"1970 wurden Gastarbeiter in Deutschland herzlich begrüßt, die zweimillionste Gastarbeiterin bekam sogar in München einen Blumenstrauß, heute spricht man plötzlich von Ausländerintegration, von Leitkultur und Green Card. Aber wer wird wie integriert? Welche Kultur soll weichen, welche Kultur darf bestehen? Meine Konsequenz in diesem Begriffesammelsurium heißt ganz einfach Toleranz", so Dieter Baumann vor den Fladschülern. "In den letzten Jahrzehnten wurden rassistische Übergriffe verharmlost, übersehen oder mit Überreaktionen bedacht, es darf nicht sein, dass wir uns in allgemeinen Begriffsdefinitionen verlieren und darüber hinaus nichts tun. Im Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung steckt unsere Gesellschaft noch in den Kinderschuhen. Deshalb ist jeder von uns aufgerufen, im Umgang mit fremden Kulturen und Menschen anderer Nationen selbstkritisch seine eigene Toleranz zu prüfen. Damit setzten wir täglich unsere eigenen Grenzen weiter und kommen dem Ideal näher." Mit der Schilderung eines Zwischenfalls beim Besuch einer afrikanischen Sportlerdelegation in Deutschland unterstrich Baumann seinen Appell. "Wie mögen sich die Mitglieder einer kenianischen Sportlergruppe beim ersten Besuch in Deutschland gefühlt haben, als sie in der Innenstadt von Stuttgart aufgrund ihrer Hautfarbe sofort als Drogendealer angesprochen wurden?" Viele authentische Beispiele und Berichte folgten, Dieter Baumann überzeugte mit einem exakt ausgearbeiteten Beitrag. Lebhafte Diskussionen und viele neue Impulse zu künftigen Projekten und Aktionen zeigten dem engagierten Schirmherrn der "Schule ohne Rassismus" neben dem Applaus der Schüler, er hatte seinen Zuhörern aus den Herzen gesprochen. Der Trainingsplan des Leichtathleten und der Stundenplan der Schüler setzte letztendlich diesem interessanten Vormittag die Grenzen, Dieter Baumann hätte sicherlich für weitere Stunden genügend Diskussionstoff geliefert. Dieser Besuch wird nicht der letzte sein, Dieter Baumann sagte die Teilnahme an künftigen Aktionen und Projekten zu.
Baumanns Anregung zum Abschied: ein internationales Schulfest, das die Schüler unterschiedlicher Nationen mit landestypischen Beiträgen selbst gestalten.