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Institut Dr. Flad
Berufskolleg für Chemie, Pharmazie, Biotechnologie und Umwelt

Ausbildung mit Markenzeichen. Seit 1951.

Fladianer-Treffen im Wissenschaftlichen Mekka der USA
Ruth Kaucher (LG 34) und Peter Ruoff (LG 20)

Ruth Kauchers Perspektive:

Ich wohne nun schon seit 1985 in den USA, und manche Fladianer haben vielleicht den Artikel über Peter, mich und andere gelesen unter der Rubrik: Was ist aus ihnen geworden. Ich habe damals die Internationale Abschlussprüfung der ISA für Chemisch-technische Assistentinnen abgelegt, was mir meinen ersten Arbeitsplatz in den USA gelandet hat und mir so zusätzliche Berufschancen geboten hat. Nach 7 Jahren in der Grundlagenforschung, bin ich in die Industrie übergewechselt, wo ich nun schon seit 11 Jahren für Applied Biosystems arbeite. Meine Aufgabengebiete umfassten technische Kundenbetreuung und Ausbildung für DNA, RNA und Protein Analyse. Seit den letzten 5 Jahren bin ich nun im Außenverkauf für DNA Sequenzierung und Real-Time Quantitative PCR Analyse beschäftigt. Mein geographisches Gebiet umfassen die Städte Cambridge, Boston und der Staat New Hampshire.

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Im Februar 2003 habe ich einen Anruf von Professor Peter Ruoff von Dartmouth College bekommen, in dem er mich dringend um Hilfe bat, eine Quotierung für ein Real-Time PCR Instrument auszustellen. Peter hat sein eigenes Forschungslabor in Norwegen an der Stavanger Universität und war momentan in New Hampshire für ein Forschungsjahr in dem Genetics Department von der Dartmouth School of Medicine. Da Dartmouth College mein Kundengebiet umfasst, konnte ich Peter schnell aushelfen und per E-mail eine Quotierung innerhalb von 4 Stunden von San Francisco (USA) nach Norwegen schicken, die Peters Labor dringend für eine Bewerbung für eine neue Forschungsgrant brauchte.

3 Tage später war ich persönlich an der Dartmouth School of Medicine um einen Vortrag über Real-Time PCR Applikationen und Theorie zu geben. Zu meiner Überraschung war Peter Ruoff im Hörerkreis, und er wollte sich persönlich bei mir bedanken zwecks der dringenden Quotierungsanfrage. Es hat nicht lange gedauert, um im Gespräch herauszufinden, dass Peter und ich beide aus Deutschland sind. Was uns total überrascht hat, dass wir beide aus dem Raum Stuttgart sind, und beide einen CTA Abschluss von Dr. Flad hatten. Diese Wahrscheinlichkeit uns so zu treffen, war so selten und einzigartig, als ob man eine Nadel im Heuschober sucht. Dieses Erlebnis musste natürlich weiter erörtert und gefeiert werden. 3 Monate später haben wir uns noch zweimal getroffen: In New Hampshire an Dartmouth und dann in Boston.

Besuch in Boston:

Ich hatte Peter nach Boston eingeladen, um ihm einen Schnappschuss meines Arbeitsalltages zu vermitteln. Zuerst besuchten wir die Boston University School of Medicine um einen qPCR Vortrag von einem meiner Kollegen zuzuhören. Das Forschungslabor für Hämatologie und Onkologie benützt quantitative PCR um Gene Expression in gesunden und krebsartigen Gewebeproben zu charakterisieren. Für Peter war dieser Vortrag hilfreich, da er die gleiche Technologie für seine Forschung anwenden wird.

Danach genossen wir Boston's Backbay während einem gemütlichen Mittagessen in herrlichem Sonnenschein auf der Newbury Street. Wir wollten uns Boston von oben anschauen, was leider nicht mehr möglich ist. Der John Hancock Tower Observatorium ist seit dem 11. September Terroranschlag aus Sicherheitsgründen geschlossen. Wir entschlossen und dann die Boston Skyline von Cambridge anzuschauen, was auch sehr spektakulär war. Jedoch hatten wir noch einen wissenschaftlichen Höhenpunkt vor uns: Ein Besuch des Center's for Genome Research von Whitehead Institute und MIT . Ca. 30% der DNA Sequenzierung für das Human Genome fand hier an diesem Institute statt was von Dr. Eric Lander geleitet wird. Ich habe das Institut mit Applied Biosystems DNA Sequenzierungstechnologie während den letzten 5 Jahren unterstützt, was eine historische und einmalige Reise für mich war und immer noch ist. Ohne Applied Biosystems' DNA Sequenzierungsinstrumente wäre das Human Genome Projekt heute noch nicht fertig. Unsere Maschinen und Chemie hat die DNA Sequenzierung voll automatisiert, so dass jeden Tag 144 Millionen Nukleotide in Cambridge analysiert werden. Das Genome Center benützt heute 96 automatische DNA Sequencers Model 3730XL die täglich 220,000 Proben, 24 Stunden und 7 Tage pro Woche ständig laufen. Das Institute ist mehr wie eine Fabrik aufgebaut und hat wenig mit einem Forschungslabor mehr zu tun. Eine Superlative von Genomtechnologie, Infrastruktur und Hochdurchsatzleistung und Anwendung! Am 12. Februar 2001 wurde der erste Entwurf des menschlichen Genbauplans veröffentlicht, und wurde dieses Jahr im Frühjahr vollendet. Viele andere Genome Projekte werden momentan analysiert, von Maus, zu Ratte, Schimpanse, Fungus ... Peter hatte die Möglichkeit sich mit dem Hauptautor James Galagan zu treffen, der eine wissenschaftliche Veröffentlichung in Nature dieses Jahr im April hatte. James Galagan hat das Neurospora crassa Genome (Brotschimmel) mit seinem eigenen Arachne Assembler Program vom Genetischen Code und Sequenz zusammengestellt. Danach bekamen wir eine persönliche Führung des Genome Centers.

Meine Ausbildung am Chemischen Institut Dr. Flad hat mir ein stabiles berufliches Fundament gegeben, von dem ich heute noch zehre. Der ISA Abschluss verbunden mit einer ausgezeichneten Organischen Chemieausbildung haben mich auf eine Karriere in der Biotechnologischen Forschung vorbereitet. Ich bedanke mich herzlichst bei Dr. Flad Senior und Junior mit allen Lehrkräften, für eine ausgezeichnete akademische, internationale und persönliche Ausbildung. Es ist eine herrliche Erfahrung die Peter Ruoff und ich gemeinsam teilen. Unser Fladianertreff und Kontakt wird uns weiterhin verbinden, und wir sind beide schon gespannt, wo in dieser so klein gewordenen Welt wir uns demnächst sehen werden.

 

Peter Ruoffs Perspektive:

Ich wohne schon seit fast 30 Jahren in Norwegen. Nach meiner Ausbildung am Chemischen Institut Dr. Flad hatte ich das Abitur an der Technischen Oberschule in Stuttgart gemacht, da es mir klar geworden war, dass ich gerne Chemie weiterstudieren wollte. Nachdem ich meine Frau, eine Norwegerin, kennen gelernt hatte, begann ich in 1975 mein Studium an der Uni Oslo, wo ich neben Chemie auch Kurse in Mathematik und Physik belegte. Obwohl ich anfangs Quantenchemie als Hauptfach studierte, begann ich bald die praktische Arbeit im Laboratorium zu vermissen und fing an mich für die Reaktionskinetik oszillierender Prozesse zu interessieren. Besonders attraktiv fand ich, dass man in der Reaktionskinetik sowohl theoretisch als auch praktisch arbeiten kann. Mit Hilfe von Computersimulationen untersuchte ich reaktionskinetische Modelle chemischer Oszillatoren (z. B. an der Belousov-Zhabotinskii Reaktion), die ich dann im Laboratorium experimentell testete.

Seit 1984 bin ich Chemieprofessor am Stavanger University College (Norwegen), wo ich die Physikalische und Biophysikalische Chemie als auch die Bioinformatik vertrete. Mein Forschungsbereich hat sich seit dieser Zeit auch mehr und mehr auf die Seite der biologischen Oszillatoren verlagert und seit ca. 10 Jahren studiere ich die Kinetik circadianer Rhythmen. Circadiane Rhythmen sind endogene Prozesse die Eigenschaften von Uhren besitzen und die Organismen an ihre zeitliche Umgebung (bei Tieren z. B. durch den Schlaf/Wach Rhythmus) anpassen. Circadiane Rhythmen spielen auch eine wesentliche Rolle bei der Blütenbildung von Pflanzen im Frühjahr sowie beim Vogelzug (Zugunruhe) oder Winterschlaf im Herbst. Um circadiane Rhythmen sowohl theoretisch als auch experimentell zu erfassen arbeite ich an einem Modelorganismus, Neurospora crassa. Neurospora ist ein Pilz (in der Klasse der Ascomyzeten) bei dem man die circadiane Uhr sehr schön studieren kann (siehe http://www.uis.no/).

Ungefähr alle 5 Jahre bietet das Stavanger University College seinen Lehrkräften die Möglichkeit ein Jahr an einer auswärtigen Universität zu verbringen um dort Forschung betreiben zu können. Seit September 2002 bin ich nun am Dartmouth College (Hanover, New Hampshire) wo ich mit Prof. Jay Dunlap und Prof. Jennifer Loros zusammen an der "Neurospora circadian clock" arbeite. Mit Hilfe von Real Time PCR (Polymerase Chain Reaction) untersuchen wir wie bestimmte Gene durch äußere Faktoren (wie Licht, Temperatur, pH) angeschaltet werden und wie die Kinetik der Genprodukte (Proteine) aussieht und in den Mechanismus der circadianen Uhr passt. Da ich mich von Dartmouth aus um Mittel für eine Real Time PCR Maschine für das Stavanger University College bewerben wollte, kam ich mit Ruth in Kontakt. Die Überraschung war natürlich unglaublich, als wir feststellten dass wir beide "Fladianer" waren!

Für mich waren die Jahre am Chemischen Institut Dr. Flad eine wichtige Zeit, von der ich beruflich und persönlich sehr profitiert habe. Im Gespräch mit Ruth war es interessant festzustellen wie ähnlich die Ausbildung uns geprägt hat.

Herzliche Grüße möchte ich hiermit an Wolfgang Flad senden. Wolfgangs schillernde Vorlesungen vor allem in der Stöchiometrie und in der quantitativen Analyse sind in bleibender Erinnerung! Die herzlichsten Grüße und Gratulationen für das kommende Jubiläum gehen an den Chef (Flad Senior). Seine Vorlesungen vor allem in der Anorganischen Chemie die oft einen philosophischen Hauch hatten freuten und prägten mich besonders.

 

Mit vielen herzlichen Grüßen

Ruth KaucherPeter Ruoff

 

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>> Weitere Berichte über Fladianer finden Sie in der Rubrik Was ist aus ihnen geworden?