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Institut Dr. Flad
Berufskolleg für Chemie, Pharmazie, Biotechnologie und Umwelt

Ausbildung mit Markenzeichen. Seit 1951.

Gastvortrag "Ähnlichkeiten zwischen Wirtschaft und Naturwissenschaften"

am 16.01.2009 von Thomas Hupp, LG 34

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"Jeder will mehr"
Finanzberater Thomas Hupp zu Gast im Institut

Was führt einen ausgewiesenen Finanzexperten in ein Berufskolleg für Chemie, Pharmazie und Umwelt?
Zum einen die Tatsache, dass er stolz darauf ist, ein Fladianer zu sein - zum anderen die Überzeugung, dass Volkswirtschaft und Naturwissenschaft ähnlichen Gesetzmäßigkeiten unterliegen und er dies den Schülern mittels anschaulicher Beispiele erläutern möchte.

Einleitend zeigte Schulleiter Wolfgang Flad ein Photo des Referenten, das aus der Zeit Mitte der 80er Jahre datiert. Damals begann Thomas Hupp seine Ausbildung zum Chemisch-technischen Assistenten. Zwar gehörte er nicht zu den Besten des Lehrgangs 34, aber immerhin verbesserte er sich beim Staatsexamen im Fach Analytik um eine Note.
Der Analytik ist er bis heute treu geblieben, auch wenn er inzwischen "die Pferde gewechselt" hat. Nach der Ausbildung am Institut studierte Thomas Hupp an einer Fachhochschule Chemie, danach war er sechs Jahre als Dozent tätig und schulte schließlich zum Finanzberater um. Nicht genug damit: Nach vielen Jahren Berufstätigkeit in der Finanzbranche nahm er ein berufsbegleitendes BWL-Studium auf und ist nun selbständiger Finanzberater.
Freimütig bekannte der Referent vor zahlreichen Zuhörern: "Hier am Institut habe ich Klotzen statt Kleckern gelernt, das hat mir bis heute vieles erleichtert! Es war eher die Regel als die Ausnahme, bis um 22 Uhr im Labor zu stehen, dennoch hat die Anstrengung auch Spaß gemacht."

Für einen Naturwissenschaftler ist analytisches Denken unabdingbar. Analytik ist aber auch unverzichtbar, wenn man sich mit wirtschaftlichen Zusammenhängen beschäftigt, so eine zentrale These von Thomas Hupp.

Zu Beginn seiner Ausführungen zitierte er Andre Kostolany. Einer der bekanntesten Börsenspekulanten war felsenfest davon überzeugt: "Jeder will mehr." Egal, ob Bakterium oder Geld: Beide unterliegen sie dem Prinzip des Wachstums.
Was kann/muss man tun, um als produzierendes Unternehmen steigende Gewinne zu erzielen? Man muss die Verflechtung der Wirtschaftskreisläufe analysieren, sie kritisch hinterfragen. Wie sieht die Wertschöpfung aus? Wie hoch sind die Stückkosten? Welcher Verkaufserlös kann erzielt werden? Wo liegt der markträumende Gleichgewichtspreis? So wie man in der Chemie Analysewerte kritisch hinterfragen muss, sollte man auch mit wirtschaftlichen Daten verfahren.

Die Tatsache, dass viele immer mehr wollen, kann dazu führen, dass am Ende viele weniger haben. Prognostiziert der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Josef Ackermann einen hohen Gewinn, macht stattdessen aber Verluste, so stürzt der Börsenkurs der Bankaktie in den Keller. Geld kann als künstlicher Energieträger betrachtet werden. Die Zirkulation dieser Energie innerhalb des geschlossenen Wirtschaftskreislaufes unterliegt den Gesetzmäßigkeiten der physikalischen Energie. Gemäß dem Energieerhaltungssatz wird Geld bei Börsencrashs also nicht vernichtet, sondern "umgeschichtet." Die Gesamtbilanz ändert sich nicht!
Nach diesen grundsätzlichen Ausführungen ließ Thomas Hupp die Schüler an einer weiteren Analyse teilhaben. Angenommen, ein Chemielabor plane die Anschaffung einer neuen Apparatur. Die Kosten belaufen sich auf drei Millionen Euro. Welche Finanzierung kommt in Frage, welche nicht? Folgende Optionen müssen analysiert werden?
Einsatz von Eigenkapital?
Verkauf von Firmenanteilen/Aktienemission?
Fremdfinanzierung durch den Verkauf von festverzinslichen Wertpapieren?
Aufnahme von Darlehen?

Die einen leihen sich Geld, die anderen suchen sich gemäß dem Motto "Jeder will mehr" die optimale Geldanlage. Hierzu gab der Referent etliche Ratschläge. Immobilien sind nach wie vor eine klassische Geldanlage. Wertpapiere sind eine weitere Möglichkeit, Geld zum Wachsen zu bringen. Allerdings unterliegt der Handelsplatz Börse zahlreichen Unabwägbarkeiten. Wer sich für Aktien interessiert, muss den Faktor Zeit unbedingt berücksichtigen. Entscheidet man sich für diese Art der Geldanlage, sollte man einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren ins Auge fassen. Des Weiteren sollten bei der konkreten Auswahl der Anteilsscheine die Eigenkapitalquote sowie bisher erzielte Gewinne unter die Lupe genommen werden. Tipp von Thomas Hupp: Am sinnvollsten ist eine Streuung der Aktien, um Risiken einzelner Papiere abzuschwächen. Aktienfonds sind deshalb sinnvoll.
Was Geldanlagen in Form von Rohstoffen, speziell von Edelmetallen, angeht, rät der Finanzexperte dringend ab. Gold sei eine "Angst-Währung" und sie unterliege zu starken Schwankungen.

Der Laie ist in der Regel bei der Auswahl der richtigen Geldanlage völlig überfordert. Anzahl und Art der angebotenen Produkte sind zu verwirrend und deshalb sollte man sich von einem unabhängigen, bei der IHK registrierten Finanzfachmann beraten lassen.
Natürlich wollten die Schüler wissen, was solch eine Dienstleistung kostet. Für eine Analyse der Finanzsituation bezahlt man ca. hundert Euro; als Provision für eine getätigte Geldanlage werden rund 4% der Anlagesumme fällig.
Auch das Thema Rente wurde angesprochen. Wie halte ich es mit der privaten Vorsorge? Thomas Hupp ging auf die Fragen des Schulleiters und der Schüler ein, machte aber klar, dass dieses Thema wegen seiner Komplexität eine eigene Veranstaltung erfordere.

Abschließend stellte der Fladianer des Lehrgangs 34 den Schülern die Frage: "Was ist für Sie momentan die beste Investition?" Die richtige Antwort ließ nicht auf sich warten: eine Ausbildung auf höchstem Niveau und das zu einem nach wie vor niedrigen Preis!

Angela Schmitt-Bucher

 

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