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Institut Dr. Flad
Berufskolleg für Chemie, Pharmazie, Biotechnologie und Umwelt

Ausbildung mit Markenzeichen. Seit 1951.

Gastvortrag: Peter Spiegel (Club of Budapest)
"You can change the world"

am 5. Mai 2003

größer Am 5. Mai besuchte Herr Peter Spiegel das Institut, Generalsekretär und Gründungsmitglied des Club of Budapest.
Nach einer kurzen Einführung durch Herrn Flad, der den Club of Budapest vorstellte, der vor 10 Jahren nach dem Vorbild des Club of Rome gegründet wurde und zahlreiche Ehrenmitglieder hat, wie den 14. Dalai Lama, Sir Peter Ustinov oder Richard von Weizsäcker, begann Herr Spiegel mir seinem Vortrag über das Projekt "You can Change the World".

Vor etwa 30 Jahren begannen zumindest die Denker unserer Welt zu realisieren, dass es keine Lösung ist, die existierenden Probleme kurzfristig und auf die bisherige Weise zu lösen, da jede Lösung eine Mehrzahl weiterer Probleme mit sich bringt. Also wurde der Club of Rome gegründet. Die Mitglieder versuchten eine längerfristige Lösung der Missstände in unserer Welt zu finden, sei es nun ökologisch oder sozial, was sich ja bedingt.

Die Mitglieder des Club of Rome fanden wohl die eine oder andere Lösung, doch das Problem war, dass sie eher als Berater für Politiker fungierten; Spiegel bemerkte, dass der schwedische Politiker Karlsson mit seinem Ausspruch "Eigentlich weiß jeder Politiker der Welt, dass er so gut wie nichts mehr verändern kann!" gar nicht so falsch lag. So war der Ansatz des Clubs zwar richtig, doch die Umsetzung gestaltete sich als schwierig. Die Menschen sind heutzutage um einiges mündiger als in früheren Tagen. Also besteht die Aufgabe darin, jeden einzelnen Menschen zu erreichen, das Bewusstsein aller 6 Milliarden Bewohner unseres Planeten (und natürlich einer ihrer größten Mächte, der Wirtschaft) muss sich ändern. So ist der Club of Budapest eine gewaltige Umstrukturierung, das Projekt "You can change the World" wurde ins Leben gerufen.

Dieses Motto steht für die meisten Menschen wohl erst mal wie eine leere Behauptung da, doch wie kann man dies auch umsetzen? Wie kann man das Bewusstsein der Menschen ändern und den Dialog mit der Wirtschaft eingehen?

Dazu gibt es mehrere faszinierende Beispiele, die von den Medien leider wenig oder gar nicht beachtet werden. Genau dies will der Club of Budapest mit seinen vielen prominenten Mitgliedern und Paten ändern. Denn nur wenn die Menschen von diesen neuartigen Problemlösungen erfahren, können diese auch verbreitet werden und Schule machen.

Herr Spiegel erzählte uns anschließend einige dieser wirklich verblüffenden Beispiele der andersartigen Problemlösung. Ein gewisser Jonus erkannte, dass arme Menschen nur ein Darlehen bekommen, wenn diese Sicherheiten aufweisen können. Doch wenn sie Sicherheiten aufweisen könnten, wären sie wohl nicht arm. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, vergab er Kredite in Höhe von 50$, was in Indien natürlich mehr wert ist als in der westlichen Welt. An sich ungebildete Frauen (erstaunlicherweise zahlten 99% der Frauen ihren Kredit zurück, aber nur 80% der Männer beglichen ihre Schulden) stellten mit diesem Startkapital verblüffende Dinge auf die Beine: innerhalb von zwei Jahren entkamen ca. 50 Millionen Menschen dem Teufelskreis der Armut, eröffneten eigene kleine Geschäfte und die Bildung in den Dörfern stieg exponentiell an.

Engstirnige Menschen könnten jetzt fragen, was uns das anginge?! Abgesehen von den ethischen Gesichtspunkten ein praktisches Beispiel:

Unsere Wirtschaft will Mobiltelefone verkaufen. Indien wäre ein Markt, doch da die Menschen dort arm sind, können sie nichts von uns kaufen. Eine der Frauen dort errichtete ihr eigenes kleines "tragbares Telefonhäuschen" mit bei uns hergestellten Handys. So wurde ein weiterer Absatzmarkt quasi "von selbst erschlossen".

Und das beste an dieser Entwicklungsmethode ist, dass das eingesetzte Kapital wieder zurückkommt.
Ein anderes Projekt wurde in Nepal realisiert. Drei Jahre lang wurden 120000 Frauen in selbstständigem Projektmanagement trainiert, wohlbemerkt, alles Analphabetinnen. Innerhalb dieser drei Jahre wurden 100.000 Projekte ins Leben gerufen, 70.000 Unternehmen und an die 1.000 Dorfbanken gegründet, vergleichbar denen in Indien. Das Einkommen dieser Leute wurde sage und schreibe verachtfacht.

Damit war bewiesen, dass es um einiges hilfreicher ist, Menschen ihren Lebenswillen zurückzugeben, denn der Ansporn der Menschen kann Wunder bewirken, wenn sie nur einmal im Leben eine Chance bekommen.

Andere Gründe, diesen Leuten aus ihrer Misere zu helfen, ist der reine Selbstschutz:
Wenn die Kluft zwischen Arm und Reich immer weiter steigt, ist irgendwann die Gewaltbereitschaft zur Änderung an diesen Zuständen so hoch, dass wir die Leidtragenden sind.

Ein anderes praktisches Beispiel für die Notwendigkeit, für uns diese Kluft zu verringern, ist in Bangalore (Indien) aufzufinden:
Dort war die Armut überdimensional groß. Firmen erkannten die Möglichkeit und brachten Einigen das Know-How der Computertechnologie bei. Da die Löhne dort aufgrund der Armut so gering sind, sparen die Firmen 90% ihrer personellen Ausgaben. So gehen bei uns Arbeitsplätze verloren.

Das waren die sozialen Projekte, welche von dem Club of Budapest gefördert und vor allem publiziert werden. Doch auch im ökologischen Bereich engagiert sich der Club of Budapest.

Jörg Winter zum Beispiel sammelte praktische Beispiele, wie Geld mit ökologischen Mitteln gespart werden kann. Inzwischen existiert ein Netzwerk von über 3.000 Unternehmen und über 1000 neue Ideen sind dort entstanden.

Eine dieser Ideen begegnete Herrn Winter im tropischen Regenwald: es wurde entdeckt, dass die Fasern von Kokosnüssen einen wunderbaren Werkstoff abgeben; inzwischen werden die meisten Kopfstützen von Daimler - Chrysler mit Koskosnussfasern gefüllt, der Regenwald wird nicht weiter gerodet, die Einheimischen verdienen Geld.

Näheres dazu kann man auch auf der Homepage des Clubs erfahren (unter www.clubofbudapest.org).

Nach dem Vortrag konnten wir noch über das Thema "You can change the World" diskutieren, bevor Herr Peter Spiegel mit dem Versprechen der engen Zusammenarbeit mit uns in der Zukunft seinen Besuch beendete.

Andreas Kalchschmid, LG 53

 

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