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Institut Dr. Flad
Berufskolleg für Chemie, Pharmazie, Biotechnologie und Umwelt

Ausbildung mit Markenzeichen. Seit 1951.
Angela Schmitt-Bucher

Frau Schmitt-Bucher:
"Wir sind Internationalisten"

Projekttag am 2. Mai 2001 zum Thema "Schule ohne Rassismus": Rechtsradikalismus
Vortrag von Angela Schmitt-Bucher

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Satelliten, Internet, schnelle Transportmittel und Urlaub überall - die westliche Welt liegt voll im Trend der Globalisierung. Dennoch existiert die Fremdenfeindlichkeit in Deutschland weiter.


Für dieses Phänomen gibt es unterschiedliche Erklärungsversuche:
  1. Der Zuwachs der Ausländer an sich wird als bedrohlich erachtet. Die Forschung brachte hervor, dass, je mehr Ausländer in einem Land leben oder einwandern, diese zunehmend auf Ablehnung stoßen; man nennt die Reaktion der ansässigen Bevölkerung Überfremdungsangst. Die Einwohner werden z.B. mit anderen Familienmodellen konfrontiert, fühlen sich von bestimmten traditionellen Plätzen oder aus traditionellen Rollen verdrängt oder vertreten gar die Ansicht, Ausländer würden unser Sozialsystem missbrauchen.

  2. Ein weiterer wesentlicher Ansatz wäre, dass nicht die Fremde der anderen Auslöser für die Furcht darstellt, sondern sich die Furcht aus dem Klischee der Fremdenfeindlichkeit heraus generiert. Basis dafür stellt der Grundsatz dar, dass die Fremdwahrnehmung eines Menschen von seiner Einstellung zu sich selbst, d.h. wie er selbst sich fühlt und v.a. sich sieht, determiniert wird. Daraus ließe sich der Schluss ziehen, dass je stabiler das Selbstwertgefühl eines Menschen ist, umso weniger bedrohlich erlebt er seine Mitmenschen. Die Furcht vor Überfremdung resultiert demnach aus Unsicherheit bzw. Mangel an der eigenen Identität allgemein. Die Menschen suchen nach Möglichkeiten, das eigene, unsichere ICH aufzuwerten, indem sie die Fremde (das ICH anderer) abwerten, was sich in einer rechtsextremen Vereinigung nicht allzu schwer realisieren lässt. In der Gruppe, die ihn akzeptiert, kann selbst der unsichere einzelne Schwache ein Bild von Stärke und Überlegenheit demonstrieren.

  3. Neben den o.g. Aspekten spielt Stress eine große Rolle. Dieser aus der Arbeitspsychologie stammende Begriff stellt das Verhältnis zwischen den beruflichen Anforderungen und der Möglichkeit des einzelnen, dieser Anforderung gerecht zu werden, dar. Durch die Belastung der Individuen mit dem Stressor oder mehreren Stressoren setzen jeweils verschiedene, völlig individuelle Reaktionen ein - was für den einen eine Herausforderung darstellt, schmettert den anderen überbelastet zu Boden. Hält der Stress zudem noch über einen längeren Zeitraum an und wird die Belastung eines Individuums oder einer Gruppe zu groß, so wird oft der Zusammenhang zwischen Vorurteil und Überforderung deutlich, welche zu einer verzerrten Wahrnehmung der tatsächlichen Realität führt. Von den Betroffenen wird dann z.B. eine Asylantenschwemme angenommen, die eine Überflutung des eigenen mit einem fremden, 'bösartigen Gedankengut zu sein scheint und den Untergang der eigenen Nation bzw. Kultur hervorruft. Diese Art der Handlung stellt eine Art Abwehr- oder Fluchtreaktion dar.
Auch in den Phasen von tiefgreifendem Wandel oder Reformen kommt es häufig zu Ablehnung fremder Kulturen und Brauchtümer. So z.B. bei
  • politischem Wandel
  • ökonomischen Krisen
  • veränderten sozialen Strukturen
  • dem Zerfall oder der Umstrukturierung traditioneller Beziehungen oder Handlungen.

Eine solche Entwicklung zeichnet sich momentan verstärkt in den neuen Bundesländern, in denen die o.g. Umbruchsituation stattgefunden hat, ab. Hier kommt es weitaus häufiger zu ausländerfeindlichen Aktivitäten rechter Gewalt als in den alten Bundesländern. Andersherum lässt sich feststellen, dass eine Gesellschaft sehr wohl sehr viele Ausländer aufnehmen kann, wenn sie sich dadurch nicht überfordert oder unnötig belastet fühlt.

FAZIT: Die Gründe für eine ausländer- bzw. fremdenfeindliche Einstellung von Menschen können sehr vielschichtig sein, auch aus psychologischer und soziologischer Sicht. Um dem entgegenzuwirken gibt es mehrere Möglichkeiten:

  1. Bildung / Wissen:
    Angemessene Einschätzung der Situation
    Bin ich imstande zu lernen, dazu zu lernen?

  2. Selbsteinschätzung Stärkung des ICHS
    Was kann ich?
    Was traue ich mir zu?

  3. Persönliche Werte / Normen
    Orientierung verhindert das Abdriften in die Gewaltbereitschaft
    Was darf ich? Was nicht? Wo liegt meine moralische Grenze?

  4. Hilfe
    Vertrauen verringert bzw. verhindert Ohnmachtsgefühle
    Wer kann mir helfen?


Das Argument, Rechtsradikale seien eine Ansammlung von herumlungernden arbeitslosen Taugenichtsen, trägt langfristig nicht. Es bedarf der Aufklärung und der Erklärung, dem Dialog, der dabei hilft, Vorurteile abzubauen und Integration zu fördern.
Denn, würden sich die Menschen über ihre individuellen Brauchtümer, Gewohnheiten und Lebensinhalte mehr Gedanken machen und deren Herkunft ergründen, würde jeder Mensch feststellen, dass er bereits Internationalist ist.

Ein Bericht von Rebekka Klaas, LG 51

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