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Institut Dr. Flad
Berufskolleg für Chemie, Pharmazie, Biotechnologie und Umwelt

Ausbildung mit Markenzeichen. Seit 1951.

Internationale Wochen gegen Rassismus 2014

Veranstaltung im Institut Dr. Flad am 19. März 2014

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Von links nach rechts: Martin Novák, Kanokwan Thongsuriyawong, Maria Kakar, Sebastian Wormser (führte durch die Veranstaltung), Melissa Cramer.

Im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus stellten Schülerinnen und Schüler des Lehrgangs 64 ihre Heimatländer und Kulturen vor. Anschließend konnten nationale Spezialitäten verkostet werden.

Im Institut Dr. Flad lernen seit 63 Jahren auch Schülerinnen und Schüler aus dem Ausland. Ein Alltag ohne Rassismus und der damit verbundene Einsatz für Minderheiten bzw. gegen deren Diskriminierung gehört deshalb zu den Grundprinzipien der Schule. Seit das Institut im Jahr 1996 Mitglied im Netzwerk "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" wurde, beteiligt es sich jedes Jahr an den Aktionswochen der Solidarität mit Gegnern und Opfern von Rassismus und Diskriminierung, die rund um den 21. März, dem Internationalen Tag gegen Rassismus, stattfinden.

In diesem Jahr stellten drei Schülerinnen und ein Schüler des Lehrgangs 64, moderiert von einem Mitschüler, ihre Heimatländer vor, erzählten von ihren persönlichen Erfahrungen und von ihrer Motivation, nach Deutschland zu kommen.

Melissa Cramers Heimat Paraguay trägt eine Besonderheit dieses lateinamerikanischen Landes schon im Namen. Der bedeutet nämlich "Wasser, das zum Meer fließt". Da verwundert es nicht, dass wichtige Sehenswürdigkeiten, wie zum Beispiel das "Pantanal" - eines der größten Binnenland-Feuchtgebiete der Erde - oder die Iguazú-Wasserfälle, in direktem Zusammenhang mit dem Wasserreichtum des Landes stehen. Außerdem ist Wasser dort ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, steht doch das Wasserkraftwerk mit der weltweit größten Jahresenergieproduktion in Paraguay. Lernen konnten die Zuhörer auch, dass es in dem überwiegend katholisch geprägten Land eine vergleichsweise große und sehr aktive deutschstämmige Bevölkerungsgruppe gibt. Nach Deutschland kam Melissa Cramer, die einen deutschen Vater hat, vor allem wegen ihres Wunsches nach einer guten Ausbildung. Während ihres Aufenthaltes hier hat sie interessanterweise einen ganz anderen Blick auf Paraguay bekommen und mehr über ihr eigenes Land gelernt als zuvor.

Ein besonderes Anliegen war es Melissa Cramer, das Hilfsprojekt "Un techo para mi país" (spanisch für "Ein Dach für mein Land") vorzustellen, bei dem sie selbst schon mitgearbeitet hat. Ziel dieser von Studenten geführten lateinamerikanischen Stiftung ist die Beseitigung von Elendsquartieren und die Errichtung von (Not-)Unterkünften für alle Bewohner eines Landes. Hierzu werden von freiwilligen Helfern, meist Studenten, zunächst einfache Holzhütten gebaut. Während der Bauzeit leben die Volunteers mit in den Elendsvierteln. Außerdem unterrichten sie dort, um durch Bildung die soziale Integration der Bewohner zu unterstützen und Armut nachhaltig zu bekämpfen. Die Mitschüler von Melissa Cramer werden in den nächsten Tagen Geld für das Hilfsprojekt sammeln.

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Maria Kakar präsentierte ihre in Afghanistan liegenden kulturellen Wurzeln in sehr festlicher traditioneller Kleidung. Von ihr erfuhren die Zuhörer zum Beispiel, dass die farbliche Gestaltung der afghanischen Flagge von der deutschen inspiriert ist. Allerdings musste die Farbe Gelb durch Grün ersetzt werden, da diese als Lieblingsfarbe des Propheten Mohamed gilt. Deshalb enthalten die Flaggen der meisten islamischen Staaten Grün. In Afghanistan werden 49 Sprachen und 200 Dialekte gesprochen. Die beiden Amtssprachen sind Paschtu und Dari (Persisch). Über 99,9 % der Bevölkerung sind Muslime. In ihrer Präsentation zeigte Maria Kakar, deren Großvater ein Cousin des Staatspräsidenten Hamid Karzai ist, die trotz des Krieges existierenden schönen Seiten ihres Heimatlandes. Dazu gehören auch zwei UNESCO-Weltkulturerbestätten: das Minarett von Jam und die umliegenden archäologischen Fundstätten sowie das Bamiyan-Tal. Die beiden 53 und 35 Meter hohen dort stehenden Buddha-Statuen wurden jedoch im Jahr 2001 von den Taliban zerstört.

Martin Novák stellte die Tschechische Republik vor, die die drei historischen Länder Böhmen, Mähren und Tschechisch-Schlesien umfasst und erst am 1. Januar 1993 durch die Teilung der Tschechoslowakei entstanden ist. Er selbst stammt aus Brünn (Brnô), der zweitgrößten Stadt Tschechiens, die zahlreiche Sehenswürdigkeiten zu bieten hat. Dazu zählen beispielsweise die St. Peter-und-Paul-Kathedrale, das Alte Rathaus, die Werkbundsiedlung, die Festung Spilberk oder die UNESCO-Welterbestätte Villa Tugendhat. Martin Novák hat an der Partnerschule des Instituts, der Fachschule für Chemie in Brünn, bereits eine Ausbildung absolviert bevor er nach Stuttgart kam. Seine Hauptmotivation für diesen Schritt waren die besseren Berufschancen und Verdienstmöglichkeiten in Deutschland. Er sieht seine größte Herausforderung darin, sein Deutsch zu verbessern. Aber auch in der Chemie gibt es für ihn noch neue Dinge zu lernen.

Abschließend stellte Kanokwan Thongsuriyawong ihre Heimat Thailand vor, die auch "Land des Lächelns" oder "Land der Freien" - weil es nie kolonialisiert wurde - genannt wird. Thailand ist eine Konstitutionelle Monarchie in der trotz eines starken Strukturwandels immer noch sehr viele Menschen als Reisbauern, Fischer oder Naturkautschukbauern arbeiten. Das Land ist der weltweit größte Produzent von Naturkautschuk und Ananas sowie der bedeutendste Reisexporteur. Die dominierende Religion Thailands ist der Theravada-Buddhismus, zu dem sich etwa 94 % der Bevölkerung bekennen. Dabei handelt es sich um die älteste noch existierende Schultradition des Buddhismus. Kanokwan Thongsuriyawong zeigte Bilder vom traditionellen thailändischen Theater, das sich grundlegend vom westlichen Theater unterscheidet. Außerdem stellte sie Ihre Lieblingsfeste vor: das Neujahrsfest "Songkran", auch Wasserfest genannt und bedeutendster Feiertag in Thailand, sowie das Lichterfest "Loi Krathong", bei dem mit Blumen und Kerzen geschmückte kleine Flöße fahren und leuchtende kleine Heißluftballons aus Papier steigen gelassen werden. Zuletzt präsentierte Kanokwan Thongsuriyawong noch ihre persönliche "Top ten" der Sehenswürdigkeiten und Attraktionen in Thailand. Darunter waren zum Beispiel der Wat Pho-Tempel in Bangkok, die Schwimmenden Märkte von Damnoen Saduak und die "James-Bond-Insel", aber auch "Tuk-Tuk"-Taxi-Fahren und Elefanten-Reiten - gute Tipps für den nächsten Urlaub.

Mindestens eine Gemeinsamkeit haben alle vier Schüler: keiner von ihnen hat schlechte Erfahrungen bei der Integration in Deutschland gemacht. Sie sind zufrieden mit ihren Entscheidungen und fühlen sich hier wohl.

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Im Anschluss an die Präsentationen durften die Zuhörer im Labor noch zahlreiche typische, herzhafte und süße Nationalgerichte probieren, die Schüler des Instituts selbst zubereitet hatten. Dabei ergab sich auch die Gelegenheit zum weiteren persönlichen Austausch. Der Nachmittag bot damit einen spannenden Ausschnitt aus der nationalen, kulturellen und auch kulinarischen Vielfalt am Institut Dr. Flad und war eine interessante Bereicherung des Schullebens.

Dominik Blosat