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Institut Dr. Flad
Berufskolleg für Chemie, Pharmazie, Biotechnologie und Umwelt

Ausbildung mit Markenzeichen. Seit 1951.

"Rechte Musik und Symbole"

Vortrag am 22. Februar 2008 und Workshop am 23.02.2008 im Institut Dr. Flad


Rechte Symbole und Musik
Michael Weiss informiert über Kleidungsstil und Codes der Neonazis

Seit vielen Jahren ist es am Institut Tradition, sich neben der intensiven beruflichen Ausbildung in einer der zahlreichen Arbeitsgemeinschaften zu engagieren oder sich an Projekten wie "Schule ohne Rassismus" zu beteiligen.

Im Rahmen eines Workshops tauchte bei den teilnehmenden Schülern die Idee auf, sich näher mit den Symbolen der Neonazis zu beschäftigen.
Mit Michael Weiss konnten die engagierten Schüler einen ausgewiesenen Fachmann als Referenten gewinnen.

Gleich zu Beginn seiner Ausführungen ging er auf die Funktion von Symbolen ein. Sie haben einerseits Signalwirkung nach außen, andererseits dienen sie intern als Erkennungszeichen, d.h. Gleichgesinnte sehen auf den ersten Blick, dass sie rechtes Gedankengut verbindet. Dies verstärkt das Gruppengefühl und die Abgrenzung gegenüber politisch Andersdenkenden.

Die Symbole und Codes werden in gewissen Abständen dem Zeitgeist angepasst. Das Bild, das man üblicherweise von Neonazis hat, ist laut Michael Weiss ein Auslaufmodell. Springerstiefel, kahl geschorener Kopf, Bierbauch etc. gehören der Vergangenheit an.

Vielmehr hat sich die einschlägige Szene eine Art Pop-Lifestyle zugelegt, wie der Referent sehr anschaulich an zahlreichen Dias demonstrierte. Er zeigte drei "cool" aussehende junge Erwachsene und entschlüsselte deren auf den T-Shirts abgedruckte politische Botschaften. Diese lassen sich grob in drei Hautgruppen einteilen:

  • Klassische nationalsozialistische Symbole bzw. Logos mit nationalsozialistischem Bezug wie "Schwarze Sonne", SS-Abzeichen, Reichskriegsfahne, Zahnrad, ...

  • Symbole mit germanisch/heidnischem Bezug wie Thorhammer, Runen, ... Dabei ist die Rückbesinnung auf nordische Werte nicht religiös bedingt. Das Gegenteil ist der Fall: Sie richtet sich ausdrücklich sowohl gegen das Judentum als auch das Christentum!

  • Jugendkulturelle Codes:

    Zahlencodes: Bestimmte Zahlen stehen für die entsprechenden Anfangsbuchstaben im Alphabet. Sie dienen der Verschlüsselung - somit vermeidet man strafrechtlich relevante Begriffe, signalisiert aber für Eingeweihte, welchem Gedankengut man anhängt.

    Dresscode/ Bekleidungsmarken: Seit geraumer Zeit lässt sich innerhalb der neonazistischen Szene eine Ästhetisierung der Bekleidung feststellen, so der Referent. Brachiales Aussehen ist nicht mehr angesagt. Stattdessen präsentiert man mittels scheinbar harmloser Kleidungsaufdrucke seine Gesinnung. Lonsdale, New Balance oder Pit Bull heißen die aktuellen Marken. Für Anhänger der Szene liefern sie einen hohen Identifikationswert.

Allerdings betonte Michael Weiss ausdrücklich, dass die Herstellerfirmen selbst keinen Bezug zu Neonazis haben und dass es durchaus Jugendliche gibt, die diese Marken tragen ohne damit eine politische Botschaft transportieren zu wollen.

Man geht davon aus, dass es in der Bundesrepublik 150 bis 200 spezifisch rechte Symbole gibt. Daneben spielt auch einschlägige Musik eine herausragende Rolle. Black Metal, Hatecore und Viking-Rock zählen zum gängigen Repertoire, wie Michael Weiss an etlichen Musikbeispielen demonstrierte. Auch Balladen sind inzwischen fester Bestandteil rechten Liedguts.

Man kann sich der Definition eines im Vortrag zitierten Politikwissenschaftlers nur anschließen: Neonazi zu sein bedeutet sowohl an Größenwahn als auch an Verfolgungswahn zu leiden.

Verbote allein schaffen neonazistisches Gedankengut nicht aus der Welt. Vielmehr muss man sich mit den Inhalten auseinandersetzen.
Welche Chancen sich hierfür in einer "Schule ohne Rassismus" bieten, zeigten die zahlreichen engagierten, couragierten und kenntnisreichen Diskussionsbeiträge der Schüler.

Angela Schmitt-Bucher

Am folgenden Tag fand im Anschluss an den Vortrag ein Workshop zum Thema "Rechte Musik und Symbole" mit Michael Weiss statt.
Zu Beginn konnten wir Schüler auswählen, welche Themenschwerpunkte wir behandeln wollten.
So recht entscheiden konnte sich jedoch keiner, da Herr Weiss viele Beiträge für uns zur Auswahl hatte.
Wir beschlossen alle Themen hinsichtlich der rechten Szene einmal anzuschneiden und uns mit den Themen "Black Metal", "Böhse Onkelz", "Partymusik" und "Symbolik" etwas intensiver zu befassen.

Jedoch galt es zuerst die Frage "Was ist eigentlich Rechtsextremismus?" zu klären, welche als Basis für den Workshop diente.
Dabei kamen lebhafte Diskussionen zustande, was erkennen lies, wie sehr wir Schüler uns für die Themen interessierten.
Herr Weiss sagte im Anschluss an den Workshop, dass er selten eine Gruppe erlebt habe, die auf solch hohem Niveau analytisch argumentieren und diskutieren konnte. Dies hat uns Schüler natürlich sehr gefreut!

Abschließend lässt sich sagen, dass wir innerhalb dieser zwei Tage sehr viel Wissen dazu gewonnen haben und nun etwas aufmerksamer hinsichtlich rechter Musik und Symbolen sind.

Es waren zwei sehr informative und interessante Beiträge zum Thema Rechtsextremismus in unserer Gesellschaft und ein gelungener Auftakt zur internationalen Woche gegen Rassismus.

Fabian Schuster und Fabian Rex (LG57)