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Institut Dr. Flad
Berufskolleg für Chemie, Pharmazie, Biotechnologie und Umwelt

Ausbildung mit Markenzeichen. Seit 1951.
Chemische Probierkabinette   (01/2002)

Chemische Probierkabinette Aus der Einführung zu "Chemische Probierkabinette" von Prof. Dr. Georg Schwedt:

Chemische Experimentierkästen sind keine Kinder unserer Zeit. Schon der aus Speyer stammende Johann Joachim Becher (1635-1682) beschrieb in seinem 1689 postum erschienenen Werk ein "Laboratorium portatile" (portatile = transportierbar). Sein Bilderkatalog, "Schema Instrtumentorum Laboratoro Portatili Inserventium", zeigt insgesamt 64 Gefäße und Gerätschaften unterschiedlicher Formen und Funktionen: Tiegel, Becher und Retorten, Werkzeuge wie Zangen, Löffel, Mörser mit Pistill, eine Hasenpfote als Reinigungsbürste und einige Handwaagen. Becher, Sohn eines protestantischen Pfarrers, begab sich bereits mit 13 Jahren auf Wanderschaft durch Deutschland, Italien, Holland und Schweden, er wurde Arzt und war für kurze Zeit (1663/64) in Mainz Professor der Medizin und Leibarzt des Kurfürsten. Danach wirkte er als Hofmedicus und Mathematiker am kurfürstlichen Hof in München und anschließend in Wien. 1680 kam er zu Prinz Ruprecht nach England und beschäftigte sich dort mit der Verbesserung der Metallverarbeitung, mit der Branntweingewinnung aus Kartoffeln und mit der Herstellung von Glas. . .
. . . Johann Friedrich August Göttling (1753-1809) war einer der ersten deutschen Professoren, der für die Oxidationstheorie und für die neue Nomenklatur eintrat. Er war bei dem Apotheker Johann Christian Wiegleb (1732-1800) in Langensalza in die Lehre gegangen, trat 1775 in die Hofapotheke in Weimar ein und wurde nach Studien in Göttingen und der Promotion in Jena gefördert von Goethe, der Göttlings Probierkabinet in seinen Wahlverwandtschaften ein literarisches Denkmal setzte - zum Dr. phil. 1789 zum Professor für Chemie, Pharmazie und Technologie an der Universität Jena ernannt. 1790 erschien von Göttling ein unscheinbares, 215 Seiten umfassendes Buch in kleinem Format, ohne Abbildungen, mit dem Titel: "Vollständiges chemisches Probir-Cabinet zum Handgebrauche für Scheidekünstler, Aerzte, Mineralogen, Metallurgen, Technologen, Fabrikanten, Oekonomen und Naturliebhaber... Untersuchungen auf dem nassen Wege." Darin beschreibt er den Aufbau und Inhalt seines Probierkabinetts. Dieses Buch wird auch als erstes Hochschullehrbuch der qualitativen Analyse bezeichnet. In ihm wird erstmals die Blindprobe als wichtiger Teil einer qualitativen Analyse - und damit die Reinheit der Chemikalien als Voraussetzung - beschrieben. Alle Anleitungen sind so abgefasst, dass sie sich auch heute noch nachvollziehen lassen. Anstelle der später üblichen Reagenzgläser verwendete er Weingläser für die Durchführung der Reaktionen. Gläser waren damals noch keine Massenartikel, sonder mussten für den jeweiligen Zweck hergestellt werden. 1802 veröffentlichte Göttling als Fortführung seiner "Anleitung" eine weiteres Buch mit dem Titel "Praktische Anleitung zur prüfenden und zerlegenden Chemie". Darin schreibt er auch über das Probierkabinett: "Seit der Herausgabe dieser Schrift habe ich nun eine nicht unbeträchtliche Anzahl solcher Probir-Cabinette an in- und ausländische Chemiker zu versenden Gelegenheit gehabt, und noch immer laufen Bestellungen ein, ungeachtet auch andere etwas Ähnliches einzurichten versucht haben." . . .