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Institut Dr. Flad
Berufskolleg für Chemie, Pharmazie, Biotechnologie und Umwelt

Ausbildung mit Markenzeichen. Seit 1951.
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Chemiewaffen

Wir haben zum Thema "Chemiewaffen" einige Schülerberichte und Artikel zusammengestellt.

Kurze Geschichte der Giftgase

Schon früh entdeckte die Menschheit Stoffe, die beim Verbrennen Gase entwickelten, die Augen- und Nasenschleimhäute reizten oder einen üblen Geruch verbreiteten. Doch erst die Modernisierung und Industrialisierung der Welt gaben den Ausschlag für eine gezielte Forschung nach solchen Stoffen.

Eng mit der Entwicklung des ersten Kampfgases Chlor ist der Name Fritz Haber und seine Frau (Klara Immerwahr) verbunden. Klara Immerwahr wurde 1870 geboren. Sie war die Tochter eines Chemikers und eine Vorkämpferin für die Rechte der Frauen. Damals wurde den Frauen verboten, das Gymnasium zu besuchen. Somit entschloss sie sich, sich extern auf das Abitur vorzubereiten und erhielt die Genehmigung, als Gasthörerin an Vorlesungen teilzunehmen. 1901 heiratete sie Fritz Haber. Haber war der Leiter der Chemischen Abteilung im Preußischen Kriegsministerium. Er wurde damit beauftragt, Chemiewaffen zu entwickeln. In den Versuchen arbeiteten die Forscher mit Ratten. Diese wurden vergast. ("Die Mißachtung der Natur scheint eng mit der Mißachtung der Frau verbunden zu sein.") Clara Immerwahr erkannte rechtzeitig die Auswirkungen der Chemiewaffen und setzte sich gegen deren weiteren Entwicklung ein. Als sie ihren Mann vergebens darum bat, die Forschung, Produktion und Einsetzung der Giftgase aufzugeben, erschoss sie sich mit seiner Dienstwaffe.

Fritz Haber hatte aber nur ein Ziel vor den Augen: Der Krieg sollte möglichst schnell zu Gunsten Deutschlands beendet werden. So wurde erstmals nach einer Empfehlung von Fritz Haber in der Schlacht bei Ypern am 22. April 1915 Giftgas eingesetzt. Als aus 5730 Stahlflaschen 180 Tonnen flüssiges Chlor abgeblasen wurden, starben auf der alliierten Seite rund 3000 Soldaten, weitere 7000 Gasgeschädigte waren zu beklagen. Vom Gasblasen ging Frankreich später zum Gasschießen mit phosgengefüllten Granaten über. Deutschland weitete den Gaskrieg durch neue Kampfstoffe aus, die durch verschiedene Farben gekennzeichnet wurden. Neben dem lungenschädigende Grünkreuz trat hautschädigendes, Leder und Textil durchdringendes Gelbkreuz auf. Blaukreuz zwang wegen seiner Reizwirkung zum Abnehmen der Gasmasken. Das Verschießen dieser "Maskenbrecher" - in Kombination mit Grünkreuz wurde als "Buntschießen" bezeichnet: Atemnot und Hustenreiz steigerten sich zum Erstickungsanfall. Der Tod trat bei nahezu vollem Bewußtsein ein.

Fritz Haber wurde auf die Liste der Kriegsverbrecher gesetzt und floh in die Schweiz. Ein Jahr nach dem Krieg erhielt er allerdings für seine Ammoniak-Synthese (Haber-Bosch-Verfahren) den Nobelpreis. Mit Einstein an seiner Seite setzte er sich gegen die weitere Verwendung von Chemiewaffen ein.

Nach dem Krieg wurde in den USA Chloracetophenon und Lewisite entwickelt und gingen in die Massenproduktion ein. 1932 wurden Arbeiten über Dialkylfluorphosphate veröffentlicht, was zur Entwicklung des Tabun (zunächst "Triton 83") und des führte. Keines von den beiden wurde jedoch im II. Weltkrieg eingesetzt, da das deutsche Heer vor 1944 lediglich über FE 39 Filter verfügte und somit einen massiven Gasangriff der Alliierten nicht riskieren wollte.

Besonders während des Kalten Krieges stieg die Forschung und Produktion der Chemiewaffen rapide an. Im Vietnamkrieg kamen 1961 phytotoxische Stoffe wie Agent Orange, Agent Purple, Agent White und Agent Blue durch die amerikanische Luftwaffe zum Einsatz. Dies führte zu einer umfassenden Zerstörung der Landschaft. Am härtesten wurde aber, wie in allen Kriegen, die Zivilbevölkerung getroffen. Bis heute leiden über 1 Mio. Vietnamesen sowie US-Soldaten an den Spätfolgen. Doch auch in der jüngsten Vergangenheit kam es in kriegerischen Auseinandersetzungen immer wieder zu Giftgaseinsätzen. So z.B. im 1. Golfkrieg zwischen Irak und Iran. Von der irakischen Seite eingesetzte Tabun-Gas forderte im Zeitraum 1984-86 über 10 000 Tote. Seinen Höhepunkt erreichten diese Angriffe im März 1988, als der irakische Diktator Saddam Hussein ein Giftgasanschlag auf eine nordirakische Stadt befahl. Hierbei waren über 180 000 tote Zivilisten, meist Kurden zu beklagen.

Am 20. März 1995 wurden zum erstem Mal Giftgase in großen Mengen von Terroristen eingesetzt. In diesem Fall wurde Sarin in der U-Bahn von Tokio freigesetzt.

Das 20. Jahrhundert war alles andere als ein friedliches Jahrhundert. Im I. Weltkrieg kamen 10 Mio. Menschen ums Leben, 5 % der Tote betraf die Zivilbevölkerung. Im II. Weltkrieg steigerte sich die Anzahl der Tote auf ca. 65 Mio. Über 55 % der Toten kamen aus der Zivilbevölkerung. Und schließlich waren es 90 % im Vietnamkrieg.
Hochrechnungen ergaben, dass in einem chemischen III. Weltkrieg das Verhältnis der vergifteten Zivilisten zu den vergifteten Militärs 20 : 1 wäre.

Ilona Fudal, Gustav Schiemert (CTA Lehrgang 50)

Über die Verantwortung des Wissenschaftlers für den Missbrauch seiner Errungenschaften

Am 2. Mai 1915 erschießt sich Clara Haber, geb. Immerwahr, mit der Dienstwaffe ihres Mannes. 10 Tage zuvor setzte Deutschland, das sich im Krieg mit Frankreich, England, Russland, Italien und Serbien befand, zum ersten Mal in der Kriegsgeschichte Giftgas als Kampfmittel ein, um an der festgefahrenen Westfront durchzubrechen. Das Chlorgas tötete auf qualvolle Weise über 5000 französische Soldaten. Clara Immerwahr, deren Mann Fritz Haber entscheidend an der Entwicklung dieser schrecklichen Massenvernichtungswaffe beteiligt war, konnte mit der Verantwortung, die ihr Mann auf sich und in ihren Augen auch auf sie geladen hatte, nicht mehr leben.

Aber in wie weit ist Fritz Haber tatsächlich verantwortlich für sein Handeln? Er hatte einen verantwortungsvollen regierungsnahen Posten und sah es als seine Pflicht an, dem Vaterland in dieser schweren Zeit bestmöglich zu dienen. "Im Frieden für die Welt, im Krieg fürs Vaterland" könnte sein Motiv gewesen sein.

Allgemein gefasst lautet unsere Frage: Wie weit sind Wissenschaftler verantwortlich für den Missbrauch ihrer Errungenschaften? Um diese Frage zu erörtern, lohnt es sich, nach Werken von Literaten zu suchen, die sich ebenfalls mit dieser Thematik beschäftigt haben und versucht haben eine Antwort zu finden.

Wir wollen wir hierzu Berthold Brechts "Das Leben des Galilei", Friedrich Dürrenmatts "Die Physiker" und Neinar Kipphardts ,,In der Sache J. Robert Oppenheimer" näher betrachten. Diese Werke sind besonders deshalb so interessant, weil sie alle angesichts des Abwurfs der ersten Atombombe am 6. August 1945 geschrieben wurden.

Besonders herausragend ist "Das Leben des Galilei" von Berthold Brecht. Herausragend deshalb da veschiedene Fassungen vorliegen, von denen eine vor dem Abwurf der Bombe, eine andere danach veröffentlicht wurde. Brecht hat in der späteren Fassung seine Meinung bezüglich der Verantwortlichkeit des Wissenschaftlers grundlegend geändert.

Zum Werk an sich: "Das Leben des Galilei" handelt genau von dem, was der Titel so treffend zusammenfasst. Der Universalgelehrte und Astronom Galileo Galilei wird für seinen Beweis, dass sich die Erde um die Sonne dreht und nicht umgekehrt, von der Kirche, die ihr Machtmonopol gefährdet sieht, der Ketzerei angeklagt. Folter und Tod vor Augen widerruft Galilei seine Aussage und ermöglicht es der Kirche, die Menschen weiterhin in einem geistigen Dämmerzustand zu halten, nach dem Motto: "Wo keine Köpfe sind, braucht man sich nicht die Mühe machen, welche rollen zu lassen."

In der ersten Fassung lässt Berthold Brecht Galilei sagen: "Ich habe ein Buch geschrieben über die Mechanik des Universums, das ist alles. Was daraus gemacht wird, geht mich nichts an." Er weist also die Verantwortung dafür, dass er seine Erkenntnisse in die Hände raffgieriger Machthaber gegeben hat, die diese zurückhalten, um die Menschen weiter zu unterdrücken, zurück bzw. ist nicht bereit, diese alleine zu tragen. "Die Wissenschaft sitzt mit der gesamten Menschheit in einem Boot" und "Traurig das Land, das Helden nötig hat" hört man den verbitterten Galilei sagen.

Die dritte Fassung, die nach Abwurf der Bombe veröffentlicht wurde, enthält Änderungen, die Brecht offensichtlich angesichts der Verheerungen von Hiroshima vornahm. Galilei bedauert seine Entscheidung, sein "Wissen den Machthabern zu überliefern, es zu gebrauchen, es nicht zu gebrauchen, es zu missbrauchen, ganz wie es ihren Zwecken diente". Er hat als Wissenschaftler versagt: "Hätte ich widerstanden, hätten die Naturwissenschaftler so etwas wie den hippokratischen Eid der Ärzte entwickeln können, das Gelöbnis, ihr Wissen einzig zum Wohle der Menschheit anzuwenden."

Brecht, der in der ersten Fassung des Galilei den Wissenschaftler von der Verantwortung für den Missbrauch seiner Errungenschaften entbindet, besann sich, nachdem er gesehen hatte, welch katastrophale Folgen mangelndes Veranwortungsbewusstsein haben kann. Nun ist er der Meinung, dass es falsch ist, Wissen nur um des Wissens Willen anzuhäufen, ohne die Folgen zu bedenken.

Friedrich Dürrenmatts "Die Physiker" erschien sozusagen als Antwort auf die geänderte Fassung von "Das Leben des Galilei". In dieser Komödie versteckt sich ein Physiker namens Möbius in einer Irrenanstalt. Er hat die "Weltformel" gefunden, die alle Erfindungen möglich macht, und spielt nun den Verrückten, um sich den Machthabern der Welt zu entziehen. Zwei andere Physiker haben sich ebenfalls, jeweils vom Geheimdienst ihres Landes oder Machtblocks beauftragt, in die Anstalt eingeschlichen, der eine, indem er vorgibt Albert Einstein, der andere, indem er vorgibt, Isaac Newton zu sein. Sie sollen Möbius die "Weltformel" entlocken, damit sie der jeweilige Machtblock zum Wohle der Menschheit einsetzen kann. Um Glaubwürdig als Verrückte dazustehen, bringen die drei Wissenschaftler die Krankenschwestern der Anstalt um. Die beiden Agenten scheitern jedoch, keiner kann Möbius dazu bewegen, sein Geheimnis preiszugeben. Im Gegenzug kann Möbius sie letztendlich dazu bewegen, mit ihm in der Anstalt zu bleiben und zu schweigen.

Doch der krampfhafte Versuch der Wissenschaftler, die "Weltformel" geheimzuhalten, scheitert kläglich. Die herrschsüchtige Anstaltsleiterin hat Möbius über die Jahre hinweg bespitzelt und seine Unterlagen kopiert. Mit Hilfe der "Weltformel" hat sie eine weltweite Diktatur errichtet. Mit dieser Komödie will Dürrenmatt sagen, dass es keinen Sinn macht, die Welt vor dem Wissen um die Kernphysik zu bewahren, auch wenn sie deren Hinrichtung ermöglicht, denn "Was einmal gedacht wurde, kann nicht mehr zurückgenommen werden". Durch den verzweifelten Versuch, sein Wissen vor dem Zugriff der Macht zu schützen, hat er es erst recht einer machthungrigen Person ausgeliefert.

Im letzten Werk, das wir betrachten, "In der Sache J. Robert Oppenheimer", versucht der Autor, Heinar Kipphardt, den Prozess, der dem Vater der Atombombe Julius Robert Oppenheimer wegen angeblich mangelnder Loyalität den Vereinigten Staaten gegenüber gemacht wurde, literarisch aufzuarbeiten. Das Schauspiel hält sich so weit wie möglich an den tatsächlichen Hergang, der Autor erlaubt sich jedoch gewisse dichterische Freiheiten. Im August 1954 wurde dem weltbekannten Physiker vorgeworfen, Kontakte zu Kommunisten zu besitzen, dem Geheimdienst gegenüber falsch ausgesagt zu haben und, als Hauptanklagepunkt, den Bau der Wasserstoffbombe wissentlich verzögert zu haben. Gegen den letzten Vorwurf argumentierte Oppenheimer, dass er Skrupel hatte, bei der Entwicklung dieser Waffe hatte, weil sie es möglich machte, die ganze Erde zu vernichten. Nur weil eine Sache machbar ist, muss man sie noch lang nicht ins Leben rufen. Einer seiner Gegenspieler in dem Stück, der Physiker Edward Teller, Vater der Wasserstoffbombe, hält dagegen: "Ich meine, dass Entdeckungen weder gut noch böse sind, weder moralisch noch unmoralisch, sondern nur tatsächlich. Man kann sie gebrauchen oder missbrauchen. Den Verbrennungsmotor wie die Atomenergie. In schmerzhaften Entwicklungen haben es die Menschen schließlich immer gelernt, sie zu gebrauchen."

Er hält die Aufgabe der Wissenschaftler, den Menschen neue Erkenntnisse zu liefern, neue Energieformen zu erschließen, für so wichtig, dass er diese auch unter den Fittichen der Air-Force erfüllt. Auch Oppenheimer tat anfangs seine Pflicht. Als es im 2. Weltkrieg galt, die Nationalsozialisten zu bekämpfen, verwirklichte er die Atombombe. Nach dem Abwurf auf Hiroshima und Nagasaki, ersteres Ziel hatte er selbst vorgeschlagen, überkamen ihn jedoch Zweifel an der Richtigkeit seines Handelns. Als er sah, dass dieses irre Wettrüsten die gesamte Menschheit gefährdete, setzte er sich dafür ein, den Bau von Wasserstoffbomben von internationaler Seite aus verbieten zu lassen. Außerdem forderte er die Regierung der U.S.A. auf , zu erklären, diese Waffe niemals als Erste einzusetzen.

Der "Mangel an Vertrauen in die Regierung der Vereinigten Staaten" war dann auch der Grund, weshalb diese ihm gleichfalls ihr Vertrauen in Form der Sicherheitsgarantie entzog. Die Anklage wirft ihm Gedankenverrat vor, da er sich niemals ganz von dem Ideal einer internationalen klassenlosen Gesellschaft gelöst hat und somit entgegen der amerikanischen Ideologie denkt.

In einem Schlusswort, das von Kipphardt stammt, gibt Oppenheimer zu, Gedankenverrat begangen zu haben, jedoch nicht an den Vereinigten Staaten, sondern an der Wissenschaft. Er denkt daran, "was im gleichen Fall aus den Ideen des Kopernikus oder den Entdeckungen Newtons geworden wäre," und fragt sich, "ob wir den Geist der Wissenschaft nicht wirklich verraten haben, als wir unsere Forschungsarbeiten den Militärs überließen, ohne an die Folgen zu denken." Die Atomenergie hätte der gesamten Menschheit nützen können, auch wenn sie niemals das Paradies gebracht hätte, was sich manche von ihr erhofft hatten. Statt dessen erstarren die Menschen jedoch in einem lähmenden Schrecken vor ihrer Zerstörungskraft.

"Wir haben die besten Jahre unseres Lebens damit verbracht, immer perfektere Zerstörungsmittel zu finden, wir haben die Arbeit der Militärs getan und ich habe ... das Gefühl, dass dies falsch war." sagt der resignierte Physiker. Er hätte sich auch ohne das Urteil des Ausschusses aus der Regierungsarbeit zurückgezogen, da er keinen Sinn mehr darin sieht. Er will wieder Grundlagenforschung betreiben. "Wir haben die Arbeit des Teufels getan und wir kehren jetzt zu unseren wirklichen Aufgaben zurück."

Lässt sich nun die Frage, in wieweit ein Wissenschaftler für den Missbrauch seiner Errungenschaften verantwortlich ist, beantworten? Es ist immer noch schwer.
Vor dem Abwurf der Bombe war Brecht der Meinung, der Wissenschaftler sei nicht verantwortlich. Dieser Meinung könnte man sich durchaus anschließen, denn auch ein Wissenschaftler ist als Kind seiner Zeit gesellschaftlichen Zwängen unterworfen. Galilei hatte die mächtigste Organisation von damals gegen sich und sah sich mit unvorstellbaren Qualen und dem Tod konfrontiert. Ist sein Rückzug und seine geistige Unterwerfung da nicht verständlich?

Auch Dürrenmatt ist der Meinung, dass der Versuch, sich einer Macht zu widersetzten, keinen Sinn macht, da man so sehr leicht in den Fängen einer anderen, vielleicht schlimmeren landet. Jedoch treffen diese Argumente nur bedingt auf Oppenheimers und auch Habers Fall zu. Sie wurden weder mit dem Tode bedroht - beide wurden auch ohne ihre militärischen Entwicklungen vom Vaterland gebraucht - noch gab es keine Ausweichmöglichkeiten; es gab genügend neutrale Länder, in denen sie ihre Forschungsarbeit hätten fortsetzen können. Sowohl Brecht als auch Kipphardt sind der Meinung, dass die Zusammenarbeit mit Regierungen mit dem Ziel der militärischen Überlegenheit einen Verrat an der Wissenschaft darstellt. Auch ihre Argumente sind zu bedenken.
Es lässt sich auf keinen Fall ein Pauschalurteil fällen.

Als Haber das Giftgas entwickelte, stand sein Vaterland, mit dem ihn ein starkes Nationalgefühl verband, mit dem Rücken zur Wand. Vaterlandsliebe war damals normal und wurde von jedem erwartet, nicht nur in Deutschland. Deshalb kann man ihn aus der heutigen Sicht nicht verantwortlich machen ohne den größten Teil der damaligen herrschenden Klasse bzw. viele der damals lebenden Menschen mit ihm zur Verantwortung zu ziehen.

Auch kann man unserer Meinung nach Oppenheimer nicht für Hiroshima und Nagasaki verantwortlich machen, da er die Bombe entwickelte, um den Krieg und die grausame Herrschaft der Nationalsozialisten möglichst rasch zu beenden. Er tat die "Arbeit des Teufels", um dessen Herschaft auf der Erde zu brechen. Dass er jedoch nach Ende des 2. Weltkrieges entgegen seiner eigenen Ansichten das Atomwaffenprogramm der Vereinigten Staaten unterstützte und somit den kalten Krieg vorantrieb, ist schwer zu verstehen. Kipphardt erklärt sich dieses Verhalten Oppenheimers anhand dessen Loyalität den U.S.A. gegenüber, welche sogar soweit ging, dass seine Versuche, die Wasserstoffbombe zu verhindern, nur halbherzig blieben. Dies stellt einen Verrat an der Wissenschaft dar. Da er wissentlich das Falsch tat, nämlich durch sein Handeln das Wohl der Menschheit zu gefährden, ist er zumindest teilweise für sein Tun verantwortlich.

Betrachten wir die heutige Zeit, in der alle entwickelten Nationen in Frieden miteinander leben, so lässt sich die Frage nach der Verantwortung des Wissenschaftlers leichter beantworten. Gerade in demokratischen Gesellschaften, die sich ein friedliches Zusammenleben auf der Erde zum Ziel gesetzt haben, ist es wichtig, dass die Wissenschaftler selbstständig und verantwortungsbewusst arbeiten. Sie müssen stets darauf achten, dass ihr Wissen nicht missbraucht wird, sei es von Regierungen, einsamen Despoten oder wirtschaftlichen Interessensverbänden (Bsp. Gentechnik). Es gibt keine Entschuldigung dafür, dieser Verantwortung nicht gerecht zu werden. Entweder man trägt sie, oder man ist es nicht mehr Wert Wissenschaftler genannt zu werden.

Rainer Schwarz, Jürgen Tomasch (CTA Lehrgang 50)