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Institut Dr. Flad
Berufskolleg für Chemie, Pharmazie, Biotechnologie und Umwelt

Ausbildung mit Markenzeichen. Seit 1951.

Institut Dr. Flad, 11. Februar 2004
Prof. Dr. Dr. Ervin Laszlo, Präsident des Club of Budapest
"Systemtheorie als Weltanschauung"

Gastkommentar von Prof. Dr. Dr. Ervin Laszlo

Die Problematik der Umweltverschmutzung als Teil der menschlichen Entwicklung sollte uns allen mehr und mehr zu denken geben. Global betrachtet kann dies nämlich zu verheerenden Auswirkungen kommen. Ervin Laszlo als Präsident des Club of Budapest möchte den Menschen in diesem Punkt zum Nachdenken bewegen.

Wir als Individuum, sind immer mehr in verschiedenste Gruppierungen eingebunden, wie z.B. Familie, Generation, Staat, ethnische Gruppe, Kultur, Kontinent, Biosphäre, Sonnensystem, usw.
Diese Einheiten sind auf irgendeine Art und Weise alle miteinander verbunden, dabei sind wir eine Einheit von allen Teilen, die uns als Individuum ausmachen.
Wie man das verstehen soll? Jede einzelne Gruppierung hat etwas gemeinsam.
Menschen, die gemeinsame Ziele/ Wünsche haben, gemeinsam etwas dafür tun, sich gemeinsam entwickeln und somit einen Lernprozess bestreiten, werden hier als System bezeichnet.
System: alle Dinge, die miteinander verbunden und zusammengesetzt sind zu einem Ganzen.
Die Theorie des Erkennens ist die Grundlage der Philosophie. Systemtheorie sollte unsere Erkenntnis der Welt sein.

Wie ist dieses System zustande gekommen?
Ohne die Sonnenenergie als Ursprung des Lebens wäre kein Leben vorstellbar.
Diese freie Energie dient der Biomasse zur Photosynthese und diese dient uns wiederum als Grundlage der Ernährungskette.
Dieser Prozess ist 4 Mrd. Jahre alt und zeigt den natürlichen Kreislauf des Lebens bei dem alles miteinander verbunden ist, wobei alles verwendet und fast nichts verschwendet wird.

In diese systematische Kette hat der Mensch vor ca. 10 000 Jahren eingegriffen, indem er eine andere Art von System aufgebaut hat:
Zuerst war der Mensch nur ein organischer Bestandteil dieser Kette bis einige Gruppierungen die Sesshaftigkeit (Domestizierung/ Ackerbau) als Verbesserung des Nomadenlebens erkannten.
Nun beginnt der Mensch sich nicht mehr an die Umwelt anpassen, sondern jene zu strukturieren.

Das Individuum als offenes System (theoretisch ausgedrückt), nimmt Energie, Materie, Informationen,…auf, verarbeitet sie und gibt sie weiter. Dies braucht man, um sich selbst im System zu erhalten. Allerdings nutzt sich ein lebendiges System (hier bezogen auf die Gesellschaft) ab, d.h. es kann Energie und Informationen nicht lange speichern und muss sich deshalb ständig erneuern.
Das bedeutet, dass sich ein Mensch nachhaltig verhalten muss, er muss sich also so verhalten, dass er Informationen aufnehmen kann, um sich und seine nachfolgenden Generationen zu erhalten.
Dadurch erhält man in einer Gesellschaft einen Informationspool mit dem man sich im System organisieren kann.

Alles was wir zum Leben brauchen, bekommen wir von der Natur und sind deswegen auf diese angewiesen und sollten mit ihr kooperieren.
Da wir seit Jahrtausenden der Natur schaden, indem wir versucht haben sie uns unterzuordnen, aber nicht bemerkt haben, dass wir ihr und damit auch uns selbst schaden, ist die Lebenserhaltung nicht gesichert.

Inzwischen wird der Aspekt des Kreislaufes immer wichtiger und somit auch wie wir uns im System verhalten, um uns erhalten zu können.
Dies ist durch die irreversible Wandlung der Natur und damit auch durch die Evolution der Menschheit aufgetreten.
Evolution findet überall statt: in der Biosphäre durch Auftreten und Weiterentwickeln von Mutationen, was zwischen 5 000- 50 000 Jahren dauert.
Was eigentlich in der Geschichte der Entwicklung nur ein Augenblick ist, ist für die Gesellschaft eine lange Periode.
In der Gesellschaft gibt es auch Evolutionen: die Kulturelle (der Kulturen) und die des Fortschritts (Technische Evolution), was sich innerhalb von 5- 50 Jahren abspielen kann. Einem Bruchteil dessen, wie es in der Natur üblich ist.
Dies hat somit eine große Auswirkung auf die Gesellschaft, aber auch sekundär auf die Umwelt.
Wir wollten unser Leben mit technischen Entwicklungen verbessern, aber haben die Natur zu sehr verändert und ihr Schaden zugefügt.

Ein lebendiges System ist nie im Gleichgewicht, d.h. wir müssen uns im Ungleichgewicht erhalten.
Genetische Informationen sind während der Lebenszeit nicht austauschbar. Dies bedeutet, dass die Erhaltung beschränkt ist, aber in einem größeren System können einzelne Teile ausgetauscht werden. Das bedeutet, dass man als kulturelle Einheit sich umstrukturieren und zu einer Stabilität kommen kann, d.h. sich über Generation zu Generation weiterentwickelt. Womit wir unsere Erhaltung gewährleisten könnten.

Wir müssen uns so strukturieren dass unsere Ebene stabil bleibt. Dabei müssen sich unsere gesellschaftlichen Kulturen innerhalb einer Generation verändern, nicht wie bisher über mehrere Generationen. Sonst sind wir nicht mehr in der Lage, uns zu ernähren und somit als Bevölkerung auf der Erde zu erhalten und dies muss man als globalen Prozess betrachten.

Was tun?
Die extensive Evolution (Evolution der Eroberung/Konsumierung) muss zu einer intensiven Evolution (Evolution der Vernetzung, Kommunikation, des gemeinsamen Bewusstseins) wechseln.
Wir stehen also momentan am Scheideweg zwischen dem „Zusammenbruch“ mit Krieg und Terror und einer dynamischen Stabilität mit der Natur.
Welchen Weg unsere Gesellschaft einschlagen wird, wird sich in den nächsten 10 Jahren zeigen.
Um den Zusammenbruch zu verhindern, müssten wir uns anders verhalten, gesünder leben, die Umwelt schonen, miteinander kommunizieren und versuchen so zu leben wie man es jedem Menschen wünschen würde - man muss umdenken und dies innerhalb einer Generation.
Dabei sollte dies jeder für sich ausmachen, verantwortungsvoll handeln, damit wir als Individuum und Menschheit weiter leben können.

Claudia Aßmann, LG 54

 

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