Chemie für Festtage: Das Osterei
- Die Geschichte des Ostereis
- Die Symbolik des Ostereis
- Ostereispiele
- Naturfarben
- Synthetische Farben
- Färben
- Verziertechniken
Die Geschichte des Ostereis |
Belege für rotgefärbte Ostereier reichen bis in das 12. Jahrhundert und Berichte über bemalte und verzierte Ostereier gibt es seit dem 16. und 17. Jahrhundert. Die Ostereier dienten früher als Eierzins oder als Ostergeschenk für Paten. Die Ostereier wurden in den Kirchen geweiht. Je nach Grad der Zuneigung schenkten junge Mädchen ihren Verehrern eine bestimmt Anzahl von Ostereiern.
Aber nicht nur in Europa hat das Ei Tradition, sondern auch in Persien schenkte man sich rotgefärbte Eier zum Neujahrsfest und in China zur Geburt eines Sohnes.
Das Osterei und seine Symbolik |
Das Ei an sich ist ein Symbol für das Leben, da es Träger des Lebens und der Lebenserneuerung ist. Außerdem ist es Schutz- und Abwehrzeichen beim Haus- und Brückenbau und bei Blitz- und Feuergefahr.
Natürlich sind auch die Farben auf Ostereiern Symbole:
Rot | Kraft, Liebe, Lebensfreude, Blut (Lebenssaft), Magie, Wärme, Kult- und Opfergabe |
Grün | Hoffnung, Neubeginn (Frühling), Glück, Zufriedenheit, Ruhe, Harmonie |
Blau | Unglück und Kälte |
Gold | Prunk und das Göttliche an der Geschichte Jesu |
Gelb | Licht, Sonne, Helligkeit, Hoffnung |
Folgende Muster auf Ostereiern sind Symbole:
endlose Linien | ewiges Leben |
Wellen | Wasser |
Dreiecke | Dreifaltigkeit; Luft, Wasser, Himmel; Himmel, Erde, Hölle; Familie |
Punkte / Tropfen | Tränen der Maria |
Sonne, Sterne | Leben, Wachstum, Glück |
Sonnenstrahlen | Wärme, Licht |
Kreuz / Wein | Glaube, Liebe, Hoffnung, Sieg über den Tod Christi |
Leiter, Windmühle | Bauern, Wunsch nach Reichtum und Gottheit |
Pflanzen | Jugend, Gesundheit, Liebe, Güte, Wohlwollen |
Sonnenblumen | Wärme der Sonnenstrahlen |
Rosen | Liebe, Fürsorge |
Bäume | Lebensbaum |
Fische | urchristliches Symbol |
Taube | Friedenstaube |
Hahn | Fruchtbarkeit |
XB | Christos voskres (Christ ist erstanden) |
ICX | Jesus Christos |
NK | nike (er siegt) |
Wer das Osterei bringt, ist von Landstrich zu Landstrich unterschiedlich:
Hahn | Westböhmen, Egerland, Oberbayern, Österreich, Schleswig-Holstein, teilweise Thüringen |
Himmelshenne, Ostervogel |
Tirol, Kärnten, Odenwald |
Storch | Thüringen, Rhön |
Kuckuck, Kranich, Auerhahn |
Solling, Braunschweiger Land, Altmark, Schweiz, Siebenbürgen |
Fuchs | Ravensberg, Lippe Nord, Westfalen, Hannover, stellenweise Friesland |
Palmesel | Fulda |
aus Rom zurück- gekehrte Glocken |
Berner Land, Vogesen, Belgien, Niederlande |
Hase | Oberrhein, Elsaß, Pfalz |
Das Osterei und Spiele |
Eierrollen | Die Eier werden einen Abhang hinuntergerollt. Sieger ist derjenige, dessen Ei am weitesten rollt und am wenigsten Schaden aufweist. |
Eierpecken | Die Eier werden an den Spitzen zusammengestoßen und Sieger ist derjenige, dessen Ei am wenigsten Schaden aufweist. |
Eierlauf | Die Eier werden auf einem Holzlöffel über Hindernisse getragen. Sieger ist derjenige, der am schnellsten im Ziel ankommt und dessen Ei unbeschädigt ist. |
Eierwerfen/"Spicken" | Das Ei wird zwischen Daumen und Zeigefinger gehalten, dann wird eine Münze zwischen das Ei und die Hand geworfen. Sieger ist derjenige, dessen Münze im Ei stecken bleibt. |
Eierrotieren | Die Eier werden auf einer glatten Oberfläche gedreht. Sieger ist derjenige, dessen Ei am längsten rotiert. |
Das Osterei und seine Farben: Naturfarben |
Rote Farbtöne | Blaue Farbtöne | ||
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Naturstoff | Färbung | Naturstoff | Färbung |
Apfelbaumrinde | rötlich | Campecheholz-, Blauholzspäne | blau, lila, schwarz |
Birkenbaumrinde | rötlich | Heidelbeerbeeren | graublau |
Brasilholz-, Rotholzspäne | rosarot, rotviolett, rotbraun | Holunderbeeren | graublau, schwarz |
Cochenilleläuse | rot, rosa, lila | Malvenkraut | graublau |
Schwarze Johannisbeerbeeren | rötlichgrau | Eibischkraut | graublau |
Krappwurzel (Färberröte) | rot, rotbraun | Stockrosenkraut, -blüten | graublau |
Ochsenzungenkraut | rotbräunlich | Waid (Küpenfarbstoff) | blau |
Pernambukholzspäne | rosa, pink | ||
Ratanhiawurzel | sandelholzfarben, rosabraun | ||
rotes Sandelholz | sandelholzfarben, rosabraun |
Gelb-Braune Farbtöne | Grüne Farbtöne | ||
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Naturstoff | Färbung | Naturstoff | Färbung |
Ahornblätter (rot, gelb) | goldgelb | Efeublätter | grünlich |
Apfelbaumblätter | gelb | Johanniskraut | gelbgrünlich |
Birkenblätter (welk) | gelbgrün | Matetee (kalt) | gelbgrün |
Brennesselkraut | gelbgrün | Odermenningkraut | grüngelb |
Butterblumenblüten | gelb | Schachtelhalmkraut | grüngelb |
Eichenrinde | braun | Weinrautenblätter | grünlichgelb |
Färberdistelkraut, Saflor | gelb, kann auch ins Rötliche gehen | Ysopkraut | grünlichgelb |
Fliederblüten | gelb | ||
Frauenmantelkraut | dunkeloliv bis braun | ||
Gelbholz | gelborange | ||
Goldrutenkraut, -blätter | gelb | ||
Haselnussstrauchblätter | braun | ||
Heidelbeerkraut | gelb | ||
Holunderblätter | gelbgrün bis bräunlich | ||
Johanniskraut, -blüten | gelbbeige, graubeige, grünlichgelb | ||
Kaffee | braun | ||
Kamillenblüten | gelb | ||
Karottenwurzeln | orangegelb | ||
Kastanienblätter | braun | ||
Kreuzdornrinde, -beere | gelb bis rosabraun | ||
Kurkumawurzel (Gelbwurz) | orangegelb | ||
Labkrautwurzel | gelbrot bis braun | ||
Matetee (heiß) | hellgelb | ||
Odermenningkraut | rötlichgelb | ||
Pflaumenbaumrinde | braun | ||
Ringelblumenblüten (getrocknet) | beige | ||
Schachtelhalmkraut | grüngelb | ||
Tagetesblüten | beigegelb | ||
Waukraut (gelbe Reseda) | gelb | ||
Weinrautenkraut | grünlichgelb | ||
Wermutpflanzenkraut | grünlichgelb | ||
Ysopkraut | grünlichgelb | ||
Zwiebelschale | braun |
Zusätze | ||
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Alaun | Aluminium-Kaliumsulfat AlK(SO4)2 | intensiviert die Farbe |
Eisennagel, bzw. Eisensalz |
Fe, Fe2(SO4)3 | verdunkelt die Farbe, insbesondere Grün und Gelb |
Essig | 5% Essigsäure CH3COOH | hellt die Farbe auf |
Pottasche | Kaliumcarbonat K2CO3 | verstärkt die Farbe |
Das Osterei und seine Farben: Synthetische Farbstoffe |
Als Zutaten hat man hier Milchzucker, Quellstärke, Kaliumsulfat und mikrokristalline Zellulose (E 460). Die Tabletten werden in Wasser und Essig aufgelöst. Durch diese Zusätze erhält man mit folgenden Lebensmittelfarben folgende Farben:
Stoff | Farbe |
Chinolingelb (E 104) | gelb |
Riboflavin (E 101) | gelb |
Norbixin (E 160b) | orange |
Azorubin (E 122) | orange, rot |
echtes Karmin (E 120) | rot |
Brilliantschwarz BN (E 151) | rot, violett |
Indigotin I (E 132) | blau |
Gelborange (E 110) | grün |
Kupferverbindung des Chlorophylls (E 141) | grün |
Das Osterei: Färben der Eier |
Der Farbsud | |||
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Färbematerial | Menge für 2L Wasser | Einweichzeit | Kochzeit |
Blätter/Blüten/Beeren | 30-100g | einige Stunden | 30-60 Minuten |
Wurzeln/Rinden/Hölzer | 30-100g | 1-2 Tage | 1-2 Stunden |
Pulver | 3-4 Teelöffel | 30 Minuten | 30 Minuten |
Tee/Kaffee | 30-50g | - | 20-30 Minuten |
Die Eier werden jeweils in die erkaltete Farbbrühe gegeben. Handelt es sich um gekochte Eier, so werden sie mit einem Löffel hineingelegt. Ausgeblasene Eier werden so lange in die Farbbrühe gehalten, bis sie senkrecht stehen bleiben. Die Farbe mit den Eiern wird dann zum Kochen gebracht und auf kleiner Stufe weiter gekocht. Man kann auch die Eier erst im Farbsud kochen.
Mit einem Löffel holt man das Ei vorsichtig heraus, um die Farbintensität zu prüfen, bei Bedarf gibt man Zusätze hinzu und holt dann das Ei endgültig heraus. Bei ausgeblasenen Eiern die Farbe sofort herauslaufen lassen und unter fließend kaltem Wasser abspülen. Mit einem Küchenpapier trockenreiben und trocknen lassen. Gegebenenfalls noch mit Bohnerwachs oder Fett abreiben, damit die Farbe leuchtender und geschützt wird.
Die Farben können natürlich auch gemischt werden, es kommt ganz auf die Lust des Ausprobierens an.
Bei der Eierschale lagern sich die Farben nicht auf Grund der elektronischen Ladung, sondern wegen der Poren an. Sie dringen in die winzigen Hohlräume oder sogar ins Innere. Die organischen Stoffe, die in der Eierschale enthalten sind, tragen dazu bei, dass die Farbe haften bleibt. Metallsalzlösungen und Säuren hingegen scheinen die Schale anzugreifen und die Farbtiefe zu verringern.
Das Osterei: Die Verziertechniken |
Reserve-Technik
Kleine Blättchen oder Kräuterchen werden auf das Ei gelegt und mit einem Nylonstrumpf, den man am offenen Ende zubindet, befestigt. Die Eier kann man mit Zwiebel-, Walnuss-, Blauholz- oder Krappsud hart kochen. An den Stellen, an denen die Blättchen waren wird die Farbe heller.
Wachs-Batik
Mit einer Stahlfeder wird ein Gemisch aus erhitztem Paraffin und Bienenwachs auf das rohe Ei aufgetragen. Meistens werden die Eier mit einem Spruch und dazu passenden Symbolen verziert. Da das Wachs schnell erkaltet, muss man die Feder nach ein bis zwei Strichen wieder eintauchen. Als Farbsud braucht man einen, der sofort färbt, damit das Ei, sobald das Wachs flüssig wird, aus dem Sud genommen werden kann. Sonst nimmt das abgedeckte Muster auch Farbe an und alle Mühe war umsonst. Es eignen sich Blauholz-, Krapp-, Walnuss- und Zwiebelschalensud.
Hessische Blauholzeier
Man benötigt Blauholz oder als Variante Zwiebelschalen, Krapp oder Walnussschale, saugfähiges Seidenpapier zum Einwickeln und einen Wollfaden.
Das saubere, rohe Ei wird auf das Seidenpapier in die flache Hand gelegt und etwas Blauholz drumherumgestreut. Das Papier ans Ei drücken und gut festhalten. Nun kann man ein schön geformtes, frisches Blättchen, ein wenig Zwiebelschale, Krapp und/oder Walnussschale dazwischenstreuen. Erneut etwas Blauholz dazustreuen und mit der Hand gut nachfassen. Danach hält man das Papier etwas höher an und streut noch ein wenig Blauholz um das Ei. Man sollte aber nicht zuviel zugeben, weil das Blauholz sehr stark färbt und sonst die Marmorierung nicht so schön wird. Man fährt so fort bis das ganze Ei von oben bis unten eingepackt ist. Das überstehende Papier schlägt man um und bindet es mit dem feuchten Wollfaden fest. Das Ei wird nun in einem Topf mit klarem Wasser gar gekocht. Nach dem Auspacken kann man es noch mit etwas Fett abreiben.
Da Blauholz nicht lichtecht ist, nimmt nach einigen Tagen die dunkle Blaufärbung einen Braunton an, aber die hellen Flecken bleiben blau.
Oberschlesische Kratzeier
Die Eier werden meistens mit Zwiebelsud gefärbt und dann wird mit einem Küchenmesser die Muster in die Farbe gekratzt. Meistens handelt es sich um Blätter oder Blumen. Handelt es sich um ausgeblasene Eier, so muss man vorsichtig sein, damit man nicht das Ei zerdrückt.
Ätzen
Auf das gefärbt Ei wird mit einer Feder oder einem Zahnstocher etwas Ätzmittel aufgetragen. Man wartet einen Moment, bevor man es mit einem Papiertuch vorsichtig abtupft. Als Ätzmittel eignen sich Zitronensaft, Essig, Essigessenz, Zitronensäure oder Salzsäure.
Stempeln
Mit Hilfe des Kartoffeldrucks bringt man ein Muster auf das Ei auf.
Applizieren
Man klebt auf das Ei mit Binsen oder Stroh ein Muster auf oder einen Scherenschnitt.
Absprengen
Man trägt mit Deckweiß ein Muster auf das Ei auf und lässt die Farben unter Wasser "abspringen".
Man kann die Eier natürlich auch durch Bemalen, Beschreiben und Zeichnungen verzieren.
Quellen
Bott, Irmgard u.a.: Ostereier mit Pflanzen färben und verzieren, Stuttgart, 1984
Glas, Margarete und Herbert: Ostereier natürlich färben und verzieren, Freiburg i. Br., 1990
Gottschalk, Elke: Osterei und Osterhase, Augsburg, 1995
Lehmann, Hedi: Volksbrauch im Jahreslauf, München, 1964
Schwedt, Herbert und Elke: Schwäbische Bräuche, Stuttgart, 1984
Sinnwell, Frauke: Ostereier mit Naturfarben verziert & dekoriert, Freiburg i. Br., 1988
Vassen, Rüdiger et al.: Ostereier - Osterbräuche, Hamburg, 1987
Weber-Kellermann, Ingeborg: Saure Wochen - Frohe Feste, München Luzern, 1985