3. Bildungsweg: Schulische Berufsausbildung
aus: abi Berufswahlmagazin
aus: abi Berufswahlmagazin
Überfüllte Hochschulen und knappe Ausbildungsplätze machen Ausbildungen an Berufsfachschulen auch für Abiturienten attraktiv. Doch es gibt verwirrend viele Möglichkeiten. abi stellt die schulischen Berufswege vor, die für Abiturienten in Frage kommen, und gibt Tipps für die Schulauswahl.
"Ich hatte keine Lust, mich in überfüllte Hörsäle zu setzen. Auch eine klassische Lehre kam für mich nicht in Frage."
Melanie Meycke stieß dann per Zufall auf die Anzeige eines privaten Wirtschafsinstituts in Freiburg, das eine zweijährige Ausbildung zum staatlich geprüften Internationalen Touristikassistenten anbietet.
"Die Kurzcharakteristik hat mich sofort angesprochen: Fremdsprachen, Organisation, Reiseverkehr, Betriebswirtschafslehre, Persönlichkeitstraining und Praktika im In- und Ausland."
Und auch nach Abschluss der zwei Jahre hat sie keinen Zweifel: "Das war für mich das Richtige."
Was sie schätzt: das Lernen in kleinen Gruppen, Theorie und Praxis kombiniert.
Allerdings hätte sie wohl besser das Profil Datenverarbeitung gewählt, ihre Fremdsprachenkenntnisse in Englisch und Französisch waren ohnehin hervorragend.
Was Melanie nicht schreckte: die monatliche Gebühr von 145 EUR. "Wenn ich fünf Jahre an der Universität studiert hätte, wäre das noch viel teurer geworden", meint sie.
Außerdem ist BAföG-Förderung möglich - wie übrigens auch bei den meisten anderen vollschulischen Ausbildungen, ob sie nun von staatlichen oder staatlich anerkannten privaten Schulen angeboten werden.
Vollschulische Ausbildung bedeutet normalerweise nicht, dass die Schüler von morgens bis abends im Klassenzimmer hocken müssen und pauken. Oft sind praktische Übungen integriert - am Computer, im Labor, in der Werkstatt, am Menschen - oder Theorie- und Praxisphasen wechseln ab, ähnlich wie bei den dualen Ausbildungen.
Während diese Auszubildenden aber in einem Vertragsverhältnis mit dem Ausbildungsbetrieb stehen und sie außerdem verpflichtet sind, die Berufsschule zu besuchen, schließen Berufsfachschüler den Vertrag ausschließlich mit der Schule. Diese arbeitet ihrerseits vielleicht mit Betrieben oder anderen Schulen zusammen oder vermittelt Praktikumsplätze.
Für Abiturienten kommen zwei Arten von Berufsfachschulen in Frage: Schulen, die zum Abschluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf führen (Beispiele Goldschmied, Geigenbauer) und Schulen, die zu einem Ausbildungsabschluss führen, der nur über den Besuch einer Schule erreichbar ist (Beispiele: Technische Assistenzberufe, Gesundheitsberufe wie Krankenpfleger und Logopädie).
1992 haben etwa 11500 Abiturienten an Berufsfachschulen eine Ausbildung begonnen. Etwa 1500 Plätze davon sind sozusagen für Abiturienten reserviert, weil für einige Bildungsgänge die Hochschulreife Voraussetzung ist. Das sind zum Beispiel die Ausbildungen zum Ingenieurassistenten oder zum staatlich geprüften Informatiker.
Abiturienten entschieden sich aber auch häufig für Ausbildungsgänge, für die die Mittlere Reife Voraussetzung ist. Das gilt für alle technischen Assistenzberufe sowie für Berufe im sozialen und sozialpflegerischen Bereich wie Erzieher und Heilpädagoge.
Dass der Frauenanteil in all diesen Berufen über 50% liegt, verwundert nicht. Die Ausbildungszeit ist mit zwei oder drei Jahren kurz; häufig handelt es sich um "Assistenzberufe", also schon vom Wort her um Positionen, die auf Zuarbeit und Unterstützung ausgelegt sind.
Exaktes Arbeiten an sauberen, überschaubaren Arbeitsplätzen - das scheint Frauen besonders anzusprechen.
Dass Männer sich seltener für solche Ausbildungsgänge entscheiden, dürfte aber nicht nur an der Bezeichnung "Assistent" liegen. Viele Männer scheinen zu fürchten, dass Assistenzberufe in eine Sackgasse führen. Aber auch für diese Berufe gibt es inzwischen geregelte Fortbildungsmöglichkeiten. So können z.B. technische Assistenten an Fachschulen den Techniker draufsatteln, und kaufmännische Assistenten können sich zum Betriebswirt weiterqualifizieren.