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Institut Dr. Flad
Berufskolleg für Chemie, Pharmazie, Biotechnologie und Umwelt

Ausbildung mit Markenzeichen. Seit 1951.

"Warum denn ins Schauspiel gehen?"

mit Burkhard C. Kosminski vom Schauspiel Stuttgart

Am Mittwoch, 23. Oktober 2019 im Institut Dr. Flad

 

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"Warum soll man ins Theater gehen?" Gleich zu Beginn seiner Ausführungen konfrontierte Burkhard C. Kosminski, seit der Spielzeit 2018/2019 Intendant des Staatstheater Stuttgart, die Schüler der Lehrgänge 69 und 70 mit dieser Frage. Auf Einladung von Wolfgang Flad waren er und die Theaterpädagogin Anke Marx ins Institut gekommen, um den Schülern Appetit zu machen auf die schönen Künste.

Warum eigentlich ins Staatstheater gehen, wo es doch so viele andere Möglichkeiten der Freizeitgestaltung gibt?

Letztlich sollte jeder für sich die Antwort geben. Anregungen hin oder her - den Gang ins Theater muss man alleine tun. Die einen gehen aus bildungsbürgerlicher Tradition hin, andere suchen gezielt Entspannung, Unterhaltung oder auch Empörung, manche werden durch die Schule hingeschleppt. Und es gibt welche, deren Leben immer wieder aufs Neue bereichert wird durch das Schauspiel auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Öffnet Augen und Ohren, so der Appell des Intendanten an die Schüler.

Burkhard Kosminski stammt aus einem Elternhaus, das wenig bzw. keine Berührung zum Theater hatte – heute ist er der "Macher" des Staatstheater Stuttgart! Den Anstoß sich intensiv mit Theater zu beschäftigen, gab sein Deutschlehrer. Sei es das Elternhaus, der Freundeskreis oder die Lehrer: Die Gründe sich vom und durch Theater begeistern zu lassen, sind höchst unterschiedlich.

Was bewegt unsere Schüler? Wie stellen sie sich ihr Leben vor? Wo kann Theater ansetzen, wo packen? Kosminiskis Fragen an das Publikum wurden unterschiedlich beantwortet. Man sucht und findet Muse durch Entschleunigung, sei es durch Musik, Literatur oder auch Sport. Anderen ist ein gutes Miteinander wichtig: gemeinschaftliches Erleben als Kitt der Gesellschaft.

Dafür ist das Theater als Ort der Begegnung bestens geeignet. Es ist eine Plattform, die berührt. Sei es, dass wir mit den Protagonisten lieben, leiden, uns mit ihnen freuen, uns empören, sie ablehnen, gar hassen – wie auch immer: Jede Aufführung macht etwas mit uns, verändert uns. Ganz zu schweigen von den sozialen Kompetenzen, die kulturelle Teilhabe mit sich bringt. Herr Kosminski ließ anklingen, wie wichtig diese auch für berufliches Fortkommen sind.

Seine Intendanz ist geprägt durch mehrere Zielsetzungen:

Theateraufführungen bieten die Möglichkeit ins Gespräch zu kommen, weg vom sprichwörtlichen Elfenbeinturm, stattdessen mitten hinein in die Gesellschaft, sich mit dem befassen, was die Menschen wirklich umtreibt, sei es die zunehmende Spaltung, Vereinsamung, Angst vor Überfremdung, vor dem Tod ... .Demgegenüber steht das Aufzeigen der Chancen, die die Internationalisierung bietet. So vielfältig die Themen und Autoren sind, so multikulturell auch das Stuttgarter Ensemble.

Ein weiterer Schwerpunkt der Spielzeit ist die Auseinandersetzung mit Stuttgart. Wie halten wir es mit der Stadtentwicklung? Wie sieht zukünftiges urbanes Leben aus?

Spannende, brennende Fragen, auf die das Theater Antworten zu geben versucht unter Einbeziehung der Besucher.

Ein besonderes Anliegen der Macher ist es, junge Menschen für die Kultur zu begeistern. Das Schauspiel wie auch die Oper bieten eine Fülle von Möglichkeiten.

Zugegeben, für jemanden, der noch nie im Staatstheater war, ist die Hemmschwelle für einen "traditionellen" Besuch hoch. Wie wäre es mit einem alternativen Einstieg?

Die Theaterpädagogin Anke Marx stellte u.a. das Off-Stage-Ensemble vor. Es richtet sich speziell an junge Abonnenten, erlaubt den Blick hinter die Kulissen, sieht Workshops und Hintergrundgespräche mit den Künstlern vor.

Einblicke jenseits der Bühne bietet das Theaterlabyrinth. Wer weiß schon, dass über 2 000 Mitarbeiter in unterschiedlichsten Abteilungen zum Gelingen einer Aufführung beitragen. Wer will, kann ihnen bei ihrer Tätigkeit über die Schulter schauen.

Wer es politischer mag, ist beim Reitzenstein-Projekt gut aufgehoben.

Auf Nachfrage der Schüler gaben die beiden Theaterleute ihre spezielle Empfehlung für die laufende Spielzeit: "Last Park Standing", "100 Songs" sowie "Die Vögel". Es gibt viele Gründe, um ins Theater zu gehen. Man muss nur wollen. Wie wäre es mit einer Projektarbeit?

Angela Schmitt-Bucher

 

Burkhard C. Kosminski studierte Schauspiel und Regie in New York. Von 2001 bis 2006 war er leitender Regisseur und Mitglied der künstlerischen Leitung am Düsseldorfer Schauspielhaus. 2006 wechselte er ans Nationaltheater Mannheim, zunächst als Schauspieldirektor und von 2013 bis 2018 als Schauspielintendant. Dort war er auch künstlerischer Leiter der zweijährig stattfindenden Internationalen Schillertage und 2014 gemeinsam mit Matthias Lilienthal Festivalintendant von Theater der Welt. Weitere Regiearbeiten führten ihn u.a. an die Berliner Schaubühne, das Staatstheater Dresden und das Schauspiel Frankfurt.

» Burkhard C. Kosminski beim Schauspiel Stuttgart