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Institut Dr. Flad
Berufskolleg für Chemie, Pharmazie, Biotechnologie und Umwelt

Ausbildung mit Markenzeichen. Seit 1951.
Ein eindrucksvoller Besuch: Interview mit Herrn Dr. Heiner Geißler
Schülerberichte

vergrößerte Abbildung F: Wie kamen Sie persönlich dazu, ein Buch über Intoleranz zu schreiben - oder was war für Sie das Schlüsselerlebnis, sich des Projektes "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" anzunehmen?
HG: Ich habe während meiner politischen Tätigkeit immer wieder das Thema Diskriminierung von Minderheiten auf die Tagesordnung gesetzt. Man macht sich natürlich Gedanken, was man selbst bewirken kann, und diese Gedankenprozesse liefen bei mir schon sehr lange. Auslöser waren aber zwei Dinge: zum einen die Premiere von Luigi Nonos Musiktheater "Intoleranza", die zum umwerfenden Erfolg in Berlin wurde, zum anderen natürlich kurz darauf der 11. September 2001, dem "Supergau" des Fundamentalismus und der Unterdrückung Andersdenkender. Da wurde mir klar, ich muss dagegen ein Zeichen setzen - und da habe ich das Buch geschrieben.

F: Was sehen Sie als Politiker für eine Möglichkeit, gegen Fundamentalismus vorzugehen - in Deutschland wie auch weltweit?
HG: Man muss dem Fundamentalismus die Grundlage entziehen, das heißt weltweit Maßnahmen treffen - politische wie gesellschaftliche - dass die Armut reduziert wird und jeder und jede eine Chance hat, in körperlicher und geistiger Sicherheit zu leben. Die Antwort ist also eine soziale Marktwirtschaft, die nicht nur den Wohlstand der Reichen auf dem Rücken der Armen mehrt.

F: Wie kann es sein, dass in einem zivilisierten Land wie z.B. Deutschland immer noch Mädchen und junge Frauen beschnitten und damit diskriminiert werden?
HG: Das Problem ist, dass die Familien der Mädchen "dicht" halten, dass sie die Traditionen und religiös-fundamentalistischen Bräuche über das Wohl ihrer eigenen Kinder stellen. Außerdem können sich die Mädchen selbst meist gar nicht wehren; sie sind zu jung oder auch vollkommen von der Außenwelt isoliert, sodass sie keine Handhabe gegen diese Praxis haben.

F: Was kann man denn selbst tun, z.B. wir als Schüler, um aktiv etwas gegen Rassismus und für ein Miteinander der Kulturen zu tun?
HG: Sie können natürlich in die Politik gehen (lacht), auch wenn das vielleicht nicht als "cool" gilt - aber unterschätzen Sie nicht, was Sie dort bewirken können. Sie sollen ja nicht zu den Ja-Sagern werden, sondern ruhig mal die Partei etwas aufmischen, wenn Ihnen was nicht gefällt - so habe ich es bei der Jungen Union auch gemacht! In den Parteien gibt es viel zu tun, und nur wer mitmacht, hat auch ein Recht, sich zu beschweren, wenn es nicht so läuft, wie erwünscht. Aber eine andere Alternative sind auch die nicht-staatlichen Organisationen (NGOs), die eine sehr weites Spektrum an Einsatzgebieten haben und für jeden eine sinnvolle Betätigung bieten können. Das gibt es auch in Ihrer unmittelbaren Umgebung - und gerade so, wie Sie das hier an der Schule erfahren und praktizieren, arbeiten diese nicht-staatlichen Organisationen in Netzwerken, die gemeinsam ein großes Gewicht auch in der Politik haben. Schließlich ist es ja eine bekannte Tatsache: sobald Sie etwas an die Presse bringen, werden die Politiker hellhörig, und dann hört man Ihnen schon sehr genau zu. Also: eine Schlagzeile genügt in der Regel, dann können Sie auch was bewirken!

Deborah Hamm, LG 52

 

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