Home • Kontakt • FAQ • Anmeldung • Anfahrt • Impressum • Datenschutz • 

Institut Dr. Flad
Berufskolleg für Chemie, Pharmazie, Biotechnologie und Umwelt

Ausbildung mit Markenzeichen. Seit 1951.

« zurück zur Übersicht - Projektarbeiten

"Liebigs Arbeitsgebiet in Experimenten: Angewandte Chemie"

von
Irene Friedle
Katja Hoffmann

Justus von Liebig
Justus von Liebig
Bildquelle
1. Justus von Liebig
2. Liebig's Patentdünger
3. Silberverspiegelung nach Justus von Liebig
4. Brotherstellung
5. Säuglingssuppe
6. Sumery
7. Quellenangaben

 

1. Justus von Liebig zum Seitenanfang nach oben zum Seitenanfang

Justus von Liebig wurde im Jahre 1803 in Darmstadt geboren und starb 1873 in München.

In diesem Jahr, dem "Jahr der Chemie 2003", jährt sich der Geburtstag des bedeutendsten Chemikers des 19. Jahrhunderts zum 200 mal und wird deshalb auch als "Liebig - Jahr" bezeichnet.

"Für den deutschen Sprachraum hat Liebig die Chemie in den Rang einer exakten Naturwissenschaft erhoben. Er hat sie lehrbar und die chemische Forschung lernbar gemacht. Er erfand den experimentellen Unterricht. Sein Labor war Werkstätte und Lehrstätte zugleich. Es wurde bald zum Vorbild für chemische Ausbildungsstätte in aller Welt."

Internet: www.liebig-museum.de (Stand 16.09.02)

Liebig hielt Freundschaften zu anderen bekannten Wissenschaftlern, unter Anderen zu Wöhler, Berzelius, Fresenius, Mendelejev, Faraday und Muspratt. Er tauschte mit ihnen Erkenntnisse aus, diskutierte mit ihnen und zog sich Meinungen zu seinen unzähligen Veröffentlichungen ein. Zu seinen Schülern zählten Kekulé und Merck.

Liebig beschäftigte sich mit einer Vielzahl von Themen:

  • Silberspiegel
  • Agriculturchemie (Düngemittel ,Weinbau)
  • Fleischextrakt, Säuglingssuppe, Backpulver
  • Farbindustrie
  • Elementaranalyse (Fünf - Kugel - Apparatur)
  • Fotoentwickler usw.

Durch diese Vielfalt an Themengebieten haben wir uns auf 3 Bereiche beschränkt, die Agriculturchemie (Liebig's Patentdünger), Nahrungsmittel (Brotherstellung, Säuglingssuppe) und die Silberverspiegelung.

 

2. Liebig's Patentdünger zum Seitenanfang nach oben zum Seitenanfang

Der Anfang für Liebigs Düngelehre lag bei seinen Untersuchungen von Pflanzenteilen (Elementaranalyse), hier stieß Liebig zuerst auf das Problem des Wassergehaltes der Pflanzen, weshalb er einen speziellen Trockenapparat entwickelt, womit er den Wassergehalt ermitteln konnte. Als Zweites entdeckte Liebig, dass Pflanzen auch anorganische Stoffe enthalten, welche nach der Verbrennung in der Asche enthalten sind. Darauf hin beschäftigte er sich mit der Zusammensetzung und der Analyse von Pflanzenasche. Liebig erkannte dabei, dass diese Stoffe, welche durch die Ernte der Feldfrüchte dem Boden genommen werden, ihm auf andere Weise wieder zugeführt werden müssen, um die Erträge zu erhöhen.

1840 veröffentlichte Liebig das Buch "Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie", Agriculturchemie genannt, im Friedrich Vieweg Verlag, Braunschweig.
Liebig vertritt darin folgende Thesen:

  • "Als Prinzip des Ackerbaus muß angenommen werden, dass der Boden in vollem Maße wieder erhalten muß, was ihm genommen wird, ... In welcher Form dieses Wiedergeben geschieht, ob in Form von Exkrementen oder von Asche oder Knochen, dies ist wohl ziemlich gleichgültig".

  • "Der Ertrag eines Feldes wird von demjenigen Nährstoff begrenzt, der sich im Vergleich zum Bedarf der Pflanzen im Minimum befindet."
    Diese Feststellung sollte später als das "Gesetz des Minimums" bekannt werden.

  • "Wir können die Fruchtbarkeit unserer Felder in einem stets gleichbleibenden Zustand erhalten, wenn wir ihren Verlust jährlich wieder ersetzen, eine Steigerung der Fruchtbarkeit, eine Erhöhung ihres Ertrages ist aber nur dann möglich, wenn wir mehr wiedergeben, als wir ihnen nehmen."

  • "........ dass ein jedes Land dadurch verarmen muß, wenn die Bevölkerung die sich in den Städten anhäufenden Produkte der Stoffwechsel nutzlos verloren gehen lassen."

  • "Die Quelle, aus welcher der Stickstoff dem Boden und der Pflanze fortwährend zufließt, ist die Atmosphäre."

Begleitdokumentation der Universität Hohenheim - Justus von Liebig "Alles ist Chemie"

Liebigs Fehler war die Annahme, dass die Pflanzen den benötigten Stickstoff aus der Atmosphäre, die ja zu 75% daraus besteht, beziehen. Jedoch sind Pflanzen nicht in der Lage diese Stickstoffmoleküle (N2) aufzunehmen, sie können Stickstoff nur in Verbindungen wie z.B. Ammonium aufnehmen.
Zum zweiten dachte er, ein Dünger müsste schwerlöslich sein, damit die Bestandteile bei starken Regenfällen nicht ausgewaschen würden oder zu schnell in tiefere Erdschichten versickern.

Liebig gründete daraufhin eine Düngemittelmittelfabrik, die 6 Düngermitteltypen herstellte, welche für Getreide, Hackfrüchte, Gemüsearten, Gräser, Tabak und Flachs bestimmt waren. Sie kamen im Herbst 1845 auf den Markt. Als Nachteil erwies sich, dass Liebig die Dünger bevor sie in den Handel kamen nicht in Feldversuchen erprobte. So zeigten sich die ungünstigen Eigenschaften erst nachdem die verschiedenen Düngemitteltypen bereits im Handel waren.
Zum einen blieb der Dünger auf der Oberfläche liegen und musste untergepflügt werden, was einen Kostenmehraufwand bedeutete, außerdem fehlten den Düngern die versprochenen Eigenschaften, wie z.B. die Verbesserung der Erträge.
Somit konnte Liebigs Patentdünger nicht mit der Konkurrenz mithalten.
Als erkannt wurde, dass das Problem in der Löslichkeit des Düngers bestand, wurde er löslicher gemacht. Dies verbesserte den Dünger leider nur minimal, da ihm nach wie vor die Stickstoffverbindungen in ausreichendem Maße fehlten.
Die Düngemittelfabrik, die Liebigs Patentdünger auf den Markt brachte ging Pleite.

Rezept: "Liebig's Patentdünger" (unlöslich)

Mischung aus:

  • Pflanzenasche
  • Gips
  • Knochenmehl
  • Kaliumsilikat
  • Magnesiumsulfat
  • etwas Ammoniumphosphat

Diese Mischung wird in einem Ofen verschmolzen, es wurden keine Hinweise auf die Verhältnisse der Mischung gefunden.

 

Eigene Versuche

Herstellung:
Die Pflanzenasche wurde aus einem Salatkopf durch veraschen in einer Abdampfschale hergestellt. Da wir kein Kaliumsilikat zur Hand hatten, haben wir statt dessen Pottasche und Natriumsilikat verwendet. Alle Substanzen wurde in einem Verhältnis von ca. 1:1 zuerst in einer Abdampfschale auf einem Brenner geglüht und anschließend für mehrere Stunden bei 550°C im Muffelofen weiter geglüht.

Als Vorführversuch dachten wir die Schwerlöslichkeit des Düngers darzustellen indem wir ihn mit einem modernen löslichen Dünger vergleichen. Weiterhin sollten Nachweise in den Lösungen der Dünger gemacht werden, wobei in Liebig's Patentdünger keine Substanzen nachgewiesen werden können im Gegensatz zu dem herkömmlichen Dünger, in welchem Phosphat, Kalium, Silikat etc. nachweisbar sind.

Als Vergleichsdünger wurde ein Tannendünger verwendet.
"Spezialdünger für Nadelgehölze und Immergrüne", der Marke "Floraplus"

Zusammensetzung:

  • 7% N Gesamt-Stickstoff
  • 4% P2O5 Gesamt-Phosphat
  • 5% K2O wasserlösliches Kaliumoxid (ca. 6% K2O Gesamt-Kalium)
  • 2% MgO wasserlösliches Magnesiumoxid (entspr. ca. 4,2% MgCO3)
  • ca. 40% organische Substanz

 

Einzelnachweise:

  • Kaliumnachweis über Flammenfärbung:
    Substanz wird mit verdünnter Salzsäure versetzt, ein glühendes Magnesiastäbchen in die Lösung getaucht, das entstehende Gas wird vom Brenner angesaugt und färbt die Flamme.
    Dieser Versuch erwies sich als nicht vorführbar, da das enthaltene Natrium alle eventuellen anderen Flammenfärbungen überdeckte.
  • Carbonatnachweis (CO32-) mit einem Gasprüfröhrchen:
    Die feste Analysensubstanz wird mit verdünnter Salzsäure versetzt und das so ausgetriebene Kohlendioxid (CO2) wird in Barytwasser (Ba(OH)2) eingeleitet, welches sich hierbei eintrübt, durch entstehendes Bariumcarbonat (BaCO3).
    Dieser Nachweis ist nicht anwendbar, da bei beiden Düngern der Nachweis negativ ausfiel.
  • Magnesium Nachweis mit Magneson:
    Die feste Analysensubstanz wird in verdünnter Essigsäure (CH3COOH) gelöst, anschließend wird Magnesonlösung zugegeben und mit Natronlauge (NaOH) versetzt bis ein alkalischer pH-Wert vorliegt. Berliner Blau entsteht.
    Dieser Nachweis war positiv für Liebigs Dünger, was laut seiner Löslichkeit nicht sein sollte und zeigte eine grüne Farbe bei dem Vergleichsdünger. Dieser Nachweis ist ebenfalls nicht anwendbar.
    Wir versuchten den Nachweis nochmals, ersetzten aber die Essigsäure durch Wasser, dies ergab jedoch auch keine brauchbaren Ergebnisse.

Alle Nachweise schlugen fehl.
Gründe hierfür könnten sein:
Das nicht bekannte Verhältnis der Substanzen zueinander,
der Ersatz für das Kaliumsilikat,
der Dünger war nicht schwerlöslich genug und/oder
die Temperatur und die Zeit des Glühens waren nicht richtig.

Der Düngervergleich als Vorführversuch ist zwar geeignet, aber unter den gegebenen Umständen nicht realisierbar.

 

3. Silberverspiegelung nach Justus von Liebig zum Seitenanfang nach oben zum Seitenanfang

Spiegel wurden traditioneller Weise nach einem Verfahren hergestellt, das venezianische Handwerker im 16. Jahrhundert entwickelt hatten. Bei diesem Verfahren, dem Amalgam-Verfahren, wird mit Quecksilber und Zinn eine widerspiegelnde Oberfläche auf Glasscheiben erzeugt. Durch die großen Mengen an Quecksilber die hierzu benötigt wurden litten die Spiegelhersteller der damaligen Zeit an einer schlechten Gesundheit und verstarben früh.

Liebig selbst fand 1835 heraus, dass Silbersalze durch Aldehyde in metallisches Silber reduziert werden konnte und empfahl diese Reaktion als Test zur Feststellung von Aldehyden in organischen Substanzen.
Der Anstoß sich näher mit dieser Reaktion zu befassen gab Liebig's Freund, der Münchner, Carl Steinheil, welcher sich mit der Verbesserung der Spiegelflächen in Fernrohren beschäftigte und 1856 Liebig nach einer Lösung fragte. Liebig fand schließlich heraus, dass sich das Silber makellos und gleichmäßig niederschlug, wenn zu einer Mischung aus ammoniakalischen Silbernitrat und Zuckerlösung ein wenig Kupfer beifügte. Er verfeinerte diese Methode und erzeugte zuerst elektrolytisch auf der Glasoberfläche eine Kupferschicht und tauchte diese anschließend in die ammoniakalische Silbernitrat-Zuckerlösung-Mischung.

1858 sicherte sich Liebig auf die elektrolytisch niedergeschlagene Kupferschicht das Patent in den Ländern, Bayern, England, Frankreich, Russland und den USA.
1860 ließ Liebig eine "Silberbeleganstalt" in der Nähe Fürths durch ein kapitalträchtige Gesellschaft Gründen. Diese ging allerdings schon 2 Jahre später, 1862, in Konkurs.

Die Gründe hierfür:

  • Probleme mit der Lieferung und der Qualität des Glases,
  • die durch Liebigs Verfahren hergestellten Spiegel waren teurer,
  • das Spiegelbild war etwas gelbstichig und sie waren nicht so lange haltbar als herkömmlich hergestellte Spiegel.

Erst nach Liebigs Tod, im 19. Jahrhundert setzte sich sein entwickeltes Verfahren auf der ganzen Welt durch, nicht zuletzt, weil viele Länder die Gesetzte zur Verwendung von Quecksilber in der Industrie hinsichtlich der Sicherheit verschärften. Liebigs verfahren wurde etwas abgewandelt und die Aufsprühtechnik verbessert und wird dadurch noch heute in der Silberherstellung verwendet.

 

Rezept: "Silberspiegel nach Liebig"

Prinzip: Reduzierung einer ammoniakalischen Silbernitrat - Lösung mit Milchzucker zum metallischen Silberspiegel

Als Schülerexperiment

Chemikalien: 0,5 m AgNO3 - Lösung
  verd. Natronlauge 1 m NaOH (im Tropffläschchen)
  verd. Ammoniaklösung 2 m NH3 (im Tropffläschchen)
  10 % wässrige Lactose-Lösung
  demin. Wasser in einer Spritzflasche
Geräte: Wasserbad (oder Brenner) ca. 60°C
  2 Tropffläschchen (für Natronlauge und NH3 - Lösung)
  Papiertücher, Schutzbrille, Schutzhandschuhe
  Gefäß für Silberreste
  Saubere, mit Alkohol gereinigte Gefäße zum Versilbern (50 ml-Rundkolben, 100 ml-Weithals-Erlenmeyerkolben etc.)

 

Als Reihenversuch

Schüler A : Präparation der Versilberungslösung im Gefäß (ca. 1-2 min.)

  • in 100 ml-Erlenmeyerkolben 10 ml AgNO3 - Lösung füllen (mit 10ml-Spritze)
  • 4 Tropfen verd. NaOH (zur Fällung von frischem bräunlichen Ag2O)
  • ca. 20 Tropfen verd. NH3 - Lösung (bis Lösung gerade klar) unter leichtem Schwenken zugeben
  • 1 ml Lactoselösung mit Spritze zugeben, durch Schwenken mischen
  • das Gefäß ist zur Versilberung vorbereitet.

Schüler B: Verspiegelung (pro Gefäß ca. 2 min)

  • unter gleichmäßigem. Leichten Schwenken im Wasserbad wir das Gefäß erwärmt
  • allmähliche Verfärbung nach Braunschwarz
  • weiterschwenken, bis langsam der Silberspiegel erkennbar ist
  • wenn der Silberspiegel gut aussieht, auf die Seite stellen und abkühlen lassen
  • Lösung aus dem Gefäß in die Silberrestflasche geben
  • 3 mal mit wenig demin. Wasser aus der Spritzflasche in die Silberrestflasche nachspülen

Der Silberspiegel wird dauerhafter durch Besprühen der Freien Rückseite mit Klarlack.

Fazit:

Es gab keinerlei Probleme bei der Durchführung der Silberverspiegelumg, sie ist einfach und schnell. Als Vorführversuch für Hohenheim sehr gut geeignet.

 

4. Brotherstellung zum Seitenanfang nach oben zum Seitenanfang

Liebig beschäftigte sich lange mit Untersuchungen der Veränderungen des Nährwertes von Nahrungsmitteln vor und nach der Zubereitung. Er befasste sich auch mit der Herstellung von Brot.

Der allgemeine Unterschied zur gewöhnlichen Methode, der Gärung, war die poröse Beschaffenheit des Brotes chemisch herzustellen. Diese Brotbereitung ist jedoch keine neue Erfindung. Sie war schon 25 Jahre vorher bekannt, jedoch nicht allgemein anwendbar. Liebig vereinfachte die Zubereitung.

Bei diesen Versuchen änderte Liebig seine Meinung gegen die Anwendung chemischer Stoffe bei der Nahrungsmittelzubereitung, er empfiehlt sie sogar.
Das Herstellen von Brot auf chemischen Weg dient dem Zwecke "mehr Brod aus einer gegebenen Menge irgendeines Mehles zu gewinnen."

Allgemeine Zeitung Augsburg, Mittwoch 12.Februar 1868

Durch den chemischen Prozess wird jedoch das Mehl zerstört und kann somit kein brauchbares Brot entwickeln. Probleme die Liebig nicht abschreckten weiter zu forschen. Er fand heraus, dass Phosphate beim Backvorgang vom Mehl in die Kleie übergehen. Es ist also von Vorteil ein Kleie-Mehl-Gemisch zu verwenden, dies hat auch noch weitere Vorteile: es hat einen volleren Nährwert und ergibt eine größere Menge. Je grober das Mehl, desto geringer der Übergang und desto höher der Nährwert.
"das schönste weißeste Mehl hat den kleinsten Nährwert"

Allgemeine Zeitung Augsburg, Mittwoch 12.Februar 1868

Zutaten:

1 Vollpfund Getreideschrot Roggenschrot : Weizenschrot
  2 : 1

5 g doppelt kohlensaueres Natron - muss im Gleichgewicht stehen mit HCl (eher im Unterschuss)

20 ml Salzsäure

10 g Kochsalz

345 ml Wasser

 

Reaktionsgleichung:

Salzsäure + Natron Kochsalz + Kohlenstoffdioxid + Wasser
HCl + NaOH NaCl + CO2 + H2O
               
            somit ist die Salzsäure neutralisiert

 

Zubereitung:

  • Mehl mit Natron mischen
  • Kochsalz in Wasser lösen
    →  alles gut vermengen
  • Portionsweise HCl zugeben ! gut vermengen
    →  30-40 min stehen lassen
  • Teig geht, Brot wird lockerer
  • bei mittlerer Hitze backen, länger als normales Brot

Zusätze:

Da dieses Brot einen leicht anderen Geschmack hat, als das herkömmliche Bäckerbrot, kann es verfeinert werden.

1-2 Maß Essig (vom Wasser abziehen) auf 100 Pfund Mehl
   →  Geschmack des Bäckerbrotes

0,25 oder 0,5 Pfund alten mageren Käse
   →  Bauernbrot

" Die chemische Methode der Brodbereitung ist jetzt aus meinem Laboratorium in die Praxis übergegangen, und nach einigen Versuchen, ganz besonders zur Ausmittlung der richtigen Backtemperatur, ist es dem hiesigen geschickten und erfahrenen Bäckermeister Massa sehr bald gelungen sowohl Schwarzbrod aus Mehl von ganzem Korn, als Brod aus gewöhnlichem Mehl von sehr guter Beschaffenheit darzustellen, und es ist ohne Zweifel der Neugierde des Publicums zuzuschreiben dass er bei weitem nicht die Nachfrage befriedigen konnte.

Allgemeine Zeitung Augsburg; Beilage 12. Februar 1868

Liebig ist der Meinung Brot herzustellen bedarf Erfahrung, die Qualität des Mehles, die Temperatur des Ofens und die Dauer des Backens um eine gute Beschaffenheit zu erlangen. Durch die Verwendung von Schrotmehl wird der volle Nährwert des Kornes genutzt. Auch fallen die unzähligen Schimmelpilze weg, welche im Sauerteig durch den Backvorgang nicht vollständig abgetötet werden können. Das Brot ist länger haltbar.

Die Verwendung von Schrotmehl im Vergleich zur gleichen Menge "weißem, herkömmlichen" Mehl ergibt eine größere Menge Brot. Durch den höheren Nährwert des Kornes sättigt es eher. Nach Liebig ist dies ein großer Gewinn für Bevölkerungsgruppen deren Hauptnahrungsmittel Brot ist.
"Die Erde wird immer enger für die Menschen, und sie haben allen Grund sparsam zu sein".

Allgemeine Zeitung Augsburg, Mittwoch 12.Februar 1868

Abschließend:

"Eine weitere Anzahl von Thathsachen aus dem letzten preußisch-österreichischen Kriege, die zu mir erweckt dass für eine Armee im Feld und auf dem Marsch eine Methode der Brodbereitung welche unabhängig von dem Gährungsprocesse ist, und die ein Brod liefern welches nicht oder sehr viel weniger dem Schimmel unterworfen ist als das gewöhnliche Brod, als eine große Wohlthat sich bewahren würde, und das genauere Studium der Brodbereitung hat die Ansicht in mir festgestellt: dass ein solches Brod sich nur durch die Anwendung chemischer Mittel erzielen läßt, und dass diese, richtig gewählt, ein Brod, und von einer Beschaffenheit welche nichts zu wünschen übrig läßt."

Allgemeine Zeitung Augsburg Sonnabend 11. Januar 1868 Beilage

 

Eigene Versuche

Zubereitung von Brot im Vergleich "normales, weißes" Mehl und Roggenschrot.

1.Versuch
2.Versuch
Es werden
250 g Weizenmehl
250 g Roggenschrot
Mit je 2,5 g Natriumhydrogencarbonat gut vermengt. Parallel werden 5 g Kochsalz in 170 ml Wasser gelöst. Beides muss nun gut durchgemengt werden. Anschließend 10 ml Salzsäure zugeben.

Beobachtung:
  • leichte, minimale Blasenbildung
  • starke Reaktion sichtbar
  • Teig wird geschmeidig
  • Teig wird in der Farbe heller
Für 30 min stehen lassen
→  keine Veränderung des Teiges sichtbar
Der Teig für 45 min bei Gasstufe 5 gebacken.
  • beide Brote leicht scharf gebacken
  • geruchsneutral
  • sehr appetitlicher Geruch
Das Weizenbrot ist etwas größer gebacken als das Roggenbrot.
  • lockerer, poröser
  • pumpernickelähnliche Festigkeit
  • Teig lässt sich in den Fingern zu Würstchen rollen →  gewisse Feuchtigkeit
  • bildet keine Würstchen → trockene Beschaffenheit

Verkostet haben wir das Brot nicht, da Chemikalien aus den Labor mit unbekannter Reinheit benutzt wurden.

Bei der Brotherstellung konnten wir persönlich erfahren, was Liebig meinte, in dem er äußerte: es Bedarf einer gewissen Erfahrung Brot mit einer guten Beschaffenheit herzustellen. Vom Aussehen her hat das Weizenmehlbrot eine bessere Beschaffenheit als das Roggenschrotbrot. Wir glauben das der Roggenschrot mehr Wasser benötigt, da das Brot sehr trocken war, wahrscheinlich auch dadurch der Backvorgang weniger lockeres Brot zustande brachte. Womöglich haben wir das Brot auch zu schnell gebacken (Gasstufe 5), bei geringerer Stufe hätte es länger gebacken und somit mehr Zeit zum Aufgehen gehabt. Da wir keine Nährwertuntersuchungen durchgeführt haben, wollen wir uns nicht festlegen ob ein Brot besser oder schlechter als das Andere ist.

 

Hohenheim

Da das Brotbacken für den Vortrag in Hohenheim kein guter und effektvoller Vorführversuch ist, haben wir uns darüber Gedanken gemacht wie man den chemischen Prozess, welcher das Brot aufgehen lässt, darstellen kann.

Um die Reaktion gut sichtbar zu machen, nehmen wir eine höhere Konzentration des Natriumhydrogencarbonat.

  1.Versuch 2.Versuch
Roggenschrot 1 4
NaHCO3 4 1
    +Wasser
+ HCl tropfenweise zugeben
Reaktion:    
  gut sichtbare Schaumbildung stabiler Schaum, hält länger

 

3.Versuch
HCl + NaCO3 →  Reaktion gut sichtbar, sehr kurz

Als Vorführversuch ist der Versuch 2 am Besten zu realisieren.

 

5. Säuglingssuppe zum Seitenanfang nach oben zum Seitenanfang

Liebig sah die Ernährung als "Gegenstand von Wichtigkeit" und "Gewohnheit". Er entwickelte sie für Mütter die nicht in der Lage waren ihre Kinder selbst zu nähren. Zur Zeit Liebig's standen mangelhafte bzw. fehlerhafte Ernährung, sowie Kindserkrankungen die bis zum Tod führen an der Tagesordnung.

Bei der Bereitung der Suppe war es wichtig, dass sie den selben Ernähungswert wie Frauenmilch hat. Die Zusammensetzung der Frauenmilch wurde bereits von Haidlen analysiert. Bei seinen Überlegungen und Versuchen stützt sich Liebig auf diese. Hauptsächlich war es wichtig einen Nahrungsersatz herzustellen der gleiche blut- und wärmeerzeugende Stoffe enthält wie die Frauenmilch.

Je nach Lebensalter und den damit verbundenen Bedürfnissen des Individuums müssen sie im richtigen Verhältnis zueinander stehen, um dem Organismus nicht zu schaden.

 

 
blutbildende
wärmeerzeugende
 
Stoffe
Frauenmilch
1
3,8
Kuhmilch, frisch
1
3
Kuhmilch, entrahmt
1
2,5
Weizenmehl
1
5

Die Tabelle zeigt das die Zusammensetzung der Milch für jedes Individuum spezifisch ist und nicht jede Milch für einen Säugling geeignet ist.

Weitere Versuche Liebig's ergaben, dass Frauenmilch weniger Salz enthält als Kuhmilch und stärker alkalisch reagiert. Weiterhin enthält sie mehr freies Kaliumhydrogencarbonat.

Im Verhältnis dazu reagiert Mehl eher sauer, welches der alkalischen Wirkung der Frauenmilch entgegenwirkt. Auch können die Kinder das Stärkemehl weniger gut verdauen. Hier bestand Liebig's Aufgabe darin das Stärkemehl in Zucker und Dextrine umzuwandeln, also in die lösliche Form zu bringen. Durch Zugabe von Malzmehl kann dies erzielt werden.

Mit diesen Vorüberlegungen entwickelte Liebig die Suppe.

Zutaten:

1 Loth Weizenmehl
1 Loth Malzmehl
7,5 Gran doppelt kohlensaures Kali → notwendig damit die Milch nicht gerinnt,
bei vergessen breiähnlich, schwer verdaulich fürs Kind
2 Loth Wasser
10 Loth Milch

 

Zubereitung:

  • Zutaten unter ständigem rühren erhitzen; wenn es dicklich wird vom Feuer nehmen, 5 min rühren; bei neuer Verdickung erwärmen und aufkochen lassen; abseien
  • oder

  • Milch und Mehl zum kochen bringen, für 3-4 min von der Kochstelle nehmen; Malzmehl und Lösung des Kali unter rühren zugeben; 30 min stehen lassen, jedoch nicht abkühlen, kurz aufkochen lassen, durchseien
1 Loth 1 gehäufter Esslöffel Weizenmehl
  1 gestrichenen Esslöffel Malzmehl

1 Fingerhut →  3 Gran Kali

Diese Suppe kann aus der Flasche gegeben werden. Sie enthält die doppelte Konzentration an wärme- und blutbildenden Stoffen wie Frauenmilch, sie behält diese Beschaffenheit für 24 Stunden.

Justus von Liebig:
"Die Bereitung der eben beschriebenen Suppe ist zunächst dadurch veranlasst worden, dass einer meiner Enkel von seiner Mutter nicht ernährt werden konnte, und ein zweiter neben der Mutter noch einer concentrirten Speise bedurfte; die Väter beider Kinder Aerzte, die ihre Wirkung wohl zu beurtheilen vermochten. Sie hat sich in meiner und noch in anderen hiesigen Familien, wo sie eingeführt wurde als ein vortreffliches Nahrungsmittel bewährt, und ich selbst geniesse häufig diese Suppe; sie vertritt beim Kaffee die Stelle eines ziemlich guten Rahms (Sahne oder Obers).
Die Suppe hat einen schwachen Mehl- oder Malzgeschmack, an den sich die Kinder bald so gewöhnen, dass sie diese Speise jeder anderen vorziehen. Ein hiesiger Arzt, Herr Dr. Vogel, welcher eine ausgedehnte Kinderpraxis hat, versuchte die Suppe in den Familien ärmerer Leute einzuführen, in der Regel hatte er bei diesen keinen Erfolg, weil der dicke Milchbrei beim Zusatz des Malzmehls seine Consistenz verlor und dünnflüssig wurde. Die Leute bildeten sich ein, dass die Nahrhaftigkeit derselben mit der Dicke des Breies in Verbindung stehe und durch das Malz vermindert werde."

Annalen der Chemie und Pharmazie Bd. 133 p.382f.

Eigene Versuche

Wir wollten die Wirkung des Kaliumcarbonates in der Suppe testen.

1. Versuch - Herstellen einer Suppe mit K2CO3

Zutaten : 4 Esslöffel Weizenmehl
  1 Esslöffel Kaliumcarbonat
  4 Esslöffel Wasser
  250 ml Milch

- erhitzen, gut vermengen, ständig rühren
→  verdickt schnell

- von der Kochstelle nehmen, weiterrühren
→  verdickt immer weiter, bis nur noch ein Klumpen übrig ist; sehr klebrige Masse, jedoch vom Geschmack angenehm

Da der Versuch überhaupt nicht funktioniert hat und für Hohenheim nicht realisierbar ist, haben wir keine weiteren Versuche durchgeführt und auch keine Fehlerbeseitigung, da keine Suppe entstanden ist, betrieben.

 

6. Summary zum Seitenanfang nach oben zum Seitenanfang

Fertilizer:
Not to demonstrate, because the produced fertilizer and the comparison don't
have the necessary difference in solubility.

Silver mirror:
The given recipe is simple and quick practicable. This Experiment is for
Hohenheim for demonstration recommended.

Bread backing:
The easiest to be put in practice as a demonstration is experiment 2
(Ryewholemeal, Sodiumhydrogencarbonate and water).

Infant soup:
Experiment didn't work, not able to put in practice as a demonstration.

 

7. Quellenangabe zum Seitenanfang nach oben zum Seitenanfang
  • William H. Brock
    "Justus von Liebig - Eine Biographie des großen Wissenschaftlers und Europäers"
    Vieweg Verlag

    Seite 64 - 75 / 98 - 116 / 176 - 203 / 121 - 150

  • Otto Krätz, Claus Priesner
    "Liebig's Experimentalvorlesung und Kekulés Mitschrift"
    Verlag Chemie Weinheim

    Seite 11 - 14 / 338

  • Kopien: E.V.A. GmbH
    Internationale Präsenz - Bibliothek zur Geschichte der Naturwissenschaften
    Ludwigshafen / Rhein

    Quellenangaben schlecht möglich, da wir einzelne Seiten zugeschickt bekommen haben

    hauptsächlich genutzt:
    - Annalen der Chemie und Pharmazie, Bd. 133 p.382f.
    - Allgemeine Zeitung Augsburg, Mittwoch 12. Februar 1868 und Beilage

  • Begleitdokumentation der Universität Hohenheim
    Stefanie Schulz, Peter Menzel
    Justus von Liebig "Alles ist Chemie"

  • Kopie: "Silberspiegel nach Liebig"
    Experimentalvorschlag durch Prof. Dr. Menzel

  • Internet www.liebig-museum.de (Stand 16.09.02)

 

<< zurück zur Übersicht Projektarbeiten