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Institut Dr. Flad
Berufskolleg für Chemie, Pharmazie, Biotechnologie und Umwelt

Ausbildung mit Markenzeichen. Seit 1951.

Exkursion zur Firma Michelin nach Karlsruhe

größer Am 27. Januar 2004 machten sich 20 SchülerInnen des Lehrgangs 53 mit Frau Spiekermann auf den Weg nach Karlsruhe, wo eine von mehreren Produktionsstätten der Firma Michelin in Deutschland ihren Standort hat.
Gegen 10 Uhr wurden wir dann von Herrn Hess und Herrn Elrich empfangen. Neben dem Tagesplan wurde uns zuerst kurz die Firma Michelin und die Produktionsstätte Karlsruhe vorgestellt.

Michelin produziert hauptsächlich Reifen, angefangen bei kleinen Fahrradreifen über Autoreifen bis zu den großen Traktorreifen. Daneben sind noch die Reiseführer und Landkarten von Michelin bekannt. Produziert wird in 19 Ländern mit 75 Produktionsstätten. Dazu kommen noch 6 Kautschukplantagen, die aber hauptsächlich Forschungszwecken dienen.

Die Firma Michelin beschränkt sich allerdings ausschließlich auf die Herstellung der Gummimischungen, während alle benötigten Chemikalien zugeliefert werden. Hierbei kooperiert Michelin mit vielen großen Firmen; Hauptrohstoff der Reifenproduktion ist neben Ruß beispielsweise der synthetische Kautschuk von Bayer.

größer Das Werk in Karlsruhe wurde 1931 erbaut. Heute hat es etwa 1400 Mitarbeiter, wovon 770 in der Produktion tätig sind. Hergestellt werden rund 4700 LKW-Reifen bis 19,5 Zoll pro Tag - eine beachtliche Zahl! Erstaunlicherweise liegt das Werk mitten in der Stadt, was zu sehr strengen Umweltauflagen führte; heute ist Michelin umfassend nach ISO 9000 zertifiziert und steigert seine Qualitätsstandards ständig.

Nach der Einführung ging es dann in die Produktion. Als erstes wurde das chemische Labor besichtigt. Herr Greiner brachte uns seinen Arbeitsalltag nahe. Der gelieferte Ruß, der später den Reifen die schwarze Farbe, aber vor allem die Festigkeit gibt, muss auf seine Qualität überprüft werden. Dazu stellte er zwei Verfahren vor: zum einem über die Iodzahl, bestimmt wird die Menge an Iod, die auf der Oberfläche adsorbiert wird. Zum anderen über die DBP-Zahl: es wird Ruß mit Öl versetzt, bis ein Maximum an Drehmoment zu messen ist.

Als nächstes ging es ins physikalische Labor. Hier werden die fertigen Gummi-mischungen auf richtige Zusammensetzung überprüft. Gemessen wird das Drehmoment vor und nach des Vulkanisationsvorgangs, sowie Stossfestigkeiten etc.

In der eigentlichen Produktion folgten wir in 10er Gruppen der Entstehung eines Michelin Reifens. Am Anfang steht die richtige Gummimischung. Hier wird natürlicher und künstlicher Kautschuk mit Schwefel, Ruß, Ozon- und Lichtschutzmittel vermischt. Die Chemikalien sind in Folien mit definierter Zusammensetzung verpackt, die mit in die Gummimischung verarbeitet werden - das minimiert Abfall und Aufwand. Die Temperatur und die Dauer des Knetens sind sehr wichtig für die Mischung. Auf großen Walzen wird die Masse homogenisiert. Die Temperatur bleibt niedrig und verhindert vorzeitiges Vulkanisieren. Die fertigen Gummiplatten werden beschriftet und zur nächsten Abteilung transportiert.

größer Über 40 verschiedene Vorprodukte werden in die Firma geliefert und bilden schließlich einen Reifen. In einzelnen Schritten wird dann, hauptsächlich maschinell, die Karkasse gefertigt. Bei 180°C und 16 bar Druck wird der Reifen 20 Minuten vulkanisiert.
Nach diesem Vorgang ist der Reifen eigentlich fertig. Jetzt durchläuft jeder Reifen die strenge Qualitätskontrolle - kein einziger Michelin-Reifen verläßt das Haus, ohne von einem speziell dafür ausgebildeten Mitarbeiter auf Sicht geprüft zu werden. 10% aller Reifen durchlaufen zusätzlich die maschinelle Endprüfungen. Dazu gehört die Ultraschallprüfung, womit Luftblasen in der Lauffläche festgestellt werden. Mit Röntgenstrahlung werden die Drahtabstände im Reifeninneren überprüft. Wird hier ein Fehler festgestellt, dann werden 50 Reifen davor und danach auf diese Weise überprüft. Bei zerschnittenen Reifen wird das Innenprofil vermessen. In Karlsruher Werk fallen weniger als 1% Fehlproduktionen an. Diese kommen in die Schuhindustrie oder als Brennstoff in die Zementherstellung.

Nach dieser ausführlichen Führung ging es nach einem Mittagessen ins hauseigene Michelinmuseum. Neben historischen Reifen waren Reifen aus der Formel 1, vom Spaceshuttle, von der Concorde, von Traktoren, Autos, …ausgestellt.

größer Natürlich war auch oft genug der Bib, das berühmte Michelin-Männchen, mit seiner Enstehungsgeschichte zu sehen.
Die Exkursion gefiel allen sehr gut. Es war hochinteressant zu sehen, wie viele verschiedene und hochspezielle Arbeitsschritte sowie technisches Knowhow in einem ganz normalen Alltagsprodukt stecken!

Simon Eitel, LG 53