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Zum Hochgenuss ließen die Asperger Kammersolisten das Adagio werden: äußerst spannungsvoll getragener Wohllaut, fein ziselierte Kantilenen, vollkommener Ausdruck innig gedämpfter Empfindung - Herz, was begehrst du mehr?

Das Finale offenbart Anklänge an Gattungstradition und Konvention einerseits, andererseits an weit über die von Haydn bereits verkörperte Klassizität hinausgehende Romantik, eine sensible wie avantgardistische Ausprägung der Zergliederungs-Methodik, bei der sich die Motivsplitter schlussendlich zu einem in Farbe und Form meisterhaften Ton-Mosaik zusammengefügt finden.

Kein Überraschungsmoment war, dass die Musiker für ihre herausragende Interpretation, die Geburts- und Abschiedsstunde des Haydn’schen Streichquartetts zu einer wahren Sternstunde werden ließ, mit nimmer enden wollendem Beifall bedacht wurden.

Martin R. Handschuh

 

Konzert am 12. April 2013

Konzertreihe "Musik im Gespräch" im Theaterkeller des Instituts