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Institut Dr. Flad
Berufskolleg für Chemie, Pharmazie, Biotechnologie und Umwelt

Ausbildung mit Markenzeichen. Seit 1951.

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Musik im Gespräch

Konzertreihe mit Roland Heuer

"Joseph Haydn - Genie und Wegbereiter"
Seine schönsten Streichquartette

Freitag, 8. November 2013
Theaterkeller im Institut Dr. Flad

Roland Heuer, Violine
Ikuko Nishida-Heuer, Violine
Axel Breuch, Viola
Joachim Hess, Violoncello

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Streichquartette "auf eine gantz neue besondere Art"
Krönender Abschluss der Haydn-Reihe mit Mozart

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Variatio delectat - Abwechslung erfreut: den Asperger Kammersolisten ist zum Abschluss des dreiteiligen Haydn-Zyklus’ ein veritabler Überraschungs-Coup gelungen. Nachdem des Meisters letztes vollendetes Streichquartett bereits am zweiten Abend erklungen war, erschien es nur folgerichtig im Sinne des Titels der Reihe "Genie und Wegbereiter", ein Werk Mozarts zur Aufführung zu bringen, in dem sich die intensive Beschäftigung mit Haydns Schaffen zwischen verehrungswürdigen Anklängen und vorwärts gewandter Tonkunst trefflich vereinigt findet.

Dank der scharfsinnigen wie sensiblen Analyse, die Roland Heuer dem Publikum dartat, sollten die vielschichtigen Bezüge zwischen den an diesem Abend dargebotenen Werken zu Tage treten, was Aufführung zu einem Erkennen und Genießen gleichermaßen werden ließ.

Das erst später so bezeichnete "Vogel-Quartett" ist die Numero 3 der dem russischen Großfürsten Paul 1781 anlässlich dessen Aufenthalts in Wien gewidmeten Streichquartette op. 33, die Haydn "auf eine gantz neue besondere Art", nämlich in konsequenter Anwendung des von ihm erdachten Prinzips des Sonatenhauptsatzes mit vollgültiger Durchführung in semantischer Klarheit komponiert hat.

Seinen Beinamen verdankt das Stück den kunstfertig ziselierten Vorschlags-Verzierungen der 1. Violine, doch das gelegentliche Tremolieren und Tirilieren ist fürwahr nicht die einzige Attraktion dieses heute wie damals entzückenden Werkes, dessen viel gerühmter Witz von den Asperger Kammersolisten, Roland Heuer, Ikuko Nishida-Heuer (Violine), Axel Breuch (Viola) und Joachim Hess (Violoncello) gebührend versprüht wurde.

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Waren es im Scherzo jahreszeitlich wechselnde Stimmungen, die Haydn zu Melodien verwandelte, so prägte den Schusssatz das Lokalkolorit des pannonischen Raumes, ja, man vermeinte gar Zymbalklänge zu hören, so pointiert und feurig intonierten die Musiker und vermittelten so den Eindruck von der Empfänglichkeit des Komponisten für die Einflüsse des scheinbar gleich hinter Eisenstadt beginnenden Orients.

Von Mozarts gründlichem Studium der "russischen Quartette" zeugt das Mitte 1783 entstandene Streichquartett KV 428 in Es-Dur, wobei der Komponist dieses großangelegte Opus - mit fünf weiteren - 1785 in Verehrung und nicht ohne Stolz dem Altmeister gewidmet hat.

Bemerkenswert und zukunftsweisend springt im ersten Satz gleich der "diabolus in musica", nämlich der Tritonus-Akkord, der gefallene Engel, dessen Dissonanz nach Erlösung verlangt, aus der Wunderschachtel und geht damit dem Freischütz voraus. Die Musiker ergötzten sich an der Fülle geistreicher Einfälle und zeigten sich meisterhaft in der gewagten Aufwallung von Akkordbrechungen, die den Reichtum motivischer Kleinarbeit aufblitzen ließen.

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Eine Sternstunde der Gattungsgeschichte ist das Andante, ein Satz, der, obgleich in formal herkömmlicher Anlage ausgestaltet, in Melodik und Harmonik derart außergewöhnlich, ja überzeitlich erscheinen muss. In düsterer Solemnität entspinnen sich Kantilenen in himmlischen Längen, die jegliches Zeitmaß vergessen machen, es verweben sich Dissonanzen ineinander, ja gar der Tristan-Akkord ist in diesem Meisterwerk angelegt.

Rasch in weltliche Gefilde führt der dritte Satz zurück, bietet sich hier mit einem burschikosen Ländler eine Alternative zum höfisch-zeremoniellen Menuett, die niemals grobschlächtig dahinpoltert sondern liebwert und keck für Vergnügtheit sorgt.

Ein Bravourstück für das Virtuosentum der "Asperger Kammersolisten" wurde schließlich das Allegro vivace, das, wild davongaloppierend, köstliche Ideen im schnellen Lauf aufwirbelnd, alle Fingerfertigkeit der Musiker erforderte und ob deren mitreißender Interpretation gleich nach dem Schlussakkord besonders herzlichen Beifall hervorrief. So hat sich der Kreis sinnfällig geschlossen, kommt man doch nach einem derart gelungenen Konzert nicht umhin, auch Mozart mit Fug und Recht als "Genie und Wegbereiter" auf dem Gebiet des Streichquartetts zu rühmen und damit in Haydns Lobeshymnus mit einzustimmen.

Martin R. Handschuh

 

Konzert am 8. November 2013

Konzertreihe "Musik im Gespräch" im Theaterkeller des Instituts