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Institut Dr. Flad
Berufskolleg für Chemie, Pharmazie, Biotechnologie und Umwelt

Ausbildung mit Markenzeichen. Seit 1951.

Josef Müller - ein 'Ziemlich bester Schurke'

Gastvortrag am 2. Dezember 2015 um 11 Uhr in der Rosenberg Kirche

Josef Müller:
Ziemlich bester Schurke
Wie ich immer reicher wurde

Das Motto der "Lebensbeichte" von Josef Müller klang zunächst alles andere als vorweihnachtlich. Doch am Ende seiner Ausführungen war den Schülern bewusst, dass in den vergangenen Jahren mit und an dem "Schurken" ein kleines Wunder vollbracht worden war.

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Schulleiter Wolfgang Flad hatte in die Rosenbergkirche eingeladen; die Schüler waren gespannt auf das, was sie dort erwarten würde.

Sie erlebten einen Mann im Rollstuhl - der Bezug seines Vortragtitels zum Film "Ziemlich beste Freunde" war offensichtlich. Josef Müller hat im Laufe der Jahrzehnte so ziemlich alle Höhen und Tiefen durchlebt, ehe er mit Gottes Hilfe seinen Platz im Leben gefunden hat.

Zunächst wuchs er in einem intakten Milieu auf; der Vater war Beamter, die Mutter OP-Schwester. Doch das bürgerliche Umfeld beengte den jungen Josef, er bevorzugte ein Leben auf der Überholspur. Diskos, Parties, Mädchen, schnelle Autos... waren der Lebensinhalt des Heranwachsenden. Mit 18 Jahren bekam er die Quittung. Wegen eines Sekundenschlafes am Steuer seines Autos verursachte er einen schweren Unfall. Nach dem Aufwachen aus dem Koma eröffnete ihm der behandelnde Professor, dass er für den Rest seines Lebens aufgrund einer schweren Rückenmarksverletzung an den Rollstuhl gefesselt sein werde. Für fast jeden anderen jungen Erwachsenen hätte eine solche Diagnose eine niederschmetternde Wirkung. Nicht so für Josef Müller: Hinfallen, aufstehen, weitergehen, so lautete schon damals sein Lebensmotto und entsprechend ist sein neues Buch betitelt: "Go! Das Leben will dir Beine machen."

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Trotz oder gerade wegen seines Handicaps gab er den Draufgänger und auch in finanzieller Hinsicht war er relativ bald "ein gemachter Mann."

Als Steuerberater besaß er vier Kanzleien, bewohnte ein Domizil am Gardasee, gönnte sich Yachten etc. Er genoss das Leben in vollen Zügen: "Haste was, biste was."

Doch die äußerlichen Statussymbole können die innere Leere nicht füllen. Zwar wird Müller materiell reicher und reicher, innerlich dagegen verarmt er mehr und mehr. Heute sagt er über sich selbst: "Gier fraß Hirn."

Wie sehr er den Verlockungen des Geldes erlegen war, verdeutlichte er durch die "Bruce-Geschichte."

Wollte er es nicht so genau wissen, woher die vierzig Millionen Dollar stammten, die ihm dieser Mann zum Anlegen anvertraut hatte? Glaubte Josef Müller tatsächlich die Geschichte, die ihm aufgetischt wurde? Wie auch immer. Müller betrieb erfolgreich Koffergeschäfte, Millionengelder wurden von den USA nach Europa transferiert und der Bote Josef Müller verdiente sich eine goldene Nase. Dieser wohnte standesgemäß abwechselnd in Dubai, Monte Carlo, Los Angeles, gönnte sich Bodyguards und leistete sich den Luxus, sein weißes Auto von einem schwarzen Chauffeur und seine schwarze Karosse von einem weißen steuern zu lassen. Selbstverständlich konsumierte man auch regelmäßig Kokain. Monatliche Ausgaben von bis zu 200 000 Euro bezeugen, wie Gier tatsächlich Hirn fraß.

Doch Hochmut kommt vor dem Fall. Durch die globale Finanzkrise stürzte der Dollar in den Keller, vierzig Millionen Dollar waren verpulvert, veruntreut. Zudem stellte sich heraus, dass Bruce ranghohes Mitglied eines Drogen- und Waffensyndikats war; das Geld, das Josef Müller anvertraut worden war, um es gewinnbringend anzulegen, stammte aus illegalen Kokaingeschäften.

Kundengelder veruntreut, Geldwäsche in großem Stil, Drogenkartell auf den Fersen, mit internationalem Haftbefehl gesucht: Im Februar 2005 war Josef Müller am Ende, er stand Todesängste aus, dachte an Selbstmord.

In tiefster Not begegnete ihm Gott. Es war wohl Fügung, in dieser verzweifelten Situation eine Stimme zu hören und auf Joshua 1,9 zu stoßen: "Sei unerschrocken und unverzagt, denn dein Gott ist mit dir wohin du auch gehst."

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Zunächst ging Müller in Wien ins Gefängnis. Sonderermittler hatten ihn aufgespürt, ehe er sich nach der Begegnung mit Gott freiwillig stellen konnte. Im Gefängnis nagten permanent Zweifel an ihm. Gibt es Gott? Gibt es ihn nicht? Und in dieser Situation wendet sich Gott erneut dem "Schurken" zu. Anstatt mit seinem Gefangensein zu hadern, entwickelt der Wirtschaftskriminelle regelrecht Glücksgefühle. Er ist dankbar dafür, im Gefängnis zu sitzen, umarmt wildfremde Mitgefangene. Josef Müller spürt: "Gott liebt mich!" Ihm gelingt es, eine lebendige Beziehung zu Jesus Christus aufzubauen. Schließlich studiert er vier Jahre lang Theologie.

Der Referent nahm in seinem Vortrag bzw. in seiner "Lebensbeichte" Bezug auf das Gleichnis vom verlorenen Sohn. Auch dieser war ganz unten angekommen, hatte gesündigt. Durch die Einsicht in sein falsches Tun, durch echte und tief empfundene Reue wurde seine Bitte um Vergebung erfüllt.

Vor fünf Jahren wurde Josef Müller aus der Haft entlassen. Er lebt inzwischen ein völlig neues, auf Gott bezogenes Leben. Den materiellen Reichtum hat er gegen spirituellen eingetauscht und ist dadurch erst richtig reich geworden.

Angela Schmitt-Bucher

 
Josef Müller

1955 in Fürstenfeldbruck geboren, 1973 Autounfall, seitdem querschnittsgelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen.

1980 Prüfung zum Steuerberater, dann von einem Auszubildenden hin zu vier Steuerkanzleien in FFB, München, Starnberg und Wittenberg.

Honorarkonsul der Republik Panamá und später Botschafter der Republik Zentralafrika in Monte Carlo. Ehrung durch Ministerpräsident Stoiber.

Kam auf die schiefe Bahn, war über 5 Jahre in Haft und fand dort den Sinn des Lebens.

Im Rollstuhl

Seit meinem 17. Lebensjahr bedingt durch einen Autounfall im Rollstuhl sitzend, führte ich ein filmreifes Leben zwischen Luxuslimousinen, Kaviar, Trüffel und Champagner, Kokain und wilden Partynächten. Als Steuerberater beherrschte ich wie kein Zweiter die Kunst der Geldvermehrung: Riskante Finanzgeschäfte zählten zu meinem täglichen Brot - dabei immer am Rande der Legalität, immer darauf bedacht, nicht von der Steuerbehörde, meiner Frau oder der Polizei erwischt zu werden. Dabei war ich anfangs jahrelang ein genialer und geschätzter Steuerberater im Münchner Jet-Set, dem es als Rollstuhlfahrer gelungen war, nach ganz oben zu kommen und sogar Konsul von Panama zu werden. Später geriet ich immer häufiger mit dem Gesetz in Konflikt und handelte nach dem Motto: "Solange keiner von meinem Schweizer Konto weiß, bin ich Moralist."

Heute kann ich rückblickend sagen: das waren "brutale ethische Aussetzer" und ich kann den ersten Teil meines Lebens mit dem Worten "Gier frisst Hirn" zusammenfassend auf den Punkt bringen.
Mein Dasein bestand aus einem Mix aus Sein und Schein, mit dem es sich prächtig leben ließ: Josef Müller, der vitale "Dreadnought", der Fürchtenichts und Kraftprotz im Rollstuhl, der es allen, allen, allen gezeigt hatte.

Im Kreis der Schönen und der Reichen

 

Ich war der heimliche Star im Kreis der Schönen und Reichen, meine Kontakte reichten bis in höchste gesellschaftliche Kreise: Prinz Charles, Juri Luschkow, die al-Gaddafi-Familie, um nur einige meiner "Freunde" zu nennen. Meine Visitenkarte kreiste auf den Edelpartys der Yachtbesitzer und auf den Golfplätzen der Schönen und Reichen. Hinter vorgehaltener Hand tuschelte man, dass ich es wie kein zweiter verstand, aus Geld noch mehr Geld zu machen. Mein Ruf eilte mir voraus: Die Münchner Schickeria vertraute mir ihr Geld an - komplett ohne Sicherheiten. Die Gier meiner superreichen Mandanten war mein Motor, meine eigene Gier und Unersättlichkeit der Treibstoff meiner zunehmend dubiosen Geschäfte.

So landete auch Schwarzgeld bei mir, Millionen und Abermillionen, die mir z.B. von "Bruce", einem - wie sich im Nachhinein herausstellte - Mafia-Gangster aus dem Waffenschieber- und Drogenmilieu, anvertraut wurden. In Hartschalenkoffern transportierte ich 40 Millionen US-Dollar-Bargeld aus den Vereinigten Staaten nach Deutschland, um es hier anzulegen und zu vermehren. Ich kannte keine Grenzen: trotz Rollstuhl fand ich mich bald wie selbstverständlich im Milieu der Drogenbosse und Finanzkriminellen und machte mich zu ihren Handlangern.

Im Gefängnis

Zwischendurch spürte ich doch hin und wieder eine tiefe Sehnsucht in meinem Herzen - aber nach was genau? Ich hatte doch alles: hübsche Freundinnen, schicke Wohnungen, Häuser, eine Yacht am Gardasee, Luxusautos, Hausangestellte… Ich musste nur mit den Fingern schnippen und meine Wünsche wurden erfüllt. Und trotzdem: hin und wieder, wenn ich mein "lautes Leben" leiser werden ließ, spürte ich diese Sehnsucht ganz deutlich. Aber ich lernte, diese Empfindung gekonnt zu überspielen. Nach was sehnte ich mich? Woher kam dieses immer größer werdende Loch der Leere? Ich hatte alles um es zu schließen aber nichts half. Erst später sollte mir dies gelingen, aber auf eine Weise, die ich so nie erwartet hatte.

Schließlich geschah es: Als ich von meinem einzigen und langjährigen Freund massiv hintergangen bzw. betrogen worden bin und durch diese kriminelle Handlungsweise auf die Fahndungsliste des LKA kam, erfuhr mein Leben einen sogenannten U-turn, eine totale und ungeplante Wende. Eine spektakuläre Flucht, mit der ich das LKA und das FBI fast 6 Monate lang frei nach dem Motto "Catch me if you can" an der Nase herum geführt hatte, läutete das Ende der Ära "Protzkonsul" ein. Am Ende wanderte ich ins Gefängnis: fünfeinhalb Jahre München-Stadelheim beendeten schlagartig mein Luxusleben. In dieser Zeit, in der ich in sämtlichen Lebens-Aktivitäten brutal ausgebremst worden bin, bekam ich die Chance, dieser Sehnsucht Raum zu geben und sie "zu identifizieren".

Im Durchbruch

Es begann schon auf meiner Flucht in Miami, wo mir ein Zettel in die Hände fiel auf dem stand: "Fürchte Dich nicht, denn dein Gott ist mit dir, wo du auch gehst!" - ein Satz aus der Bibel, im Buch Josua 1,9. Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich mit einem der Sätze aus der Bibel und ihrer seltsamen Ausstrahlung in Berührung kam. Dieser Vers gab mir unheimlich Kraft, ich las ihn 4-5-mal täglich ... und jedes Mal war es wie ein starker Kick der Kraft und Stärke.

Wenige Wochen später - ich war schon im Gefängnis in Wien - fiel mir in der Bibliothek der Anstalt ein abgegriffenes Buch auf mit dem Titel "Neues Leben". Neues Leben - das konnte ich gebrauchen! Und so begann ich darin zu blättern. Es war ein Neues Testament. Bei meiner Überstellung nach München nahm ich es mit, schenkte es dann aber einem Mitinsassen. Am nächsten Tag war dieser in eine andere Anstalt verlegt worden. Seine Zelle, an der ich vorbeikam, war leer und geputzt - bis auf dieses Buch, das dort seltsamerweise noch in einer Ecke lag. "Das scheint mich zu verfolgen" dachte ich, nahm es an mich und begann zu lesen.

Das Ergebnis war umwerfend. Zum ersten Mal in meinem Leben erkannte ich in aller Klarheit, dass ich meinem bisherigen Leben völlig danebengelegene hatte, dass ich viele Menschen verletzt hatte, dass ich immense Schuld auf mich geladen hatte. Drei Tage lang ging es hinab in die tiefsten Tiefen, bis zu dem Punkt, wo ich mein Leben dem übergab, der von sich sagte: "Ich bin gekommen, zu suchen und zu retten, was verloren ist" und: "Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen". Ich tat es mit den Worten: "Jesus, hier hast Du meine Leben. Wenn du diesen kaputten Haufen wieder in Ordnung kriegen kannst - na dann viel Spaß damit!"

In einem neuen Leben

Ich hatte erwartet, dass danach Gewaltiges geschehen würde - zumindest müsse der Zahnputzbecher herunterfallen oder ähnliches.
Es tat sich - nichts.
Zunächst.
Doch dann wachte ich eines Morgens auf und konnte es kaum fassen: ich war von einer Freude und einem Frieden durchströmt, den ich in dieser überwältigenden Intensität noch nie erfahren hatte! Ich wusste ohne den geringsten Zweifel: nun hatte ich ein nagelneues Leben bekommen! Meine Freude war so gewaltig, dass Mitinsassen den Anstaltsarzt baten, ihnen auch diese Muntermacher-Pillen zu geben, die er offenbar mir verabreicht hatte! Ich wusste - so schwer das jemanden zu erklären ist, der diese Erfahrung noch nicht gemacht hat - dass Gott selbst, der Schöpfer dieses Universums, mich liebte, nur weil ich existierte. Nur deswegen! Nicht wegen meines Luxus, meiner Autos, Yachten, Frauen oder wegen Geld - denn das interessiert nur Menschen.

Woher ich das wusste? Jesus sagte: "Wer mich sieht, der sieht das Wesen Gottes" Und plötzlich war mir dieser Satz, wie die vielen anderen Aussagen in der Bibel, zu einer inneren unumstösslichen Gewissheit geworden. Und jetzt wolle ich diesen Jesus richtig kennenlernen! Ich erhielt von der Evangelischen Allianz ein Stipendium für ein Studium bei der BFU - einer theologische Fernschule. Dieses Studium brachte mich über die Zeit im Gefängnis und als ich nach 5 ½ Jahren im August 2010 entlassen wurde, war ich ein vollkommen neuer Mensch geworden 37 Kilo weniger, meine Identität war nicht mehr bei den Menschen, sondern bei Gott und ich war glücklich und frei. Innerlich frei! Und das hatte ich noch nie in meinem Leben erlebt, das konnten mir der ganze Reichtum und all der Luxus nicht bieten. Ein Glück der Superklasse - Dank der Lebensänderung infolge einer bis dato mir völlig unbekannten Erkenntnis, wer dieser Jesus wirklich ist.

Was ich dort im Gefängnis erlebte, wie ich mein Handeln heute sehe, welche dramatische Wendung mein Leben plötzlich nahm, und die Erkenntnis, dass diese Befähigung zu einem neuen, zum ersten Mal wirklich sinnerfüllten Leben für alle Menschen verfügbar ist, ließen mir keine Ruhe. Ich schrieb diese Erfahrungen in einem Buch auf (Ziemlich bester Schurke - wie ich immer reicher wurde, fontis/Brunnen Verlag) und reise mittlerweile durch alle deutschsprachigen Länder, erzähle aus meinem wilden Leben, "predige" gegen Gier und zeige auf, wie man wahren Reichtum finden kann. Vor allem freut es mich, gerade den Menschen, die noch ihr Berufsleben vor sich haben, diese Nachricht weiter zu leiten um ihnen diesen heutzutage fast vollständig in Vergessenheit geratenen Weg des Evangeliums von Jesus Christus zu einem echt sinnerfüllten Leben, zu einem Leben in Kraft, Freiheit und Glück zu vermitteln.