Home • Kontakt • FAQ • Anmeldung • Anfahrt • Impressum • Datenschutz • 

Institut Dr. Flad
Berufskolleg für Chemie, Pharmazie, Biotechnologie und Umwelt

Ausbildung mit Markenzeichen. Seit 1951.

« zurück zum Programm & zur Konzertankündigung

Musik im Gespräch

Konzertreihe mit Roland Heuer

"Beethovens Streichquartette"
Abbild eines musikalischen Lebens

Freitag, 24. April 2015
Theaterkeller im Institut Dr. Flad

Asperger Kammersolisten
Roland Heuer, Violine
Ikuko Nishida-Heuer, Violine
Axel Breuch, Viola
Joachim Hess, Violoncello

Beethovens Streichquartette - Abbild eines musikalischen Lebens

"Unnötiger Wirrwarr harter Dissonanzen"
Beethovens mittlere Streichquartette im Spiegel der Geschichte

Auch der zweite Beethoven-Abend im Theaterkeller des Instituts Dr. Flad überzeugte vollauf mit der Darbietung exquisiter Vertreter der Gattung Streichquartett durch die "musicista da cantina" Roland Heuer, Ikuko Nishida-Heuer (Violine), Axel Breuch (Viola) und Joachim Hess (Violoncello).

Nach einem stringenten biografischen Überblick und Anklängen früherer Werke des Komponisten, erklang als Hors d’ œuvre eine gekonnte Zusammenstellung einprägsamer Ausschnitte der Rasumowsky-Quartette op. 59, entstanden in den Jahren 1805/06. Bei Kennern in bürgerlichen Kreisen stießen diese Werke, mit denen der Komponist bewusst neue Wege beschritt, zunächst auf ungläubiges Staunen, fanden aber die Anerkennung der Kritik, was eine Besprechung in der "Allgemeinen Musikalischen Zeitung" vom 27. Februar 1807 belegt:

"Auch ziehen drey neue, sehr lange und schwierige Beethovensche Violinquartetten, dem Russischen Botschafter, Grafen Rasumowsky zugeeignet, die Aufmerksamkeit aller Kenner an sich. Sie sind tief gedacht und trefflich gearbeitet, aber nicht allgemein fasslich – das 3te aus C dur, etwa ausgenommen, welches durch Eigenthümlichkeit, Melodie und harmonische Kraft jeden gebildeten Musikfreund gewinnen muß."

größer größer

Anders sollte es dem Quartett in Es-Dur op. 74 ergehen, welches mit Franz Joseph Maximilian von Lobkowitz einen fürstlichen Widmungsträger hatte, und in der Fachwelt mit verhaltenem Unverständnis aufgenommen wurde. Der Rezensent der "Allgemeinen Musikalischen Zeitung" vermisste "das Leichte und Gefällige" sowie "lieblichste Melodien", stattdessen zeige sich "düsterne Verworrenheit", ein "Hin- und Herschweifen von einem Einfall zum andern", gar "unnötiger Wirrwarr harter Dissonanzen".

Und auch heute gibt das Werk noch Rätsel auf, ist doch nicht von der Hand zu weisen, dass es an einem "Mangel an Form" leidet, um einen von Schiller in seinen "Briefen zur ästhetischen Erziehung des Menschen" verwendeten Topos zu bemühen. Dies mag in Bezug auf den Eingangssatz paradox anmuten, stellt er doch äußerlich einen fast mustergültigen Sonatenhauptsatz vor, die thematische Arbeit indes ergeht sich in wenigen Variationen, die einen Willen zur Durchdringung und Entwicklung des Materials kaum erkennen lassen. Dies könnte auch erklären, warum sich die in der Durchführung dominant hervortretenden Pizzicati bei der Hörerschaft als so prägend im Gedächtnis gehalten haben, dass daraus der Beiname "Harfen-Quartett" geboren wurde.

größer

Die Asperger Kammersolisten verstanden es vortrefflich, dieses fragile Konstrukt in seinen mannigfaltigen, gedeckten Farbschattierungen zu beleuchten, angefangen bei den sich emporschraubenden Dissonanzengängen von intimer Intensität bis hin zu den kaleidoskopartigen Brechungen der Coda mit ihrer virtuosen Violinkadenz.

Mit dezentem Liebreiz verzauberte der zweite Satz, die bittersüße Cantilene wird in den sanften Modulationen des rondoartigen Variationsteils von gewagten Akkordrückungen kontrastiert, was mit Hingabe und kühlem Verstand zugleich ausgeführt wurde.

Das Scherzo überrascht mit kontrapunktischen Verdichtungen des an das Schicksals-Motiv der 5. Sinfonie angelehnten Hauptthemas, das eingenbrötlerische Presto-Rauschen wird zum Satzende hin in ein scheinbar harmloses Murmeln kanalisiert, dies freilich nur, um attacca im Schlusssatz zu münden.

größer größer

Dieser wiederum ist ein höchst eigenwilliger Variationssatz, der jedem Instrumentalisten Gelegenheit zu bravourösen Soli gibt, die in scharfzüngigem Plauderton, bisweilen gar mit Anklängen frühromantischen Charmes im Gewand eines Ländlers trefflich inszeniert wurden. Der Ausdruck steigerte sich mit dem bis ins Rasen beschleunigten Tempo in der Stretta, die frappierend leisen Schlussakkorde lassen sich als Ausrufungszeichen deuten, mit denen der Tonschöpfer seinem ungewöhnlichen Werk letzten Nachdruck verleihen wollte.

Bleibenden Eindruck beim Publikum hinterließ die feinsinnige Interpretation dieser Ausnahmeerscheinung in der Gattungsgeschichte; mit großem Applaus sollten die Asperger Kammersolisten den gebührenden Lohn für ihre ausnahmslos gelungene Aufführung empfangen.

Martin R. Handschuh

 

Konzert am 24. April 2015

Konzertreihe "Musik im Gespräch" im Theaterkeller des Instituts