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Institut Dr. Flad
Berufskolleg für Chemie, Pharmazie, Biotechnologie und Umwelt

Ausbildung mit Markenzeichen. Seit 1951.

"Fake oder War doch nur Spaß"

Mobile Theaterproduktion zum Thema Cybermobbing und Medienkompetenz

Am 16. Februar 2012 war das Ensemble Radiks zu Gast

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Fake oder War doch nur Spaß

Unter diesem Titel brachten Dürten Thielk und Phillip Sponbiel vom Tournee-Theater Radiks aus Berlin für die Schülerinnen und Schüler des Instituts Dr. Flad eine Theaterproduktion zum Thema Cyber-Mobbing und Medienkompetenz auf die Bühne; ein Stück, das betroffen macht und zur Zivilcourage aufruft.

Die siebzehnjährige Lea hat einen Traum: sie möchte unbedingt, wie ihre früh verstorbene Mutter, Schauspielerin werden. Bei ihrem Vater ruft das wenig Begeisterung hervor, dafür teilt ihre beste Freundin Nadine mit Lea diesen Traum.

Als aber beide sich bei einer Casting-Agentur vorstellen und Nadine im Gegensatz zu Lea abgelehnt wird, beginnt Nadine aus Missgunst, Lea im Freundeskreis zu denunzieren. Ihre wilden Gerüchte über Lea, dass sie kein Interesse mehr an ihren Freunden habe, weil sich für etwas Besseres halte, sorgen für Ablehnung, Ausgrenzung und erste Sticheleien. Schnell ist auch ein erniedrigender Spitzname für Lea gefunden; sich über sie lustig machen und sie schikanieren wird zum Sport. Vor allem in diversen Netzwerk-Portalen ist Lea schutz- und hilflos den üblen Attacken ihrer Mitschüler ausgesetzt.

Aus eigener Kraft kann sich Lea nicht mehr gegen die Verleumdungen und Beleidigungen wehren. Alles versucht sie: Anfangs nimmt sie noch Stellung, zu den fiesen Kommentaren, später versucht sie, mit einem selbst gedrehten Rap-Video online gegen die Attacken zu demonstrieren. Doch die Schikane hat sich zum Selbstläufer entwickelt und bereits Ausmaße angenommen, die selbst die Verursacherin Nadine nicht geahnt hatte. Spät erst bemerkt Lea, dass nur der Außenseiter Jo zu ihr hält und versucht ihr zu helfen. Er und ein couragierter Lehrer, der Leas Vater dazu bringt, die Polizei einzuschalten, sind letztlich Leas Rettung. Mit dem Ende der Mobbing-Attacken ist aber Leas Leidensweg noch nicht beendet: Nur in einer Therapie kann sie die Erlebnisse verarbeiten.

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Das Theaterstück lässt es zu, sich in Lea hinein zu versetzen. Die gespielten Dialoge werden dazu immer wieder von kurzen Passagen unterbrochen, in denen, mit Hilfe von Kommentaren der Schauspieler, über das Gezeigte reflektiert werden kann.

Dadurch kann der Zuschauer sich gut mit der Problematik auseinander setzen und diese in allen Ausmaßen verstehen.

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In der sich an die Aufführung anschließende Diskussion wurde zunächst einmal gemeinsam versucht, eine Definition für den Begriff Mobbing zu finden. Das Ergebnis lag sehr nah an der Definition, die der Brockhaus liefert:

"[...] Bezeichnung für gezielt gegen eine Person gerichtete, andauernde und wiederholt erfolgende, feindselige Handlungen [...] durch eine oder mehrere Personen. [...] Kann beim Opfer Verlust des Selbstvertrauens, Psychosen, Depressivität, Existenzängste [...] bewirken."

Jemanden zu mobben bedeutet wörtlich, über jemanden herzufallen. Dass dies und somit auch die Geschichte von Lea keine Seltenheit ist, zeigten die zahlreichen Berichte von Schülerinnen und Schülern in der Diskussionsrunde. Sie schilderten ähnliche Erfahrungen, die sie selbst oder ihre Mitschüler in der Vergangenheit machen mussten, und erklärten auch, wie sie damit umgegangen sind.

Ein wichtiger Aspekt, der mit verantwortlich für die Zunahme von Mobbing-Fällen ist, und der sich während des Theaterstücks und der Diskussionsrunde immer deutlicher herausstellte, ist die zunehmende Verwischung der Grenze zwischen Realität und Fiktion. Dass das, was in Internetportalen abläuft nicht der Realität entspricht, verdeutlichte einer der Schauspieler ganz einfach: im realen Leben hast Du vielleicht 20 Freunde, auf facebook mit Leichtigkeit 200, manche sogar über 1000. All diesen vielen "Freunden" kann man seine Meinung mit einem Klick mitteilen. So lassen sich auch Feindseligkeiten, Gerüchte und peinliche Videos in einer atemberaubenden Geschwindigkeit im Netz verbreiten. Und im Zweifelsfall auch anonym. Gerade durch diese Anonymität fühlen sich scheinbar viele Jugendliche dazu ermutigt, Kommentare abzugeben, die sie sicherlich ihren Mitschülern so nicht persönlich an den Kopf werfen würden. Dass dieses Cyber-Mobbing für den Betroffenen schlimme Folgen haben kann, machen sich die Jugendlichen dabei nicht klar - ist ja alles nur Spaß!

Manchmal hört Mobbing von allein wieder auf, meistens erfordert es aber Menschen mit Zivilcourage, die sich auf die Seite des Gemobbten stellen und so Gefahr laufen, selbst in die Schusslinie zu geraten.

An unserer eigenen Courage zu arbeiten, hinzuschauen und es nicht zuzulassen, dass jemand zum Mobbing-Opfer wird, das ist die Botschaft des Theaterstücks "Fake" und der Vorsatz, den sich hoffentlich jeder der begeisterten Zuschauer mitgenommen hat.

Anne-Marie Honold

 

Ensemble Radiks zu Gast: mobile Theaterproduktion zum Thema Cybermobbing und Medienkompetenz Ensemble Radiks - Tournee-Theater

Die Geschichte um Lea wird in der Form des Dokumentartheaters gezeigt. Zwei Erzähler berichten anhand ausgewählter Szenen und mit deren An- und Abbmoderation, wie es kommen konnte, dass eine - zu Beginn der Geschichte - lebensfrohe und aktive junge Frau sich immer mehr zurückzieht und schließlich den Selbsttod als Lösung ihrer Probleme sieht.

Hier setzt das Stück an: Die Erzähler und auch Lea selbst führen uns in eine Welt ein, die einerseits geprägt ist durch die Suche nach Erfolg, Liebe und Anerkennung, andererseits aber durch Konkurrenz, Missgunst, Illusionen und virtuell geschaffene Realitäten. Kurze prägnante Dialogszenen schildern über einen Zeitraum von einem halben Jahr die Beziehungen zwischen Lea und ihrem Vater, ihrer besten Freundin Nadine, dem "coolen" Andi und ihrem Freund Jo und anderen Beteiligten.

Wesentlicher Teil des Stückkonzeptes ist, dass die Darsteller als Erzähler der Geschichte um Lea agieren und so die Grenzen zwischen Schauspiel und Figur besonders hervorheben. In diesem Sinne dient die Dramaturgie des Stückes also dazu, eine Unterscheidung zwischen medial erstellter Realität und echter Realität aufzuzeigen.

Fragen werden angeregt: Wie hätte die Eskalation verhindert werden können? War die Entwicklung absehbar? Wer hätte an welchem Punkt eingreifen können? Wer hat "Schuld"?