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Institut Dr. Flad
Berufskolleg für Chemie, Pharmazie, Biotechnologie und Umwelt

Ausbildung mit Markenzeichen. Seit 1951.

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Musik im Gespräch

Konzertreihe mit Roland Heuer

"Beethovens Streichquartette"
Abbild eines musikalischen Lebens

Freitag, 17. Oktober 2014
Theaterkeller im Institut Dr. Flad

Asperger Kammersolisten
Roland Heuer, Violine
Ikuko Nishida-Heuer, Violine
Axel Breuch, Viola
Joachim Hess, Violoncello

Beethovens Streichquartette - Abbild eines musikalischen Lebens

Abbild eines musikalischen Lebens
Beethovens Streichquartette im Spiegel der Zeiten

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Nach den drei bravourösen Abenden, die Joseph Haydn als dem Wegbereiter der Gattung gewidmet waren, stand nun das Streichquartett Ludwig van Beethovens im Zentrum eines denkwürdigen Konzertereignisses. Für die Asperger Kammersolisten war es ein besonderes Jubiläum, nämlich der immerhin 30. Auftritt im Theaterkeller des Instituts Dr. Flad. Und weil in dem unterdessen vergangenen Jahrzehnt ein jeder Abend für sich genommen dem treuen wie begeisterten Publikum unvergessen geblieben ist, wussten die Musiker selbstredend wieder ein außergewöhnliches Programm darzubieten.

Dessen Fokus lag - das ist neu - auf einem einzigen, herausgehobenen Werk, nämlich dem Quartett für zwei Violinen, Viola und Violoncello in B-Dur op. 18 Nr. 6. Doch dieser Solitär wurde geschickt eingebettet in eine glänzende Fassung aus Gattungs- und Entstehungsgeschichte. Roland Heuer erwies sich nicht zum ersten Mal als profunder Kenner des musikalischen Materials und seiner Bezugspunkte. Von zahlreichen Klangbeispielen unterstützt, wurde die Geschichte des Streichquartetts von Haydn über Mozart rekapituliert - nicht zum Selbstzweck, sondern um den Weg Beethovens nachzuzeichnen, für den ein gründliches Studium ebendieser Hauptpfeiler nachzuweisen ist. In diesem Zusammenhang erscheint erwähnenswert, dass Fürst Franz Joseph Maximilian von Lobkowitz 1798 nicht nur Beethoven seinen ersten Kompositionsauftrag für Streichquartette erteilte, sondern zeitgleich Joseph Haydn dieselbe Aufgabe stellte. Letzterer widmete dem kunstsinnigen Mäzen die in den vorvergangenen Konzerten aufgeführten Werke op. 77 Nrn. 1 und 2, Beethoven fertigte, der Konvention des Verlagswesens folgend, sechs Stücke an, mit der Opuszahl 18 versehen. Aus dieser Serie erklangen auszugsweise mit Bedacht gewählte Beispiele, die entweder Anlehnung an die großen Vorgänger oder Emanzipation von deren Stilistik belegen wollten.

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Mit Spannung erwartet wurde dann das treffliche sechste Werk, das in Gänze zu Gehör gebracht werden sollte. In Jubiläumsstimmung präsentierten sich die Asperger Kammersolisten, Roland Heuer und Ikuko Nishida-Heuer (Violine), Axel Breuch (Viola) und Joachim Hess (Violoncello), sie loteten gleich einem weit ausschlagendem Pendel die atmosphärischen Räume gekonnt in jeglicher Richtung aus.

Der erste Satz verkörpert eine vorwärtsdrängende Rastlosigkeit, mit der Präzision eines Uhrwerks vorgetragen, als Ausdruck emotionalen Überschwanges. Besonders galant, mit zartfühlendem Sentiment gelang das Adagio, bevor das Scherzo in raschem Zeitmaß kontrastierte. Das rhythmische Vexierspiel, das hier eindringlich vorgeführt wurde, scheint seiner äußeren Erscheinung nach heiterem Überschwang geschuldet, deutet aber auf subtilere Beweggründe hin, nämlich die Darstellung innerer Zerrissenheit.

Dies erweist sich nicht zuletzt im Zusammenhang mit dem Schlusssatz, "La Malincolia" betitelt, dessen elegischer Teil einem Meisterwerke von Cranach oder Dürer zum Thema der Schwarzgalligkeit bildhaft vor Augen führte. Die Trübsinnigkeit fand sich äußerst delikat ausgeführt, mit Allusionen an einen "passus duriusculus" und die Affektenlehre, mit Seufzern, Aufwallungen und peinlich bohrendem Schmerz. Urplötzlich bricht sich das Allegretto mit drolliger, aber abgetönter Frohsinnigkeit Bahn, wiederum von fast schwindelerregend sich im Kreise drehender Unrast bestimmt, überschäumend zu einem fulminanten Ende gesteigert.

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Man ist geneigt, in diesem Quartett das in Töne gesetzte Psychogramm einer bipolaren Symptomatik zu erkennen - oder einfach eines der herrlichsten Œuvres der Gattung.

Verdientermaßen großen Beifall erhielten die Asperger Kammersolisten für ihre dem Jubiläum würdige Gestaltung eines lehr- wie genussreichen Kammermusikabends im Zeichen des Wiener Klassikers.

Martin R. Handschuh

 

Konzert am 17. Oktober 2014

Konzertreihe "Musik im Gespräch" im Theaterkeller des Instituts