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Institut Dr. Flad
Berufskolleg für Chemie, Pharmazie, Biotechnologie und Umwelt

Ausbildung mit Markenzeichen. Seit 1951.

Musik im Gespräch

Konzertreihe mit Roland Heuer

"Aufbruch und Rückblick" mit den Asperger Kammersolisten
Beethovens frühes Es-Dur-Sextett op. 81b und Brahms Klarinettenquintett in h-Moll op. 115 erklangen im Theaterkeller

Rezension von Martin R. Handschuh

An den reichen Beifallsbekundungen war unschwer abzulesen, dass sich die von Roland Heuer initiierte Konzertreihe "Musik im Gespräch" schon im ersten Jahr ihres Bestehens im Rahmen des Theaterkellers des Institutes Dr. Flad, fest etabliert hat und zudem immer neue Freunde gewinnt. Und so war es dem kunstsinnigen Hausherrn Wolfgang Flad vergönnt, wieder einen exklusiven Zirkel von Musikliebhabern zum vierten Konzert der "Asperger Kammersolisten" willkommen zu heißen.

Wie schon zum Auftakt im März 2004 war es überdies gelungen, den weithin bekannten Londoner Meisterklarinettisten Alan Hacker zu einem bewunderten Gastspiel zu gewinnen. Zudem profilierten sich die beiden Horn-Solisten des Staatsorchesters Stuttgart, Philipp Römer und Philipp Sievers mit ihren in der Tat virtuosen Fertigkeiten, die Streicher Roland Heuer und Ikuko Nishida-Heuer (Violine), Axel Breuch (Viola) sowie Jan Pas (Violoncello) boten Qualität auf gewohnt hohem Niveau. Dazu soll schon an dieser Stelle bemerkt sein, dass die akustischen Verhältnisse nicht unbedingt für die klangmächtige Besetzung mit Blasinstrumenten ideal waren, sprich, die Solisten meistens erheblich dominierten und die Leistungen der Streicher hörbar in den Schatten stellten. Als Werk des "Aufbruchs" erklang zuerst Beethovens 1794/95 entstandenes Sextett für zwei Hörner, zwei Violinen, Viola und Violoncello op. 81b. Den zeitgeschichtlichen Hintergrund seiner Entstehung erläuterte Roland Heuer ebenso kurzweilig wie die formalanalytischen Charakteristika: Wohl sind die Stilmittel der Lehrmeister Mozart und Haydn noch verspürbar, wirken jedoch als Substrat, für Beethovens ganz eigene Beschäftigung mit der zerstreuenden, unterhaltsamen Muse, die er in dramatisierter Form in höhere künstlerische Sphären erhebt.

Bei unserer Aufführung trat damalige Neuerung, nämlich Hörner solistisch zu behandeln, aus schon angesprochenen akustischen Gründen gar überdeutlich zu Gehör. Die gewiss anspruchsvollen Partien wurden äußerst ansprechend ausgeführt, nach einem klangfülligen 1. Satz, der durchweg differenziert dargeboten, schloss sich ein Adagio an, dessen zurückhaltend-liebreizenden Charakter die Musizierenden trefflich wiedergaben. Gleichfalls abwechslungsreich wussten sie den Schlusssatz auszugestalten, besonders angenehm blieben die raschen, filigran herausgearbeiteten Passagen in Erinnerung.

In Brahms' Klarinettenquintett h-Moll op. 115, komponiert in der Sommerfrische 1891 zu Bad Ischl scheint sich einem das Leben und Wirken des Tondichters in der Retrospektive zu offenbaren, freilich betrachtet durch einen Zwicker, dessen Gläser die Verklärung des Alters geschliffen hat. Der Kritiker Eduard Hanslick bemerkte über das Werk weiland wohlwollend:

"Noch stärker als in letzterem [dem Klarinettentrio a-Moll, d.V.] waltet hier der eigenartige Zauber des Klarinettenklanges. Wie dem bildenden Künstler ein gegebenes äußerliches Mittel, ein bestimmendes Material, Maß oder Lokal zum künstlerischen 'Motiv' wird, ihm neue Ideen zuführt, so Hat Brahms' jüngstes dankbares Adoptivkind, die Klarinette, ihn zu reizenden neuen Erfindungen und Kombinationen angeregt." Besagtes "Adoptivkind" war dem Komponisten durch den Klarinettisten der Meininger Hofkapelle, Richard Mühlfeld, den er für den begnadetsten Meister seines Faches hielt, besonders ans Herz gewachsen, lernte Brahms so eine ungeheure Ausdrucksmöglichkeit kennen.

Jenem kann Alan Hacker in kaum etwas nachgestanden haben, das Bezaubernde der Aufführung lag gewiss in der Kraft der Phantasie, welche die Grundthemen in der Variation so mannigfaltig zu beleuchten vermochten. Der Solist verlieh seinem Part ein Höchstmaß an Lebendigkeit und Authentizität, wenngleich sein Instrument von der Luftfeuchtigkeit nicht unbeeinträchtigt geblieben war und in der Ansprache gewisse Ermüdungserscheinungen zu Tage traten. Dennoch wusste Hacker, getragen von den Kammersolisten, alle Stimmungsbilder wunderbar zu skizzieren, ließ keine noch so sublime Nuancierung unbeachtet und kostete jegliche Schattierungen klangprächtig aus. Das rund 40 Minuten ausgedehnte Tongemälde gestaltete sich im Spannungsfeld zwischen Emphase und Expressivität, es geriet in so eindringlicher Stimmung, als hätte man vor sich "herbstkräftig die gedämpfte Welt / in warmem Golde fließen" sehen, wie Mörike es ausgedrückt hatte. Viel Beifall erhielten die Ausführenden für ihre interpretatorische Leistung, eine Zugabe durfte da freilich nicht fehlen:

Der "Roland-Walzer" Xaver Paul Thomas erklang zum ersten Mal in der Originalbesetzung, er gestaltete zum einen den gewitzten, humoristischen Abschluss des außergewöhnlichen Konzertereignisses, zum anderen den Auftakt zu dem anschließenden geselligen Teil des Abends.

Martin R. Handschuh

 

18. März 2005: "Aufbruch und Rückblick ..."

Bilder zum 18. März 2005

Konzertreihe "Musik im Gespräch" im Theaterkeller des Instituts