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Institut Dr. Flad
Berufskolleg für Chemie, Pharmazie, Biotechnologie und Umwelt

Ausbildung mit Markenzeichen. Seit 1951.

"Der blaue Dunst - Tabak, Nikotin und Gesundheit"
Gastvortrag von Prof. Dr. Alfred Mathis (Straßburg) am 8. Mai 2003 im Institut Dr. Flad

 

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fröhliche Raucherin

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viele bekennende Nichtraucher

Ein weiteres Highlight im Rahmen der 11. Stuttgarter Chemietage war der Vortrag von Professor Mathis (Straßburg) zum Thema "Der blaue Dunst - Tabak, Nikotin und Gesundheit".
Professor Mathis wollte in seinem Vortrag das gesellschaftliche Problem "Rauchen" von der wissenschaftlichen Seite betrachten.

Nach einer kurzen Beschreibung der historischen Hintergründe von Tabak und Nikotin wie z.B. der Einführung des Tabaks nach Europa, der Entdeckung des Nikotins und der früheren Verwendung als Heilmittel, ging er näher auf die Wirkung von Nikotin ein.

Die toxische Wirkung des Nikotin machte man sich auch früher schon als Pflanzenschutzmittel zunutze. Welche Funktion das Nikotin in der Tabakpflanze jedoch selbst hat ist noch ungeklärt. Nikotin wird in den Wurzeln der Pflanze gebildet, und in den Blättern gespeichert. Je nach Sorte enthält eine Tabakpflanze zwischen 1,5 und 4% (Massenanteil) Nikotin.

Als Professor Mathis näher auf die Zusammensetzung des Tabakrauches einging, und von 4000 bis 6000 Komponenten berichtete, welche durch Oxidation, Kondensation und Umlagerung entstehen können, sah man bei Rauchern im Auditorium doch so manches besorgte Gesicht.

Warum empfindet man rauchen aber als angenehm? - Professor Mathis lieferte die wissenschaftliche Erklärung: Über die Nebennieren kommt es wegen des Nikotins zur Ausschüttung von Adrenalin, und somit zu einer allgemeinen Stimulierung des Körpers. Die Nebenwirkungen liegen aber auch auf der Hand:

Adrenalin wirkt auf den Blutkreislauf, die Blutgefäße an der Hautoberfläche ziehen sich zusammen - es kommt zu einer Erhöhung der Herzfrequenz und damit zu einer Erhöhung des Blutdrucks.

Trotz des ernsten Themas verstand es Professor Mathis immer wieder an passender Stelle den Vortrag durch heitere Kommentare aufzulockern, wie an dieser Stelle, an der er erwähnte dass eine somit auftretende Faltenbildung bei Frauen ja geradezu katastrophal sei. Ein weiterer Nachteil des Nikotins ist die Glykogenzersetzung zu Glukose, wodurch der Blutzuckerspiegel steigt und Blutgefäße geschädigt werden. Zudem kann es die Synapsen des Nervensystems blockieren, indem es das für die Übertragung von Reizen notwendige Acetylcholin verdrängt. Da stellt sich jedoch gleich die Frage, ob man nicht gerade diese Wirkung medizinisch nutzen kann, um beispielsweise Schmerzpatienten zu behandeln. Dies wird sogar teilweise gemacht, jedoch sind die Nebenwirkungen und das enorme Suchtpotential nicht vertretbar, so daß man fieberhaft nach Ersatzstoffen mit den gleichen positiven Eigenschaften sucht.

Ähnlich ist es bei der Behandlung von Alzheimer- und Parkinsonerkrankungen. Einerseits sieht man Erfolge, da das Nikotin über die Dopaminausschüttung positive Wirkungen auf das Gehirn hat, jedoch überwiegen hier ebenfalls die Nebenwirkungen.

Ein sehr wichtiger Aspekt, wenn man das Rauchen diskutiert, ist der Teeranteil. Sämtliche polyaromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) die im Rauch entstehen kommen so nicht in der Natur vor und sind im Tierversuch als carcinogen eingestuft worden.
Im Körper kommt es zu Oxidationen von Doppelbindungen mit leichten Oxidationsmitteln, - es entstehen Epoxide, welche sich an die DNA anlagern können. Das Erbgut wird verändert und es kommt zur Krebsbildung.

Weitere sehr bedenkliche Inhaltstoffe im Tabakrauch sind Stickstoffmonoxid und Blausäure, welche sich beide ans Hämoglobin anlagern und dabei den Sauerstofftransport stören.

Interessant, sowie (für Raucher) gleichermaßen abschreckend waren die Bilder, welche er passend zur Thematik immer wieder am Tageslichtprojektor zeigte. Beim Vergleich der mikroskopischen Aufnahmen von Lungenbläschen eines Rauchers und eines Nichtrauchers ging doch ein unüberhörbares Raunen durch die Reihen der Zuhörer.

Zum Ende seines sehr beeindruckenden Vortrags beschrieb Professor Mathis das Ergebnis der neuesten Forschungen mit Tabakpflanzen. So ist es gelungen, Tabakpflanzen zu züchten, die in den Wurzeln blutgruppenunabhängiges Hämoglobin synthetisieren. Da dieser Blutfarbstoff vom Körper nicht abgestoßen wird, und auch keine Krankheitserreger enthält, verspricht man sich in der Medizin multiple Einsatzmöglichkeiten. Bislang darf dieses Hämoglobin jedoch noch nicht eingesetzt werden.

Zusammengefaßt war es ein äußerst informativer und interessanter Vortrag. Professor Mathis humorvolle Art machte den Nachmittag zu einem tollen Ereignis und die Zuhörer wurden zum Nachdenken und Hinterfragen angeregt - vor allem, da Schäden und Nebenwirkungen den Nutzen des Rauchens bei Weitem übersteigen.

Martin Trautner, LG 52