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Institut Dr. Flad
Berufskolleg für Chemie, Pharmazie, Biotechnologie und Umwelt

Ausbildung mit Markenzeichen. Seit 1951.

Genussgipfel: Fressen oder gefressen werden

Theaterprojekt zum UNESCO-Jahresthema "Ernährung"

Das Theaterstück wurde von 16 Schülerinnen und Schülern des Instituts Dr. Flad entwickelt. Leitung des Projekts und Inszenierung des Stücks: Andreas Frey (Dein Theater, Stuttgart).

Inhalt:
Acht Politiker treffen sich auf der Zugspitze, um eine Lösung gegen den Hunger in der Welt zu finden.
Sie nehmen die Sachlage aber nicht wirklich ernst. Um denken zu können, wollen sie erst einmal richtig essen. Da kommen Hunger und Gier ins Spiel. Sie stören den Gipfel und machen aus dem Genussgipfel einen Einsichtsgipfel.
So beeinflussen Hunger und Gier die Politiker nachhaltig und bringen es fertig, dass die Politiker richtige Entscheidungen treffen.

Am 26. März 2012 fand im Theaterhaus in Stuttgart die Uraufführung des Theaterstückes statt.
» Bilder, » Bericht und » Videos von der Uraufführung

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Bericht zur Uraufführung am 26. März 2012

Fressen oder gefressen werden

Selten hat man ein Theaterspiel zum Thema Ernährung mit einem solchen Genuss verfolgen können: "Genussgipfel - Fressen oder gefressen werden" heißt das Stück, das die Schüler des Instituts Dr. Flad selbst geschrieben und im Stuttgarter Theaterhaus unter der Leitung von Andreas Frey vom DEIN Theater uraufgeführt haben.

Schon der Beginn des Stücks nimmt die bedrückende Ausgangslage der Welt ironisch auf die Schippe: Die führenden Politiker der G8-Staaten treffen auf der Zugspitze zusammen, um Lösungen gegen den Hunger in der Welt zu suchen - so jedenfalls wird es von der Nachrichtensprecherin (Daniela Bauer) großartig angekündigt. Doch mit dem ersten Blick in die Runde macht sich bei den Zuschauern Ernüchterung breit - bevor die Politiker nämlich über Ernährung diskutieren können, müssen sie erst einmal ein üppiges Mahl zu sich nehmen. Ausgehend davon tischt das Stück den Zuschauern die Perversionen und Auswüchse der politischen Verteilungskämpfe in mundgerechten Happen auf. Die Schüler schlüpfen dabei nicht nur in die Rollen, sondern auch in die Masken der Politiker: Zu Beginn erscheinen auf dem Podium tatsächlich US-Präsident Obama (Rouven Clauss), Bundeskanzlerin Merkel (Maren Habermaas) der Italiener Monti (gespielt von Philipp Hawe), der Brite Cameron (alias Elina Rul), der Kanadier Harper (Stefan Kunert), der Japaner Noda (Manuel Castano), der Franzose Sarkozy (Philippe Asprion) sowie der Russe Medwedjew (Erna Walz).

Als Allegorie des Hungers betritt Ann-Katrin-Zellner die Bühne - flankiert von den Repräsentanten der Gier (Patrysya Lacorte, Angelos Maroudis). So beginnt ein bunter Reigen, an dem die Politiker nacheinander verschiedene Prüfungen des Hungers und Verführungen der Gier bestehen müssen.

Präsident Medwedjew wird kurzerhand in eine Kakerlake verwandelt und erlebt so das Thema Ernährung am eigenen Leib. Denn in manchen Ländern werden Kakerlaken selbst als Speise betrachtet, ein Chinese (Manuel Castano) steuert munter auf ihn zu. Präsident Obama wird im Supermarkt von der Biopolizei (Marc Philipp Vocht) beim Einkaufen gestoppt. Vieles, was es dort zu kaufen gibt, kommt aus Massentierhaltung oder überfischten Gebieten oder hat, wie die Tomate (Kim Zeger), zu weite Transportwege zurückgelegt. Der Kanadier Harper wird Zeuge eines Salat-Preisdumpings durch einen Einkäufer (Marc Rohrbeck) und beschließt, in Zukunft keine Konzerne mehr zu subventionieren. Ein Höhepunkt des Stücks ist die Szene, in der Bundeskanzlerin Merkel als Vogelscheuche auftritt. Sie wird Zeugin eines gruseligen Aufmarsches der Gen-manipulierten Pflanzen. Sie verfügen über körperliche Behinderungen oder Sprachfehler und versetzen die Kanzlerin in Angst und Schrecken. Dem Briten Cameron fällt es schwer, die Szene sportlich zu sehen, in der er als Schwein einem Metzger zugeführt werden soll. Die Lust auf Fleisch ist ihm dadurch im Nu vergangen. Auch der Japaner Noda entgeht als Radieschen knapp seiner Verspeisung.

Allmählich setzt ein Umdenken im Kreise der G8-Politiker, aber auch in den Reihen des Publikums ein. Im Saal sinkt immer mehr die Lust auf zu viel Fleisch und Gen-Produkte, dafür wächst das Bewusstsein für die negativen Wirkungen von Treibstoffpflanzen oder Überfischung. In diesem Sinne kann das Stück als Lehrstück angesehen werden.

Ausgerechnet der französische Gourmet und Präsident Nicolas Sarkozy hatte am Anfang des "Genussgipfels" noch zu mehr Fertigprodukten für die 3. Welt aufgerufen. Doch in der Mitte des Stücks rückt er von dieser Äußerung ab. Schuld daran ist sein Besuch im "Mc Space", dem Restaurant der Zukunft, wo er aus dem Automaten (Lisa Kuske) eine Spritze mit einem abscheulichen Einheitsbrei serviert bekommt. Den Zuschauern wird klar: Süchtig macht diese Nahrungsspritze nicht, im Gegenteil. Doch der Gipfel der Perversion ist erst erreicht, als der Italiener Monti mit Nahrungsmitteln an der Börse spekuliert. Nebendran steht eine Bäuerin, der mit jedem neuen Preissprung an der Börse ein Nahrungsmittel aus der Hand gerissen wird - solange, bis sie nichts mehr hat. Am Ende des Stückes treten die Politiker noch einmal auf ihrem Gipfel zusammen. Sie wirken wie ausgewechselt und beschließen einhellig einen Katalog sinnvoller Maßnahmen.

Großartige Szenen, fantastische Kulissen, eindrucksvolle Darbietungen, großes Drama - so hat man Schülertheater nicht erwartet, alles ist extrem professionell von Andreas Frey inszeniert. Michaela Knepper (Kostüme/Maske) und Anette Haas (Requisite) haben ganze Arbeit geleistet und eine Aufführung geschaffen, die sich nahtlos in das professionelle Umfeld des Stuttgarter Theaterhauses einfügt.

So ging das Stück mit großem Applaus und lauten Beifallsbekundungen zu Ende. Die Protagonisten riefen alle auf die Bühne, die für das erfolgreiche Gelingen des Stücks verantwortlich waren. Allen voran Schulleiter Wolfgang Flad, der den Schülern dieses einzigartige Erlebnis mit Buchung des Saales im Theaterhaus, der Unterstützung des DEIN Theaters sowie mit einem Kamerateam ermöglicht hatte. Wolfgang Flad gratulierte den Schülern zu ihrer wirklich gelungenen Aufführung und fügte hinzu: "Das Spiel ist zu Ende, aber das Nachdenken wird hoffentlich bald einsetzen". Danach wurden Jürgen Flad sowie Michaela Knepper, Annette Haas und Andreas Frey vom DEIN Theater auf die Bühne gerufen, die nunmehr schon zum neunten Mal das Institut Dr. Flad beim Theaterspielen unterstützten. Wolfgang Flad wies darauf extra hin: "Ohne diese Unterstützung wäre das undenkbar". Und in der Tat kann man an die Qualität der Aufführung durchaus professionelle Maßstäbe ansetzen. Davon konnten sich auch die zahlreichen Gäste überzeugen, allen voran Heidi Consentius vom deutschen UNESCO Weltdekade-Büro, die extra aus Berlin nach Stuttgart angereist war.

Von Christian Born

 

Bilder von der Uraufführung am 26. März 2012

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Videos von der Uraufführung am 26. März 2012

 

Ausschnitt 1 aus dem Theaterspiel 'Genussgipfel: Fressen oder gefressen werden'

 

Ausschnitt 2 aus dem Theaterspiel 'Genussgipfel: Fressen oder gefressen werden'

 

Ausschnitt 3 aus dem Theaterspiel 'Genussgipfel: Fressen oder gefressen werden'