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Institut Dr. Flad
Berufskolleg für Chemie, Pharmazie, Biotechnologie und Umwelt

Ausbildung mit Markenzeichen. Seit 1951.

40 Jahre eines "chilenischen Singvogels" in Deutschland
Konzert mit Sergio Vesely

am 11. Mai 2016 im Institut Dr. Flad

größer Lateinamerikanische Klänge im Institut Dr. Flad

Wer an diesem Mittwochvormittag am Institut vorbei kam, hat möglicherweise etwas verwundert den aus den geöffneten Hörsaalfenstern dringenden Tönen gelauscht. Sergio Vesely war mal wieder zu Gast, sang gewohnt schwungvoll seine Lieder zur Gitarre und erzählte in der ihm eigenen Art seine Geschichte(n).

Vesely war 1976 mit 24 Jahren als Flüchtling nach Deutschland gekommen. Zuvor war er in seiner Heimat Chile während der Pinochet-Diktatur zwei Jahre in einem Konzentrationslager inhaftiert, wurde entwürdigt und gefoltert. Damit er und seine Mitgefangenen ihren Lebensmut nicht verlieren, hat er während dieser Zeit angefangen, Lieder zu schreiben und zu singen - bis ihm die "Freiheit dazwischenkam" und er ins Exil durfte. Als er in Stuttgart landete hatte er nur ein paar wenige Habseligkeiten in einem Seesack bei sich, aber einen "Schatz im Kopf". Und der wurde mit jedem Erlebnis in dieser "anderen Welt" und jeder Veränderung in seinem Leben größer: die deutsche Ordnung, seine erste Frau, der Umzug ins beschauliche Esslingen mit seinen mittelalterlichen Fachwerkhäusern oder seine Familiengründung. Über all das singt Sergio Vesely in seinen Liedern - egal ob Liebes- oder Kinderlieder (mit seinem auf Deutsch gesungenen Lied über das "Schaukelpferd" brachte er viele SchülerInnen zum Lächeln) oder die südamerikanische Vertonung deutscher Dichter wie Mörike und Brecht. Aber auch Lieder aus und über seine Gefangenschaft. Aus allen klingt sein lateinamerikanisches Temperament und hin und wieder auch etwas Nachdenklichkeit.

größer Sergio Vesely vergisst nie, dass er, wie so viele Tausend Menschen in diesen Tagen wieder, als Flüchtling hierher kam. Aber er hatte Glück, wie er selbst sagt. Er wurde sehr freundlich aufgenommen und er hatte seine Musik, die für ihn wichtig und hilfreich war und die vielen Deutschen offenbar gut gefiel. Vereinnahmen lassen von bestimmten Gruppen oder an ihn gestellte Erwartungen Einzelner erfüllen müssen, dagegen hat er sich immer gewehrt. Er macht seine Lieder zunächst für sich selbst, um sich zu finden, um Geschichten zu erzählen und um anderen Freude zu machen. Das ist ihm auch diesmal wieder gelungen. Bevor Vesely mit den Zeilen Erich Kästners über "Die Entwicklung der Menschheit" das Konzert beschloss lud er die SchülerInnen des Lehrgangs 66 zu einer Liederwerkstatt ein, wie er sie bereits zweimal am Institut durchgeführt hat, falls sich genügend geeignete Interessenten dafür finden.

Dominik Blosat

Mehr über Sergio Vesely auf www.vesely.schwabenpower.de

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In den siebzieger Jahren habe ich
meine Zeit als Häftling in Chile und als Flüchtling im Schwabenland besungen.
In den achtziger Jahren habe ich
die fruchtbare Liebe und das Leben mit Kindern besungen.
In den neunziger Jahren habe ich
deutsche Dichter südamerikanisch vertont und besungen.
Im neuen Millennium
besinge ich symbolhafte Erinnerungen und vertone schöne Gedanken.
Ich vermute, dass ich als "chilenischer Singvogel" geboren wurde.
Ich kann es also gar nicht anders.
Meine Bestimmung ist Lieder zur Gitarre zu schreiben,
kurze poetische Botschaften im melodischen Gewand zu senden.
Am liebsten ganz nah bei den Menschen,
um sie von der Last des Alltags,
mindestens für die Dauer einer Serenade zu befreien.

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