Andreas Malessa zu Gast im Institut
"Moral muss man sich leisten können. Wer sagt mir, was ich wollen soll?"
Vortrag am 2. Februar 2011 im Institut Dr. Flad
"Wer sagt mir, was ich wollen soll?" Am 2. Februar 2011 war Andreas Malessa zu Gast im Institut und hielt im Großen Hörsaal einen Vortrag mit dem Titel: "Moral muss man sich leisten können. Wer sagt mir, was ich wollen soll?". In seiner Begrüßung stellte Schulleiter Wolfgang Flad den Referenten vor. Zu Beginn seines Vortrages behauptete Malessa, dass schon fast jeder Mensch trotz roter Ampel über die Straße gegangen sei. Er stellte jedoch auch fest, dass kaum jemand dieses Verhalten an den Tag lege, wenn kleine Kinder ebenfalls an der Ampel warteten. Hiermit wollte er uns beweisen, dass unser Handeln - moralisch korrekt oder nicht - stark vom Umfeld und der jeweiligen Situation abhängt. Als weiteres Beispiel für diesen Sachverhalt erzählte er von seiner Tochter, die während des Studiums oftmals falsch parkte, da der Strafzettel billiger war als die Kosten für das Abstellen des Autos in einem Parkhaus. Ein ähnliches Verhalten sei leider auch oft in der Wirtschaft zu finden. Viele Firmen wollten sich moralisches Handeln aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr leisten. Malessa ging anschließend auf das Wesen von Moral und Ethik ein. Er versuchte diese abstrakten Begriffe mit Beispielen aus dem täglichen Leben zu erklären. Dies sei jedoch nicht einfach, da Moral und Ethik für jeden etwas anderes bedeuteten. Als moralbildende Einflüsse nannte Malessa Freunde, Familie, Gesellschaft und Kultur. Der feststehende Fixpunkt für Moral und Ethik ist nach seiner Meinung aber die Religion. Er erklärte am Beispiel der zehn Gebote, wie das Christentum und die Bibel bei uns als Grundlage für Moral und Ethik fungieren und wie sie zur Humanisierung und Zivilisierung beigetragen haben. Im Verlauf des Vortrags kam Malessa auch auf Werte und Normen zu sprechen. Sie seien für moralisches Verhalten von großer Bedeutung. Er beschrieb Normen als ein "Gefäß", die Inhalte dieser Gefäße seien die Werte. So sei zum Beispiel Treue in einer Beziehung ein Wert, das "Gefäß" für diesen Wert sei die gesellschaftliche Norm, nicht fremdzugehen. Am Schluss des Vortrags versuchte sich Malessa an einer Antwort auf die zentrale ethische Fragestellung "Was soll ich machen?. Nach dem Vortrag stellte sich Malessa den Fragen der Schülerinnen und Schüler. Daraus entwickelte sich eine lebhafte Diskussion. Es wurde beispielsweise gefragt, ob es seiner Meinung nach möglich sei, auch ohne Religion und Glauben nach moralischen Grundsätzen leben zu können. Er antwortete darauf, dass ein Leben mit Moral durchaus auch ohne einen Glauben möglich sei. Die Religion habe aber erst die Entwicklung einer Moral ermöglicht. Martin Hamann, Lehrgang 60 |
Andreas Malessa ist Hörfunk- und Fernsehjournalist bei den ARD-Anstalten SWR, HR und DeutschlandRadio Kultur. Als Buchautor und Publizist ist der evangelisch-freikirchlicher Theologe ein vielgefragter Fachreferent für religiös-kulturelle, sozialethische und kirchliche Themen.
Andreas Malessa moderierte mit 17 eine eigene Sendereihe im Radio, gab von 1972 bis 1990 im Gesangs-Duo "Arno & Andreas" rund 1400 Konzerte im In- und Ausland, besang 6 LPs/CDs, ist seit 1982 beim Deutschlandfunk und seit 1986 beim SWR Reporter und Moderator. 12 Jahre lang an jedem Sonn- und Feiertag live mit den "Songs um Acht" in SDR 3, machten ihn vor allem seine monatlichen Fernsehsendungen "Um Himmels Willen", und seine Reportagen "Menschen unter uns" dienstags um 23.00 Uhr als kompetenten und unterhaltsamen Gesprächspartner bekannt.
Nach Abitur und Theologiestudium in Hamburg zog er als Wahl-Schwabe in die Nähe von Stuttgart, ist seit mehr als drei Jahrzehnten verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter.