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Institut Dr. Flad
Berufskolleg für Chemie, Pharmazie, Biotechnologie und Umwelt

Ausbildung mit Markenzeichen. Seit 1951.

Gastvortrag von Prinz Kum'a Ndumbe III. aus Kamerun am Institut

30. März 2007

Internationale Woche gegen Rassismus 2007

größer Die Brücken zum Anderen beschreiten

Wie können Menschen ihre "Angst vor dem Fremden" überwinden und das Neue als Bereicherung empfinden? Prinz Kum'a Ndumbe III. machte den Schülern am Institut Dr. Flad Lust, das Unbekannte zu entdecken.
Man kann eigentlich nicht genau sagen, woher Prinz Kum'a Ndumbe zu seiner Lesung ans Institut Dr. Flad angereist ist. Sicher, man könnte seinen Abfahrtsort erwähnen, aber was sagt das schon aus über einen Wanderer zwischen den Welten wie ihn, der in Kamerun geboren ist, in Deutschland zur Schule ging und in Frankreich auf die Universität? Der auf Deutsch genau so Bücher schreibt wie in seiner Muttersprache - irgendwie auf der ganzen Welt zu Hause, und doch auch irgendwie auf der ganzen Welt fremd. In Deutschland ein "Schwarzer", in Kamerun oftmals nicht "Schwarz" (= hier im Sinne von konservativ) genug. Wenn jemand den Schülern den Weg zum Anderen zeigen kann, dann ist das Prinz Kum'a Ndumbe. Denn er selber ist ihn schon so oft gegangen, und heute, am 30. März 2007, hat er ihn hierher ans Institut geführt.

größer Man weiß nicht, was sich einzelne Schüler im Vorfeld von diesem Prinzen mit dem fremden Namen erwartet haben, doch es ist anzunehmen, dass sie sich ihn auf jeden Fall ein wenig anders vorgestellt haben. Als Schwarzer und als Kameruner ist er für viele zunächst "Afrikaner". Aber was ist ein Afrikaner, und vor allem: "Was ist Afrika?" Ein wenig Geografie-Unterricht gab es von Prinz Kum'a Ndumbe deshalb auch: Nordafrika ist nicht Südafrika, neben dem armen Afrika liegt das reiche Afrika, und überhaupt ist Afrika nichts anderes als: die Wiege aller menschlicher Kultur. Afrika rein als "Entwicklungsland" zu sehen, ist deshalb für Prinz Kum'a Ndumbe eine Blickverengung. "Zu wenigen ist klar, dass der Afrikaner ihnen auch was bringen kann". Und so machte Prinz Kum'a Ndumbe nichts anderes als "Entwicklungshilfe - einmal anders herum". Mit Lesungen und Streifzügen rund um den Globus.

größer Die Münchner, in deren Stadt er in den 60-igern zur Schule ging, waren auf sein Geburtsland immer gut zu sprechen, erinnert er sich: "Ach, Kamerun, unsere alte deutsche Kolonie!" Wie sich die Deutschen in "ihrer" Kolonie verhalten haben, hat er in ein paar Anekdoten festgehalten: Der damalige Bezirksamtmann Röhm redeten mit den Kamerunern als "Unterentwickelte" nur von "oben herab" - kurioserweise hatte sein kamerunischer Gesprächspartner Deutsches Recht in Bonn studiert, und Röhm es nicht einmal zum Abitur gebracht. Aber im Repertoire von Prinz Kum'a Ndumbe finden sich nicht nur Geschichten zum Schmunzeln, sondern auch von Skinheads, die seinen Freund zu Tode trampeln. Ob es denn immer noch in Deutschland Rassismus gegen Schwarze oder ihn persönlich gebe, wird er von einem Schüler gefragt. Und Prinz Kum'a Ndumbe empfiehlt ihm, doch einfach mal öfter Zeitung zu lesen. Wer Rassismus bisher vorwiegend für ein "deutsches" Phänomen gehalten hat, traut seinen Ohren kaum, als Prinz Kum'a Ndumbe vom Völkermord in Ruanda erzählt. Die Angst vor dem Fremden ist ein globales, ja ein menschliches Problem. Es geht darum, Menschen zu helfen, sich zu öffnen und ihr Gleichgewicht zu finden. Deshalb ist es so wichtig, über den Tellerrand der eigenen Kultur hinaus zu blicken und viele Dinge aus dem "Blickwinkel des Anderen" zu sehen. Deshalb erzählt er, wie viele seiner Landsleute "die Weißen" sehen. Der "Weiße" ist prinzipiell reich und intelligent. Dass es auch Weiße gibt, die wenig Geld besitzen (zum Beispiel Austausch-Studenten), ist etwas, das manche Afrikaner oft nur schwer verstehen. Das führt im Saal zu einiger Belustigung, aber auch zu einer Blickverschiebung. Die Vorurteile im Anderen zu sehen, hilft, die eigenen besser zu erkennen.

größer Doch welche Wege gibt es, die Angst, die Vorurteile und den Hass zu überwinden? Prinz Kum'a Ndumbe bringt zum einen im Sinne von Nelson Mandela die Macht der Versöhnung ins Spiel. Sie ist die Kraft, die in der Lage ist, Konflikte zu beenden. Zum anderen aber ist es das ganz einfache "Sich-Öffnen" - der berühmte Blick über den Tellerrand. Prinz Kum'a Ndumbe ist ins Institut gekommen, um Türen zu öffnen und Brücken zu bauen. Aber "es muss auch Menschen geben, die bereit sind, über die Brücken zu gehen". Und so nahm der Tag für viele eine andere Wendung, hin zu einem Aufbruch, auch einem Aufbruch zu sich selbst. Nicht zuletzt für den Prinzen persönlich, für den der Aufbruch in das fremde Stuttgart zu einer Art Heimkehr wurde. Denn Wolfgang Flad zeigte ihm einen besonderen Ring: Jenen Ring, den der Großvater von Prinz Kum'a Ndumbe an Friedrich Flad (1866 - 1891), seinerzeit einer von zwei Reichslehrern in Kamerun, geschenkt hatte. "Ich danke euch, mich an den Ursprung meines Selbst geführt zu haben", sagte Prinz Kum'a Ndumbe zu seinem Auditorium. Selbiges können die über 200 Schüler nur an ihn zurückgeben. Mehr unter www.africavenir.com.

Christian Born

 

größer Prinz Kum'a Ndumbe III. aus Kamerun zu Gast im Institut

"Ich schreibe nicht, um Schuldgefühle zu wecken. Ich schreibe nicht, um mich als Opfer darzustellen. Ich rede von den Meinen, den Stimmlosen und Entrechteten."
Dieses Motto, die Einleitung des Erzählbandes "Ich klopfte an deiner Tür...", war charakteristisch für die Lesung von Prinz Kum'a Ndumbe III.. Als Germanist, Historiker und Politologe, der lange Zeit in Deutschland gelebt und in Berlin als Professor gelehrt hat, sind ihm die Beziehungen zwischen Afrika und Europa bzw. Deutschland ein besonderes Anliegen.
In seinen zahlreichen Sachbüchern, Essays, Erzählungen und Theaterstücken thematisiert Ndume III. die koloniale Vergangenheit seiner Heimat Kamerun und fordert einen gleichberechtigten Dialog zwischen den Kontinenten.

Eine kleine Kostprobe aus seinen politischen und literarischen Werken stand kurz vor Beginn der Osterferien auf dem Programm des Instituts.
Zu Beginn seiner Lesung hatte der Prinz eine Riesenüberraschung parat: Am Abend zuvor hatte er vom Schulleiter Wolfgang Flad erfahren, dass der Onkel von Dr. Manfred Flad gegen Ende des 19.Jahrhunderts in Kamerun das Schulwesen aufgebaut hat und dafür als Dank vom damaligen König Bell einen goldenen Ring geschenkt bekam. Diesen Ring, nun Eigentum von Wolfgang Flad, trug Kum'a Ndumbe III. während seiner Lesung und er merkte an, diese Verbindung sei kein Zufall, sondern Fügung. Friedrich Flad verstarb 1891 und ist in der Heimatstadt des Prinzen, Douala, begraben.
"Türen wurden geöffnet, ohne dass ich darum bitten musste", stellte Ndumbe III. daher sichtlich ergriffen fest. Aber auch er öffnete symbolisch viele Türen für seine zahlreichen Zuhörer. Er ließ sie teilhaben an der Kolonisation Kameruns, indem er einen Ausschnitt aus seinem Dokumentarstück "Ach, Kamerun! Unsere alte deutsche Kolonie ..." vorlas. Darin widerspiegeln sich die Ereignisse im Zusammenhang mit der Souveränitätsübertragung an das Deutsche Reich im Jahr 1884 und den damit verbundenen Enteignungen der Kameruner. Die Machtverhältnisse waren eindeutig: Was für die deutsche Regierung und das deutsche Kapital gut ist, ist auch für die "Unterentwickelten" gut! Entsprechend hart regierte der deutsche Bezirkshauptmann sein "Schutzgebiet". Kum'a Ndumbe III. jedoch klagt nicht an, im Gegenteil: heiter, humorvoll, fast in einer Art Satire beleuchtet er eine dunkle Seite der deutschen Geschichte.

größerIm Anschluss ließ der Prinz die Schüler an seinen Erfahrungen in und mit Deutschland teilhaben. "Aufenthaltsgenehmigung" lautet ein Kapitel seines Erzählbandes "Ich klopfte an deiner Tür...". Darin thematisiert er die typisch deutsche Bürokratie und die permanente Angst des Afrikaners, evtl. ausreisen zu müssen. Auch die Ermordung einer seiner Freunde durch Dresdner Rechtsradikale im Jahr 1993 wird nicht verschwiegen.
Aber auch Afrika selbst, die Wiege der Menschheit, ist voller Widersprüche: auf der einen Seite das positive Beispiel Nelson Mandela, Inbegriff für die Überwindung der Rassentrennung und Versöhnung - andererseits der erbarmungslose Völkermord in Ruanda. Nachbarn, die dicht an dicht wohnen, sprechen jahrelang nicht miteinander, weil sie unterschiedlichen Ethnien angehören.
Kum'a Ndumbe III. beendete seine Lesung mit Auszügen aus einem Brief an seinen in Berlin lebenden Sohn: "Alles hängt mit allem zusammen. Das eine fließt in das andere über. Wir tragen Schuld, wenn wir das Gleichgewicht des anderen, der Gruppe, der Gesellschaft oder ganzer Völker ins Wanken bringen. Wir können nur die Schuld von uns abwaschen, wenn wir uns mit allen versöhnen, mit uns selbst, mit dem Opfer, mit den Lebenden, mit den noch nicht Geborenen, mit den Ahnen, mit dem Schöpfer." (entnommen aus Ich klopfte an deiner Tür ..., S.14)

Abschließend rief der Prinz dazu auf, die Angst vor dem Fremden zu überwinden und sich auf Neues einzulassen, denn dies bedeute Bereicherung und biete die Möglichkeit, Brücken zu bauen. Kum'a Ndumbe selbst ist dies eindrucksvoll gelungen. Die Reaktionen der Schüler haben dies gezeigt. Nach einer lebhaft geführten Diskussion nahmen viele die Gelegenheit wahr, sich die gekauften Bücher signieren zu lassen.

Über Rückmeldungen/Anfragen per E-Mail würde sich der Prinz freuen: eric@africavenir.org

Angela Schmitt-Bucher

 

Gastvortrag von Prinz Kum'a Ndumbe III am 30. März 2007

Es ist ein Freitagmorgen, kein gewöhnlicher, alle Schüler und Schülerinnen des Instituts Dr. Flad erwarten heute einen Prinzen aus Kamerun. Man sagte uns, Prinz Kum'a Ndumbe III. aus Kamerun würde heute zu uns kommen und uns aus seinen zahlreichen Büchern etwas vorlesen. Unsere Erwartungen waren sehr hoch, immerhin trägt dieser Mann den Titel Prinz. Viele von uns können gar nicht glauben, dass ein Prinz ins Institut kommen würde, viele erwarteten einen Mann voller Reichtum und Macht.

Prinz Kum'a Ndumbe war mit 15 Jahren nach Deutschland gekommen, studierte in Frankreich Geschichte, Politik und Deutsch und machte anschließend in Berlin seine Professur. Er gilt bis heute als Brückenbauer zwischen Kulturen, ist Wissenschaftler, Schriftsteller und wurde mehrmals für seine Erfolge ausgezeichnet.

Es ist so weit, Prinz Kum'a Ndumbe tritt in den Hörsaal. Alle Augen sind auf ihn gerichtet, was wir sehen ist ein schwarzer Mann aus Afrika, ein Mann, der uns offen entgegentritt mit strahlenden Augen im Gesicht, die seine Freude zum Ausdruck bringen.

Kum'a Ndumbe erzählt anfangs etwas von sich, wieso er heute hier ist und zeigt uns einen Ring, den er an seinem kleinen Finger trägt. Dieser Ring sei ein Geschenk von seinem Großvater an den Großonkel unseres Institutsleiters gewesen für dessen Verdienste um das kamerunsche Schulwesen im 19. Jahrhundert. Damit ist eine zusätzliche völlig unerwartete Verbindung zwischen unserem heutigen Gast und dem Institut geschlagen. Mit großem Stolz wiederholt er alles noch einmal, nur diesmal in seiner Muttersprache, auf Duala. Alle im Hörsaal zeigen ihm nun ihre volle Aufmerksamkeit; manche von uns bekommen sogar Gänsehaut und andere sind total begeistert von der Energie und dem Ausdruck, den er vermittelt.

Er liest uns aus seinem Buch "Ich klopfte an deine Tür" eine Kurzgeschichte, einen Brief, der an seinen Sohn gerichtet war und über das Leben erzählt. Anschließend eine Kurzgeschichte, die uns alle mitgerissen hat, sie handelte von der Mauer am Alexanderplatz, wo er selbst Opfer von Rechtsradikalen wurde. Er selbst konnte diese Art von Umgang nicht verstehen, immerhin war er ein gebildeter Mann, hatte Freunde in Deutschland und kam mit der selben Freude zu diesem Ort, um den Zerfall der Mauer zu sehen wie jeder andere Weiße.

Er liest auch aus seinem selbst geschriebenen Theaterstück "Ach Kamerun" vor. In diesem Stück versucht er uns zu erklären, wie es wirklich aussieht, wenn Weiße in Afrika über Kolonien, wie damals in Kamerun, die Macht übernehmen und alle Afrikaner als nichtsnutzige, dumme Menschen angesehen werden. Obwohl er versucht, das Stück theatralisch darzustellen, kann man an seinem Ausdruck seine Enttäuschung erkennen. Eine der Kurzgeschichten geht uns allen unter die Haut, manche von uns hatten sogar Tränen in den Augen. Diese handelt von dem Völkermord zwischen Tutsis und Hutus. Kum`a Ndumbe will uns zeigen wie die Realität wirklich aussieht und wozu Menschen im Stande sind, wenn sie auf die falschen Personen hören (indem Fall die Politiker).

Im Anschluss gibt es noch ein paar Fragen von den Schülern, die er uns mit großer Freude beantwortet und er erklärt uns noch einmal, wieso er heute da ist. Sein Ziel heute ist es, uns junge Menschen anzutreiben das Unbekannte zu entdecken, eine Brücke zwischen verschiedenen Völkern, Kulturen und Menschen verschiedener Hautfarbe zu bauen. Er möchte uns sagen, dass wir einander vertrauen und lieben sollen, denn durch Hass entstehen Kriege.

Ich glaube die meisten von uns, wenn nicht sogar alle, haben seine Botschaft verstanden. Einige sogar so sehr, dass sie sich entschlossen, einen Auslandsaufenthalt in Afrika zu machen.

Prinz Kum'a Ndumbe ist gekommen und gegangen. Für uns kein Prinz mehr wie der, der in unserer Phantasie existiert. Nein. Nur noch ein Kämpfer, der für eine bessere Welt und ein besseres Morgen kämpft. Ein Mann der unseren Respekt vielfach verdient hat, ein Mann der uns für immer in Erinnerung bleiben wird.

Danke Prinz Kum'a Ndumbe!

Theodora Kranidou, LG 56

 
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