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Institut Dr. Flad
Berufskolleg für Chemie, Pharmazie, Biotechnologie und Umwelt

Ausbildung mit Markenzeichen. Seit 1951.

Johann Rudolph Glauber

* 1604      † 16.03.1670

Johann Rudolph Glauber

Johann Rudolph Glauber wurde vor vierhundert Jahren, 1604, in Karlstadt am Main geboren. Der genaue Geburtstag ist nicht bekannt, da zwischen 1596 und Oktober 1604 die Kirchenbücher mit den Eintragungen der Eheschließungen, Geburten und Todesfälle fehlen. Über seine Ausbildung ist wenig bekannt. Sicher ist, dass er schon früh seine Heimatstadt verließ und auf seiner Wanderschaft durch Verfertigen von Spiegeln seinen Lebensunterhalt verdiente. Es war die Zeit des furchtbaren dreißigjährigen Krieges, der insbesondere Deutschland verwüstete. 1625 und 1626 war er nachweislich in Wien, später wurde er in Frankfurt angetroffen. 1635 war er in Gießen als Apotheker tätig. Die erste Ehe scheiterte an seiner Frau: "… dann ich dieselbe auff meinem Bett bey rneinem daselbstmahligen Diener im Ehebruch gefunden l aber weder den Diener noch das Weib geschädigt l welches ich wol hätte thun können l weilen ich sehr früe von einer Reiß unversehens in die Statt kommen l und das Gewehr noch bei mir hatte ..." [1, S. 28].

1604 hielt er sich zum ersten Mal in Amsterdam auf. 1641 heiratete er erneut, diesmal Helena Cornelius aus Flensburg, und zog nach Gießen. 1649 verließ er Gießen und ließ sich in Amsterdam nieder. 1651 kehrte er an den Main zurück und wurde zunächst in Wertheim und später in Kitzingen sesshaft. Der Aufenthalt wurde ihm allerdings durch eine schwere Auseinandersetzung mit einem seiner Kunden verleidet, dem er Rezepturen verkauft hatte und der ihn dann mit Prozessen und Schmähschriften überzog. Der Grund für die Auseinandersetzungen war, dass Glauber in seinen Lizenzverträgen die ungenehmigte Weitergabe seiner Verfahren an Dritte untersagte. Der besagte Kunde hielt sich nicht daran und verkaufte selbst die Glauberschen Rezepte. Zwar bekam Glauber vor Gericht schließlich Recht, aber es blieb soviel Verbitterung bei ihm zurück, dass er sich daraufhin mit Frau, Kindern und Gesinde, immerhin 15 Personen, endgültig in Amsterdam ansiedelte und dort bis zu seinem Tode blieb.

Sein Name ist bis heute verbunden mit dem Glaubersalz, dem sal mirabile glauberi, dem Natriumsulfat. Er hat es erstmals in reiner Form hergestellt, seine Eigenschaften und seine medizinische Verwendbarkeit beschrieben. Glaubers Verdienst war die Herstellung von neuen verbesserten Öfen und wirksamen Destillationsanlagen. Er beschrieb. wie er mit ihrer Hilfe aus Kochsalz bzw. Salpeter mit Alaun und Vitriolen z.B. Eisen(III)-sulfat, Salzsäure bzw. Salpetersäure gewinnen kann: "Man nimt gemein Koch-Saltz und mischet etwas gemein Vitriol oder Alaun drunter, reibt solche beide stücke in einem Mörsel oder anderswo zusammen und je besser die Species untereinander gerieben werden, je mehr sie Spiritus geben. Darnach trägt man von solcher Mixtur- mit einem eisernen Löffel auff die glühende kohlen so viel, biß sie damit bedeckt seyn und läst es gehen, so kommt der Spiritus mit grosser gewalt in die Recipienten und fällt also herunter in die Schalen auß deren er in das vorgesetzte Geschir tropffet." [1, S. 48] bzw. "... so wird der Salpeter in gestalt eines gelben oder rothen Nebels hervor gehen l und sich in das vorgeschlagen Wasser setzen: Wann alles ubergegangen und sich die Spiritus genugsam gesetzet l so nimbt man den Vorläger ab l und giest den sauren Spiritum .Nitri in starck Glaß zu bewahren. Und wann man will l kann man solchen dephlegmieren oder rectificiren, und zu Medicinalischem und Chymischem Gebrauch bewahren ... " [1, S. 38].

Diese Verfahren waren nicht grundsätzlich neu. Glauber jedoch erkannte, dass beim Erhitzen von Alaun und Vitriol die Vitriolsäure, also Schwefelsäure, freigesetzt wird und diese aus Kochsalz bzw. Salpeter die Salzsäure bzw. Salpetersäure freisetzt. So ließ er die Schwefelsäure direkt auf Kochsalz einwirken, erhielt mit großer Leichtigkeit die Salzsäure und das Salz. das bis heute seinen Namen trägt.

Die Reindarstellung der Salzsäure und des Chlorwasserstoffgases ermöglichte ihm die Synthese einer Reihe von Metallchloriden in reiner Form wie der Antimonbutter (Antimontrichlorid), dem spiritus fumans Libavii (Zinntetrachlorid) und die Erstdarstellung von Zinkbutter (Zinkchlorid) und Arseniköl (Arsentrichlorid).

Im Viehmist vermutete er ein Urinsalz, das für das gute Wachstum der Pflanzen verantwortlich sei. Durch Destillation von Holz gewann Glauber "Holzsäure", die "an Geschmack nicht anders ist als ein gemeiner Essig" [2, S. 126]. Glauber war der Erste. der durch Destillation von Steinkohlen Benzol, Phenole und andere Substanzen in die Hand bekam: "... Stein-Kohlen aber per se destillirt l so gehet an scharfer Geist (scharfer Spiritus = Benzol), und ein hitziges blutrothes Oel (wohl Gemisch der Phenole und Mittelöle) l so alle feuchte ulcera gewaltig trocknet." [1, S. 50]. Das braune Öl empfahl er als Holzschutzmittel und Mittel gegen Ungeziefer aller Art: "Die Gärtner können alle Gwürm und Ungeziefer aus den Garten bringen l wenn sie solches (salz) mit Wasser- mischen und an solche Oerter schütten l da sich dass Ungeziefer aufhält l müssen alle vergehen und sterben oder herauskriechen und sich todtschlagen lassen l dann sie solches Fewr nicht vertragen können." [1, S. 50]

Glauber untersuchte auch die Auflösung von Metallen in verdünnter und konzentrierter Schwefel- und Salpetersäure. Er erkannte bereits, dass sich z.B. Eisen in den konzentrierten Säuren nicht löst (Passivierung): "... doch muß gemein Wasser beygethan werden, sonsten will es nicht angreiffen." [2, S. 167].

In Amsterdam schrieb Glauber wohl mehr als 20 Bücher. in denen er über seine chemischen Forschungen und Ergebnisse berichtete.

Bemerkenswert ist sein Werk Des Teutschlandes Wohlfahrt, wo er aufzeigt, wie bei Nutzung des Wissens um die chemischen und metallurgischen Prozesse Auskommen und Wohlstand der deutschen Bevölkerung gesichert werden könnte. "Warumb sind wir so schlecht, dass wir unser Kupffer nach Frankreich oder Hispanien, und das Blei in Holland und Venedig schicken, Spanischgrün und Bleiweiß daraus zu machen, denen es wir hernach so theuer wieder abkauffen müssen? Ist unser Holtz, Sand und Aschen in Deutschland nicht so gut, crystallinisch Glas daraus zu machen, als jenes zu Venedig und Frankreich?"

Im Jahre 1662 erkrankte er, die Krankheit verschlimmerte sich, so dass er ab 1666 das Bett nicht mehr verlassen konnte. 1668 gab er sein gut eingerichtetes Laboratorium und seine Bibliothek auf.

Johann Rudolph Glauber starb am 16. März 1670 in Amsterdam, wo er auch begraben wurde.

 

Literatur

[1] Erich Pietsch, Johann Rudolph Glauber - Der Mensch, sein Werk und seine Zeit, Deutsches Museum München, Abhandlungen und Berichte 24/Heft 1, Düsseldorf 1956

[2] Paul Walden, Glauber, in: Günther Bugge (Hrsg.). Das Buch der großen Chemiker, Band I, Weinheim 1974, 151-172

 

Prof. Dr. Walter Jansen, Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg, Redaktion CHEMKON (aus CHEMKON 2004, 11, Nr. 3)

 

Zum Gedenken an den vierhundertsten Geburtstag Johann Rudolph Glaubers finden auch folgende Veranstaltungen statt:

  • Wissenschaft für jedermann - Wintervorträge des Deutschen Museums
    Mittwoch, 13. Oktober 2004, 19 Uhr
    Prof. Dr. Georg Schwedt
    Institut für Anorganische und Analytische Chemie TU Clausthal
    Johann Rudolph Glauber und sein Wundersalz - zum 400. Geburtstag des Begründers der gewerblichen Chemie

  • Glauber - sein Wundersalz und der Wein - vom Weinstein zur modernen Weinforschung
    Sonderkolloquium zum 400. Geburtstag von J.R. Glauber
    am 17. November um 14 Uhr im DECHEMA-Haus, Frankfurt am Main