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Institut Dr. Flad
Berufskolleg für Chemie, Pharmazie, Biotechnologie und Umwelt

Ausbildung mit Markenzeichen. Seit 1951.
Das Jahr der Chemie 2003 in Stuttgart  

 

Presse

Programm
"Jahrmarkt der Chemie" nennen die Veranstalter - die Universitäten Stuttgart und Hohenheim sowie das Institut Dr. Flad - den Informationstag am Samstag, 20. September, auf dem Schlossplatz in Stuttgart. Nicht ohne Grund, denn wie es sich für einen richtigen Jahrmarkt gehört, ist ein buntes Programm zusammengestellt worden. Bunt, wenn man so will, wie die Welt der Chemie, die so vielfältige Produkte herstellt von Arzneimitteln über Kunststoffe und Kosmetika bis hin zur bunten Welt der Lacke und Farben. Bunt sind auch die süßen Smarties - eine Gaukelei der Lebensmittelchemiker - die auch auf dem Jahrmarkt vorgestellt werden. Die Organisatoren präsentieren eine Vielzahl von Vorführungen, Ausstellungen, Infoständen regionaler Firmen der chemischen Industrie und diverse Mitmachaktionen. Auf dem Programm der Unis Stuttgart und Hohenheim steht u. a. "Chemie zum Kennen lernen und Selbermachen". Groß und Klein können hier, unter fachkundiger Anleitung, einfache und ungefährliche Experimente selbst ausführen. Die Gesellschaft Deutscher Chemiker hat ihren Chemietruck "Justus", ein rollendes Chemielabor, auf den Schlossplatz geschickt. Auch das Amt für Umweltschutz und das Chemische und Veterinärmedizinische Untersuchungsamt sind mit von der Partie. Die Schirmherrschaft hat Oberbürgermeister Schuster übernommen. Der Budenzauber dauert von 10 bis 16 Uhr.
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Prozesse und Produkte in allen Lebensräumen
Viele interessante Aufgaben und Forschungsgebiete: von der Computertechnik bis zur Lösung von Umweltproblemen

Stuttgarter Zeitung vom 18.09.2003, Sonderveröffentlichung zum Jahrmarkt der Chemie

"Chemie ist Leben, Chemie ist überall drin." Selbst sachliche Professoren und Industriemanager geraten ins Schwärmen, wenn sie nach dem Wesen der Chemie gefragt werden. Und passt es nicht zum "Jahrmarkt der Chemie", wenn von den Veranstaltern, den Universitäten Stuttgart und Hohenheim sowie dem Institut Dr. Flad, auf dem Schlossplatz zuvörderst das Kreative, Künstlerische und Spannende, das in diesem Zweig der Naturwissenschaft steckt, präsentiert wird?

Nützliches schaffen
"Durch kreative Planung und experimentelles Geschick Neues und zugleich Nützliches schaffen", so definiert Jens Christoffers, Professor für organische Chemie an der Universität Stuttgart, die Faszination für seine Wissenschaft. "Ein Chemiker komponiert wie ein Künstler Verbindungen aus einzelnen Atomen", sagt Wolfgang Flad, Leiter des Berufskollegs für Chemie, Pharmazie und Umwelt in Stuttgart. Der Dritte im Bunde ist Peter Menzel, Professor am Institut für Didaktik der Naturwissenschaften an der Universität Hohenheim. Er spricht von den vielen interessanten Aufgaben und Forschungsgebieten der Chemie. Er spannt den Bogen von der Lösung globaler Umweltprobleme über die Entwicklung neuer Speichermedien für Computer, den Entwurf neuer Werkstoffe mit maßgeschneiderten Eigenschaften bis hin zu Reaktionen im Nanomaßstab und zur modernen Biomedizin.

Das alles gehört zur Chemie, und so braucht man es nicht als übertrieben ansehen, wenn Professor Fred Robert Heiker, Präsident der Gesellschaft deutscher Chemiker (GDCh) und Leiter der Konzernplanung bei Bayer in Leverkusen, chemische Prozesse und Produkte in allen Lebensräumen sieht. Und Klaus Hütig, Geschäftsführer der Chemie-Verbände in Baden-Württemberg, als Jurist der einzige Nichtchemiker bei dieser kleinen Befragung, bezeichnet die Chemie als "einzige, klassische Naturwissenschaft, die einen eigenen Industriezweig mit erheblicher Wertschöpfung hervorgebracht hat". Sie stelle vielfältige Produkte her, von Arzneimitteln über Kunststoffe und Kosmetika bis hin zur bunten Welt der Lacke und Farben.

Bunt sind auch Zeitungen und Verpackungen, vor allem aber Smarties. Letzteres verdanken wir den Gaukeleien der Lebensmittelchemiker, die auf dem Jahrmarkt vorgestellt werden. Dort können die Besucher auch selbst Hand anlegen. Unter dem Motto: "Chemie zum Kennen lernen und Selbermachen" können unter Anleitung Experimente durchgeführt werden. Dabei wird sich zeigen, dass Wasser nicht nur Lebensmittel Nummer eins ist, sondern auch ein wichtiges Lösungsmittel.

Fast alle Lebensfunktionen, etwa die Reaktionen in den Zellen, laufen in wässriger Lösung ab. Wasser ist umweltfreundlicher als organische Lösungsmittel, und so suchen Chemiker diese in Verfahren und Produkten nach Möglichkeit durch Wasser zu ersetzen. So werden Lacke und Farben immer mehr auf Wasserbasis hergestellt. Das ist nur ein Beispiel für den Willen der Chemie, "grün" zu werden. Lange Zeit wurden Produkte aus der Retorte wie Dünge-, Kälte- und Schmiermittel, Kunststoffe und Medikamente zwar allerorten gerne verwendet - die Umweltbelastungen bei Produktion, Gebrauch oder Entsorgung jedoch der chemischen Industrie angelastet. Neue Umweltgesetze wurden erlassen, es gelangten weniger Schadstoffe in Luft, Boden und Wasser.

Mittlerweile ist die Chemie einen Schritt weitergegangen. "Heute ist die nachhaltige Sichtweise der Maßstab", sagt Heiker. Der gesamte Zyklus eines Produkts steht auf dem Prüfstand. Wie viel Energie, Wasser und Rohstoffe werden verbraucht? Wie schädlich sind Ausgangs-, Zwischen- und Endprodukte sowie Lösungsmittel und Katalysatoren? Wie sieht es mit Entsorgung und Recycling aus?

Gute Berufsaussichten
Schonenden Ersatz für konventionelle Syntheseverfahren bieten Katalysatoren und Enzyme. So suchen die Wissenschaftler des Instituts für Technische Biochemie (ITB) der Universität Stuttgart unter Leitung von Professor Rolf D. Schmid nach geeigneten Biokatalysatoren, die chemische Reaktionen bei geringem Einsatz von Energie und Substanzen ablaufen lassen. Effektiver wäre es, das Prinzip der Photosynthese nachzuahmen, mit dem Grünpflanzen per Chlorophyll Sonnenenergie direkt speichern können. Das wünscht sich Didaktiker Menzel von der Chemie der Zukunft. Auch die direkte Umwandlung der Sonnenenergie mit Hilfe besonders wirksamer und zudem kostengünstiger Photozellen. Auf dem Wunschzettel des Organikers Christoffers stehen Medikamente zur Tumorbehandlung oder gegen Infektionen wie Malaria. Institutsleiter Flad erhofft sich ebenfalls neue Wirkstoffe, allerdings "gegen Dummheit und Arroganz". Letzteres wird wohl nicht zu schaffen sein, aber bezüglich besserer Energieausnutzung und wirksamerer Medikamente könnten sich die Wünsche erfüllen.

Chemie zu studieren ist eine gute Entscheidung, da sind sich die Experten einig. "Gute Berufsaussichten und interessante, abwechslungsreiche Aufgaben in Forschung und Entwicklung, Industrie und Hochschule", so lautet Menzels Diagnose. Die chemische Industrie kann den Bedarf kaum decken, sagt Christoffers. "Respektables Einkommen und exzellente Karrieremöglichkeiten" sieht Bayer-Manager Heiker. Und in Baden-Württemberg sind Chemiker gut aufgehoben, denn hier gibt es 450 Unternehmen mit fast 100 000 Beschäftigten, so Verbandsexperte Hütig. Im Vergleich der Bundesländer liegt der Südweststaat damit auf dem dritten Platz.

So sehr die Vernunft für die Chemie spricht, der Entschluss für ein bestimmtes Studium sollte natürlich nicht allein über den Verstand laufen. Es müssen auch Emotionen und Begeisterung dabei sein. Eine zentrale Rolle spielt zweifellos der Chemieunterricht. Anstöße kann auch das aktuelle "Jahr der Chemie" mit seinem bunten Reigen von Veranstaltungen, Vorträgen und Ausstellungen geben. Den Höhepunkt in Stuttgart bildet am Samstag der "Jahrmarkt der Chemie".   (Paul Janositz)

 

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