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Institut Dr. Flad
Berufskolleg für Chemie, Pharmazie, Biotechnologie und Umwelt

Ausbildung mit Markenzeichen. Seit 1951.

Gastvortrag "Die Sprache von Politik und Wirtschaft - verschleiert sie mehr als sie klärt?"

Susanne Offenbach, Journalistin und Publizistin

17. November 2004 im Institut Dr. Flad

Eine kurze Umfrage ergab zu Beginn des Vertrages, wie viel Zeitungsleser sich im Hörsaal befanden. Nur knapp ein Drittel der Anwesenden sind dies. Viele informieren sich über Radio, Fernsehen und Internet. Zeitungen sind dagegen aber im Vergleich sehr praktisch. Sie können mitgenommen werden oder es kann auch ein Artikel oder Auszüge mehrmals gelesen werden. Damit die Verkaufszahlen der Zeitungen in etwa konstant gehalten werden konnten, mussten die Verlage dann auch viele Angebote zusätzlich durchführen.

Frau Offenbach machte in ihrem Vortrag deutlich, dass Sprache sich immer wieder ändert. Dies zeigen vor allem Jugendliche, die doch immer wieder eine eigene Sprache entwickeln. Aber auch in Gesetzestexten können sehr ungewöhnliche Wörter benutzt werden, wie beispielsweise die Verselbstständigungsanalyse, die eine Prüfung darstellt, ob Behinderte auf die Hilfe von Mitmenschen angewiesen sind oder nicht. In solchen Texten werden teilweise Worte kreiert, die letztendlich kaum jemand versteht. Solche, für die Alltagssprache untaugliche Wörter, sollen lange und umständliche Sätze verhindern. Dies kann auch ein Ausdruck für Unsicherheit sein, denn eine falsche Wortwahl kann in einigen Berufsgruppen, wie zum Beispiel Juristen, unter Umständen teuer werden.

In vielen Bereichen gibt es Fachbegriffe. Diese sollen eine präzise und klare Verständigung der Fachleute untereinander sicherstellen. Doch außerhalb dieser Fachkreise sind die Begriffe oft unverständlich. Nach Susanne Offenbach sind Fachkräfte nur dann gut, wenn sie ihr Wissen für alle verständlich darstellen können. Dies erlebt sie als Journalistin immer wieder. Für ihre Texte benötigt sie viele Detailinformationen, die sie zuerst recherchieren muss. Dabei trifft sie auch immer mit Fachleuten zusammen, die ihr dann die Problematik verdeutlichen müssen, damit sie diese für die Zeitungsleser verständlich verarbeiten kann. Auch Politiker müssen in der Lage sein, komplizierte Sachverhalte korrekt und einfach wiederzugeben. Politiker müssen die Rahmenbedingungen für die Entwicklung eines Landes festlegen und müssen ihre Konzepte den Wählerinnen und Wählern nahe bringen. Nur wenn die Bürger die Konzepte verstehen können, werden sie in der Lage sein, diese zu bewerten. Oft kennen sich aber auch Politiker in der aktuellen Sachlage nicht aus und versuchen durch weitschweifige Formulierungen von dieser Tatsache abzulenken. Die Aufgabe der Journalisten ist dann, durch gezielte Fragen die Kenntnisse und den Sachverstand der Politiker offen zu legen und den Zeitungslesern zu vermitteln.

Frau Offenbach verwies in ihrem Vortrag auch auf die neuen Medien, durch die sich Sprache verändert. So wurden z. B. durch E-Mail und SMS völlig neue Kommunikationsmethoden bereitgestellt, in denen viele neue Abkürzungen entstanden und Sprache minimiert wird. Durch diese Medien sind wir nun zwar immer erreichbar geworden, erleben aber die Ausdrucksstärke und die sprachliche Vielfalt eines Briefes nicht mehr.

Auch einen anderen Trend sprach Susanne Offenbach an: Immer mehr englische Worte werden im Alltag verwendet. Ganze Formulierungen werden aus dem englischen Sprachgebrauch in die deutsche Sprache übersetzt, aus "not really" wird beispielsweise "nicht wirklich". Diese Tendenz wird in der Zwischenzeit von vielen Menschen missbilligt.

Der Vortrag von Frau Offenbach war sehr abwechslungsreich und hat an vielen Beispielen die Macht der Sprache aufgezeigt.



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