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Institut Dr. Flad
Berufskolleg für Chemie, Pharmazie, Biotechnologie und Umwelt

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Heiner Geißler diskutiert über Rassismus und Intoleranz "Schlagzeile genügt" - Heiner Geißler diskutiert über Rassismus und Intoleranz
Stuttgarter Nachrichten vom 19.12.2002

Auf politischer Ebene galt Heiner Geißler immer als streitbarer Querdenker - heute ist er Schirmherr des Projektes "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage", an dem sich das Berufskolleg Dr. Flad beteiligt. Anlässlich des Tages der Menschenrechte besuchte er uns und las aus seinem Buch "Intoleranz. Unglück unserer Zeit" vor. Nach seinem Vortrag stellte er sich unseren Fragen:

Was war für Sie das Schlüsselerlebnis, um sich des Projektes "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" anzunehmen?
Auslöser waren zwei Dinge: zum einen die Premiere von Luigi Nonos Musiktheater "Intoleranza", das ein umwerfender Erfolg in Berlin wurde, zum anderen natürlich der 11. September, der Super-GAU des Fundamentalismus und der Unterdrückung Andersdenkender. Da wurde mir klar, ich muss dagegen ein Zeichen setzen - und da habe ich das Buch geschrieben.

Welche Möglichkeit sehen Sie als Politiker, gegen Fundamentalismus vorzugehen?
Man muss dem Fundamentalismus die Grundlage entziehen, das heißt, weltweit Maßnahmen treffen - politische wie gesellschaftliche -, dass die Armut reduziert wird und jeder und jede eine faire Chance hat, in körperlicher und auch geistiger Sicherheit zu leben. Die Antwort ist also eine soziale Marktwirtschaft, die nicht nur den Wohlstand der Reichen auf dem Rücken der Armen mehrt.

Wie kann es sein, dass in einem zivilisierten Land wie Deutschland immer noch Mädchen und junge Frauen diskriminiert werden?
Das Problem ist, dass die Familien der Mädchen dichthalten, dass sie die Traditionen und religiös-fundamentalistischen Bräuche über das Wohl ihrer eigenen Kinder stellen. Außerdem können sich die Mädchen selbst meist gar nicht wehren; sie sind zu jung oder auch vollkommen von der Außenwelt isoliert, so dass sie keine Handhabe gegen diese Praxis haben.

Was kann man denn selbst tun gegen Rassismus und für ein Miteinander der Kulturen?
Sie können natürlich in die Politik gehen (lacht), auch wenn das vielleicht nicht als cool gilt - aber unterschätzen Sie nicht, was Sie dort bewirken können. Sie sollen ja nicht zu den Jasagern werden, sondern ruhig mal die Partei etwas aufmischen, wenn Ihnen was nicht gefällt. So habe ich es bei der Jungen Union auch gemacht! In den Parteien gibt es viel zu tun, und nur wer mitmacht, hat auch ein Recht, sich zu beschweren, wenn es nicht so läuft wie erwünscht. Aber eine andere Alternative sind auch die nicht staatlichen Organisationen (NGOs), die ein sehr weites Spektrum an Einsatzgebieten haben und für jeden eine sinnvolle Betätigung bieten können. Das gibt es auch in Ihrer unmittelbaren Umgebung, und gerade so, wie Sie das hier an der Schule erfahren und praktizieren, arbeiten diese nicht staatlichen Organisationen in Netzwerken, die gemeinsam ein großes Gewicht auch in der Politik haben. Schließlich ist es ja eine bekannte Tatsache: Sobald Sie etwas an die Presse bringen, werden die Politiker hellhörig, und dann hört man Ihnen schon sehr genau zu. Also: Eine Schlagzeile genügt in der Regel, dann können Sie auch was bewirken!

Martin Trautner, 25, Deborah Hamm, 22